SPD und Grüne bieten beste „Besucher-Services“ im Netz

Am 22. September ist Bundestagswahl. Digitale Medien spielen eine zentrale Rolle im Wahlkampf – auch die Websites der Parteien. Hier präsentieren sie Informationen für Mitglieder und potenzielle Wähler. Doch wie originell sind die Internetpräsenzen? Ermöglichen sie Interaktionen zwischen Partei und Website-Besuchern? Die Online-Agentur Mosaiq Media hat das geprüft. Laut ihrer Analyse hat die SPD die beste Internetseite, gefolgt von der Partei Die Grünen und der CSU. CDU, FDP, Die Piraten und Die Linke folgen auf den weiteren Plätzen.

Als Analyse-Instrument für die Parteien-Websites diente das von Mosaiq Media entwickelte Tool BrandInteract. Es untersucht den Interaktionsgrad zwischen Nutzer und Internetseite. Als Basis wurden verschiedene Interaktionsfaktoren definiert, die jeweils auf der emotionalen, der rationalen und der Aktivierungs-Ebene angewendet wurden. Positive Emotionen werden beispielsweise durch Bildwelten und eine direkte und persönliche Sprache geweckt, aber auch durch Symbole und Logos. Auf der rationalen Ebene geht es um ausreichende sowie überzeugende Informationen im Sinne relevanter Fakten und thematischer Gliederungen. Auf der Interaktions- und Aktivierungsebene schließlich wird der User durch visuelle, akustische und haptischer Elemente aufgefordert zu agieren. Hilfreich für ihn sind unter anderem Suchfunktionen sowie Videos und Bilder.

Platz 1: SPD

Mosaiq Media beurteilt die Website der SPD als sehr stimmig. Sie besitze einen hohen Wiedererkennungswert und biete gut aufbereitete Informationen speziell für unentschiedene Wähler. Aktionsboxen und die Rating- und Kommentarfunktionen wirkten aktivierend auf die Informationssuchenden und würden von diesen auch genutzt. Der prominent platzierte Twitter-Stream präsentiere dem User das momentan aktuellste Thema der Partei und animiere ihn zum Weiterlesen. Sehr aktivierend wirke die direkte Ansprache der unterschiedlichen Besucher: „Nutzer, die nur eine Minute Zeit haben, werden angeregt, der SPD in den sozialen Medien zu folgen. Wer länger Zeit hat, wird zum Spenden und Surfen animiert und wer eine Stunde Zeit hat, wird zum Wahlkampf eingeladen.“

Platz 2: Die Grünen

Einen sehr aktuellen und lebhaften Eindruck vermittelt laut Mosaiq Media die Website der Grünen. Der Aufbau der Seite wirke zwar zunächst willkürlich, doch die Kombination aus ungewöhnlichem Aufbau, „anderen“ Farben und bunten Teaserflächen vermittele ein sympathisches Gesamtbild. Auch hätten sich die Grünen mit ihrer Website und der Startseitengestaltung viel Raum für klare Statements und zur Darstellung unterschiedlichster Themen geschaffen. Auf Folgeseiten werde mit gut aufbereiteten Artikeln klar Stellung bezogen. Zum Handeln werde der Internetnutzer durch die direkte Ansprache aufgefordert. Die Inhaltselemente seien häufig ganzflächig anklickbar und die rechtsseitige Teaserfläche auf den Folgeseiten biete immer wieder neue Einstiegsmöglichkeiten. Eine vergleichsweise hohe Verweildauer spiegele sich unter anderem in umfangreichen Kommentaren zu den Artikeln wider. Es werde Dialogbereitschaft gezeigt und selbst gelebt.

Platz 3: CSU

Die brandneue und responsive CSU-Website wirkt der Analyse von Mosaiq Media zufolge sehr reduziert, freundlich und menschennah. Verstehe der Nutzer das Navigationskonzept (Hauptnavigation unten, Unternavigation oben), finde er sich schnell zurecht. Die CSU habe mit dem Relaunch im April einen eigenen Weg gefunden, Inhalte darzustellen. Durch den intensiven Einsatz von Bildern und plakativen Überschriften spreche die CSU die Gefühle ihrer Besucher an, jedoch wirke die Website eher distanziert. Die Partei schaffe es zudem nicht, ihr Grundsatzprogramm schnell und unkompliziert darzustellen. Für Interaktion sorgten Elemente wie die Vorstellung des Vorstands, die Terminübersicht oder die eingebundenen Twitter-, Facebook– und Youtube-Streams.

Platz 4: CDU

Der CDU bescheinigt Mosaiq Media, dass ihre Website im ersten Augenblick sehr modern und aufgeräumt wirkt. Durch den Relaunch optisch aufgewertet, habe sich aber weder inhaltlich noch argumentativ viel verbessert. Beim Aufruf der Seite werde man von einem großflächigen Slider begrüßt, über welchen aktuelle Themen gespielt werden – der jedoch nicht anklickbar sei. Der einfühlsame Slogan „Was mir am Herzen liegt“ und die direkte Nutzeransprache würden dem Besucher aber das Gefühl geben, es werde auf ihn gehört. Auf der rationalen Ebene fehlten grundsätzliche Informationen, warum die CDU die Partei der Wahl sein soll. Appelle wie „Jetzt aktiv mitmachen“ oder „Unterstützen Sie jetzt die CDU“ würden nur von mäßig vorhandenen Argumenten gestützt. So werde die Wirkung der eingesetzten Multimediainhalte auf den Folgeseiten mit ihren textlastigen Inhalten und vielen PDFs wieder abgeschwächt. Gut gelöst sei die Sharing-Funktion auf den Unterseiten, weniger gut die Navigation. Nicht wirklich nutzerfreundlich sei die Bedienung des Sliders auf der Startseite: Was auf den ersten Blick wie Pfeile zum Inhaltswechsel aussieht, entpuppe sich als Social-Web-Button und ein Link zur Mediathek.

Platz 5: FDP

Trotz eines sehr aufgeräumten Eindrucks des Internetauftritts der FDP bemängelt Mosaiq Media, dass dem Besucher die Orientierung erschwert werde – durch die ungewöhnliche Anordnung der vielen Navigationselemente und fehlende Kontraste beim Mouseover. Die FDP präsentiere sich insgesamt wenig emotional. Die plakativen Überschriften förderten das Interesse an mehr Informationen. Die einfach gehaltenen Folgeseiten enthielten jedoch größtenteils Textwüsten und sperrige PDF-Dokumente. Hervorgehobene Kernaussagen und -forderungen suche man vergebens Nur sparsam verwendeten die Liberalen Bilder oder veranschaulichende Grafiken. Übersichtlich gestaltet sei aber die Seite, auf der die Partei ihre politischen Themen auflistet. Für die Sharing-Funktion scheine man sich ein wenig zu schämen, da diese in einer kaum wahrnehmbaren Größe und an ungewöhnlicher Stelle platziert sei. Beispielhaft in Sachen Interaktion und Besucher-Aktivierung sei jedoch die Foto-Aktion zur „Gut gemacht“-Kampagne. Hier könne der Nutzer ein individuelles Motiv mit eigenem Foto und Text erstellen und veröffentlichen.

Platz 6: Die Piraten

Das Ziel, Mitglieder zu generieren und Besucher zu mobilisieren, steht bei den Piraten klar im Vordergrund, stellt Mosaiq Media fest. Die Piratenpartei setze auf ein responsives Design und hole somit auch mobile Nutzer gut ab. Trotz guter Ansätze überzeuge die selbst ernannte Internetpartei mit ihrer Website jedoch nicht. Zwar würden Besucher aktiv angesprochen, der Slider unter der Hauptnavigation verfehle jedoch seine Wirkung. Die verwendeten Motive seien emotional wenig ansprechend und die abgebrochenen Überschriften ließen den Besucher ratlos zurück. Die starke Orientierung an einem klassischen Blog passe sich zwar den Gewohnheiten vieler Nutzer an, habe aber auch klare Nachteile. Die einzelnen Beiträge und Artikel seien sehr textlastig – es fehle an Grafiken oder Bildern, die den Inhalt verstärken. Die Wahl des Layouts wirke sich zudem negativ auf das Kriterium Interaktion und Aktivierung aus. Überraschend schlecht umgesetzt seien die Sharing-Funktion sowie der Umgang mit der Kommentarfunktion. Die Piraten versäumten es, Kommentare zu beantworten und verhinderten so einen Austausch mit potenziellen Wählern.

Platz 7: Die Linke

Deutliche Kritik übt Mosaiq Media an der Website der Partei Die Linke. Sie wirke lieblos zusammengestellt und könne auf keiner der drei Ebenen wirklich punkten. Insgesamt vermittele die Seite den nüchternen Eindruck eines Nachrichten-Portals. Wichtige Elemente wie Logo und Unternavigation seien nicht auf der linken, sondern auf der rechten Seite platziert. Das sei zum einen unlogisch und inkonsequent und entspreche zum anderen nicht der natürlichen Lesebewegung der Nutzer, die der Form eines F folgt und zuerst den oberen und linken Bereich einer Website erfasst. Die Artikel auf der Startseite beziehen sich laut Analyse auf verschiedene Argumente oder Positionen der Linken, eine handfeste Argumentationskette oder Begründung suche der User aber vergeblich. Wirklich schlagkräftige Argumente fänden sich häufig erst auf den Folgeseiten und es fehle eine kompakte Übersicht über das aktuelle Wahlprogramm oder die grundsätzliche Orientierung der Partei. Schließlich biete die Website kaum aktivierende Elemente – es fehle sowohl an Verlinkungen in Überschriften und Bildern als auch an der Einbindung von Videos. Dem Nutzer werde außerdem keine Möglichkeit geboten, Artikel in sozialen Netzwerken zu teilen.