Vom Start-up zu einem der größten Dirndl-Anbieter Deutschlands – Sibilla Kawala schafft den Aufstieg mit Limberry

Sibilla Kawala hat sich mit ihrem Dirndl-Konfigurator einen echten Namen in der Trachten-Branchen gemacht. Vielen ist die Hamburgerin vor allem wegen ihres Auftritts in der Höhle des Löwen bekannt, die sie erfolgreich mit einem Deal mit Judith Williams und Carsten Maschmeyer verließ. Im Interview mit absatzwitschaft spricht die Doktorandin über ihren Aufstieg als Gründerin.
Kawala ist sich schon jetzt sicher, dass Limberry nicht ihre letzte Gründung bleibt

Sibilla, wie kamst du auf die Idee Trachtenmode Online zu verkaufen?

Tatsächlich war dies eigentlich nicht geplant und eher ein Zufall, der sich aus den unternehmerischen Entwicklungen von Limberry heraus ergab. Ich gründete Limberry im Jahr 2010. Meine Idee war ein Onlineshop im Bereich “mass customization” aufzubauen. Das bedeutet, meine Kundinnen sollten sich über einen Online-Konfigurator, ihre Kleidung selbst gestalten konnten, die dann für den Kunden in einer deutschen Manufaktur gefertigt wurden. Leider funktionierte das Konzept überhaupt nicht: Ich hatte zwar lange Besucher- und Verweildauern auf meiner Webseite, aber es kam in den seltensten Fällen zu Kaufabschlüssen. Es war jedoch nicht zu verkennen, dass sich ein Produkt mit Abstand am besten verkaufte und auch medial die meiste Aufmerksamkeit erzielte: Das Dirndl zum Selbstgestalten! Ich gab mir also noch eine Chance und setzte alles auf Trachten. Das neue Businessmodell ging auf und so wurde Limberry als Label und Onlineshop für Premiumtrachtenmode bekannt!

Bist du wehmütig, dass deine erste Idee nicht funktioniert hat und sie nur noch Trachten machen?

Nein, absolut nicht. Ich bin an erster Stelle Unternehmerin mit einer großen Leidenschaft für Mode. Beides kann ich auch in dem heutigen Geschäftsmodell von Limberry einbringen.

Wie kamst du auf den Namen Limberry?

Limberry setzt sich aus dem altenglischen Wort limber (geschmeidig, flexibel, elegant) und berry zusammen. Die Flexibilität entspricht dem customized-Ansatz meines Unternehmens und es klingt für mich anmutig – so wie ich auch meine Mode sehe.

Wie sah deine Ausbildung/dein Studium aus?

Ich habe eine klassische BWL-Schule durchlaufen: Einen Bachelor in International Management, einen Master in Projektmanagement und schließlich noch ein PHD in Wirtschaft & Marketing. Vielleicht gerade deswegen war es mir wichtig, in der Paxis nicht nur mit Zahlen zu jonglieren, sondern in einem kreativen Umfeld wie der Mode zu arbeiten.

Kannst du nähen?

Nein, obwohl meine Mutter und meine Großmutter, die mir bei den Entwürfen der Kollektion helfen, super Näherinnen sind. Ich hatte um ehrlich zu sein nie die Muße und die Geduld, es zu lernen.

München ist die Trachtenstadt. Warum bleibst du dennoch in Hamburg?

Ich bin gebürtige Hamburgerin und liebe diese Stadt. Wenn es nötig gewesen wäre um Limberry besser voran zu bringen, hätte ich es erwogen, nach München zu ziehen. Doch in der digitalen Welt kann man es mit den richtigen Strategien und einem Händchen für das Produkt schaffen, wirklich von überall aus ein erfolgreiches E-Commerce Unternehmen aufzuziehen – selbst wenn es sich um ein lokales oder regionales Thema handelt.

Lust auf einen eigenen Laden in vielleicht Bayern?

Derzeit eigentlich nicht, da ich so schon komplett ausgelastet bin. Aber vielleicht machen wir zur Oktoberfestsaison ja mal einen Pop-Up Store?(lacht)

Warum ging es für dich zu „Höhle der Löwen“?

Es hat mich gereizt, die Gelegenheit zu bekommen, die Trachtenbranche und Limberry vor einem großen Publikum vorzustellen. Natürlich konnte ich auch die Finanzspritze gut gebrauchen, aber viel wichtiger war es mir, Mentoren und strategische Partner zu gewinnen.

Wie sah deine Karriere vor „Höhle der Löwen“ aus?

Eigentlich genauso wie jetzt – nur dass ich nicht auf der Straße erkannt wurde und keine Löwen als Gesellschafter hatte. (lacht)

Wie sah die Finanzierung vor „Höhle der Löwen“ aus?

Ich habe meinen Bausparvertrag für Limberry verwendet, den ich zur Geburt von meinen Eltern bekam und für den ich jahrelang fleißig gespart hatte. Zudem bekam ich den Gründerzuschuss und ein Friends & Family-Darlehen. Dieses hatte ich aber bereits vor der Höhle der Löwen zurück gezahlt!

Wie viele Jahre hast du an dem jetzigen Erfolg gearbeitet?

Es brauchte etwa vier Jahre bis wir das Konzept umgestellt und damit Erfolg hatten.

Wie groß ist nun deine Firma?

Ich habe nun zehn Mitarbeiter.

Kannst du was zum Umsatz sagen?

Seit der Höhle der Löwen haben wir die Umsätze verdreifacht.

Warum glaubst du, gibt es so wenige weibliche Gründerinnen? Und was kann man dagegen tun?

Leider stelle ich fest, dass immer noch zu viele Frauen von Selbstzweifeln geplagt sind: Sie neigen eher dazu, die eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen und Angst vor dem Ungewissen oder Scheitern zu haben. Ich möchte daher die vielen talentierten Frauen da draußen ermutigen, den Schritt in das Unternehmertum einfach zu wagen! Es lohnt sich!

Beschreibe dein aktuelles Leben in drei Worten:

  • abwechslungsreich
  • aufregend
  • lehrreich

Würdest du noch einmal gründen?

Ja auf jeden Fall. Ich bin einfach eine Unternehmerin durch und durch, und kann mir nichts anderes vorstellen. Ich bin mir jetzt schon sicher dass Limberry nicht meine letzte Gründung ist.

Was würdest du anders machen als früher?

Mein Learning ist ganz klar, dass ich nicht so lange auf ein Konzept beharren würde, welches keinen Erfolg bringt. Die Umstrukturierung mit Limberry erfolgte erst nach drei Jahren – das hätte ich früher machen sollen.

Wie gehst du mit Social-Media um? Ist das wichtig für deinen Shop?

Wir sind vor allem auf Facebook und Instagram aktiv – das sind wichtige Kanäle für uns, um Brandbuilding zu betreiben und über Produktneuheiten zu informieren. Das hilft, unsere Kunden zu binden und andererseits potentielle Neukunden auf uns aufmerksam zu machen. Zusätzlich nutzen wir noch Pinterest und Twitter.