Volvo mischt mit bei der Gestaltung von Städten

Die Traditionsmarke Volvo geht mit dem Marketing ihres Car-Sharing-Dienstes Volvo on demand neue Wege. Die Zusammenarbeit auf Stadtebene soll ihre Fahrzeuge auch in den autofreien Städten der Zukunft sichtbar machen.
Auto-Silhouette vor Fahrradständer
Volvo on demand: Unter anderem mit diesem Prinzip will Volvo bis 2040 klimaneutral werden. (© Unsplash)

Der schwedische Autohersteller Volvo setzt in seiner Marketingstrategie voll auf Nachhaltigkeit, zum Beispiel mit dem Konzept „Freedom to Move“. Darin verspricht das Unternehmen, bis 2040 klimaneutral werden zu wollen.

Bei der Umsetzung dieses ambitionierten Zieles soll unter anderem die Tochterfirma Volvo Car Mobility mit ihrem Car-Sharing-Dienst Volvo on demand helfen. In Zusammenarbeit mit Immobilienbesitzer*innen in Stockholm, Malmö und Göteborg bietet die Mobilitätsplattform Volvo-on-demand-Autos auf Parkplätzen in Wohngebieten an. Das Besondere daran: Mieter*innen erhalten einen Rabatt oder sogar eine Flatrate für die Fahrzeuge. Eine überraschende Strategie für einen Autohersteller.

Durch die Nutzung von Autos nur bei Bedarf – ob nun stunden-, wochenend-, wochen- oder monatsweise – sollen der private Besitz von Autos sowie Parkplätze reduziert werden und mehr Platz für Grünflächen in Städten entstehen. Seit 2019 hat Volvo on demand insgesamt etwa 250.000 registrierte Kund*innen.

Zusammenarbeit mit der Wohnsiedlung Fullriggaren in Malmö

Der CEO präsentiert es als ein Win-Win für beide Seiten: “Immobilienbesitzer*innen können ihren Mieter*innen mit dem Zugang zu einem Auto einen Mehrwert anbieten. Und wir bekommen gleichzeitig Zugang zu einer neuen, progressiveren Zielgruppe.“ Die Zusammenarbeit bezieht nicht nur private Vermieter*innen, sondern sogar Wohnungen in Besitz der Stadt ein. Als wirksam für die mediale Aufmerksamkeit erwies sich unter anderem die Wohnsiedlung Fullriggaren in Malmö: Es war Bedingung der Kommune für eine Zusammenarbeit mit Volvo, dass die Mieter*innen einen kostenfreien Zugang zu einem Auto-Pool von Volvo on demand, damals noch Sunfleet, bekommen. Hintergrund war das Bestreben Malmös, einen grünen Stadtteil zu erbauen und zur Autoreduzierung in schwedischen Großstädten beizutragen. Deshalb hatte die Mobilitätsplattform eine Rahmenvereinbarung mit dem Vermieter geschlossen; die Volvos on demand im Parkhaus waren in den ersten fünf Jahren in der Miete inklusive. Diese Autos befinden sich bis heute im Parkhaus der Wohnsiedlung, bestätigt Johan Sahlin, Head of Communications für Volvo Cars Mobility.

Mit diesen Mobilitätskonzepten schwebt Erik Jivmark, CEO von Volvo Car Mobility vor, neue Zielgruppen zu erschließen: “Das Paar mit zwei Kindern, die von zu Hause ausgezogen sind, möchte vielleicht sein Auto abschaffen und in die Stadt ziehen. Andere haben ihr erstes Kind bekommen und davor noch nie ein Auto besessen. Jetzt wollen sie Familie und Freunde besuchen.”

Nächster Schritt: Die globale Expansion

Der Dienst soll demnächst global expandieren und weltweit weitere Leistungen anbieten. In welchen Ländern er genau starten wird, verrät Jivmark noch nicht. Der Sitz der Volvo-Tochter Volvo on demand im Tech-Quartier von Stockholm biete ihnen jedenfalls Zugang zu Talenten im Tech-Bereich.  Mit flachen Hierarchien werden neue, innovative Ideen für „Volvo Car Mobility“, die Mobilitätsplattform, zu dem der Dienst „Volvo on demand“ gehört, entwickelt. Wird also demnächst auch in deutschen Städten Car-Sharing in der Miete enthalten sein?

Darauf soll eine Frau mit dem globalen Überblick Antwort geben: Olivia Ross-Wilson, ursprünglich aus Sydney, ist in der Zentrale, die sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Göteborg befindet, verantwortlich für die Kommunikation des Unternehmens weltweit. Die weltweite Marketing-Strategie, so Ross-Wilson ist eine starke, globale Marke, die lokal verschieden in den Ländern, in denen Volvo tätig ist, interpretiert würde. Das Beispiel Volvo on demand auf Stadtebene sei aktuell eines der besten, um die Vorgehensweise der Brand zu erklären. „Wir schauen uns in Schweden mit Volvo on demand an, was wir noch brauchen, was wir machen müssen, was der Kund*in am Ende den größten Vorteil bringt, wie wir es in eine Community einbringen, was zugänglich ist“, erklärt sie. Und weiter: „Wo das Auto sich befinden soll, damit es einem einen Service bietet, von dem man gern profitieren möchte, ist offen für lokale Interpretationen. Wir wollen verstehen, wie es funktioniert, erst dann gehen wir mit vollem Einsatz an die Sache heran. Das ist uns lieber, als zu versuchen, auf allen Märkten gleichzeitig präsent zu sein, aber ohne Erfolg.“ Diese Vorgehensweise sei typisch für Volvo.

Weniger Autos im Privatbesitz

Ist es kein Widerspruch für einen Autohersteller, mit seiner Tochterfirma eine Strategie zu fahren, die am Ende zu weniger Autos in Privatbesitz führen soll? Das sieht Ross-Wilson nicht so: „Natürlich ist Volvo on demand unser Produkt und die Produkte, zu denen wir Menschen Zugang geben, sind Volvo Cars Produkte. Wir sehen, dass Menschen einen unterschiedlichen Zugang zu Eigentum haben wollen und wir wollen sicher sein, dass wir verstehen, was das bedeutet“, sagt sie. Und weiter: “Wenn wir uns dazu noch die Ansätze der Stadtplanung anschauen, sehen wir, dass es in Zukunft weniger Möglichkeiten für Autos in Städten geben wird.“ Doch auch in Zukunft, so Ross-Wilson, wird weiterhin Bedarf an Autos bestehen. Bisher seien die öffentliche Infrastruktur und das Transportsystem noch nicht so weit, dass es den Bedarf an persönlicher und individueller Individualität übersteige, meint sie. „Aber natürlich müssen wir uns das komplette Ökosystem des Transports der Zukunft anschauen. Aus diesem Grund ist Carsharing für uns ein sehr wichtiger Teil, den wir verstehen müssen. Aus demografischer Sicht könnte Carsharing der Weg sein, wie zukünftige Generationen auf das Auto zugreifen möchten.“