Von Anne-Kathrin Keller
RTL II setzt weiter auf Hochkaräter. Nach dem prolligen Millionärspaar Geiss wird jetzt gesaugt und geschwäbelt: Mit der neue Doku-Soap „Hausenblas – Staubsauger-Vertreter Deluxe“ hat der Münchener Privatsender ein neues neureiches Pärchen gefunden, das die Zuschauer mit in seine skurrile, glitzernde Parallelwelt nimmt.
Sie sind schwäbisch, fahren dicke Autos, treffen Promis, zicken sich an und sind sich für nichts zu schade: Michael Hausenblas und Angelina Martin, zwei fleißige Schwaben, haben rund um eine Luxus-Marke für Haushaltsgeräte ein Staubsauger-Imperium aufgebaut. Wie die Geissens sind sie Selfmade-Millionäre. RTL II bezeichnet die Hausenblas bereits als wahre Perle des Genres Doku-Soap.
Pedantischer Schwabe mit Putzfimmel
Im Zentrum des Reality-Formats steht Michael Hausenblas mit seinem Putzfimmel. Der Saubermann mit dem akkurat geföhnten Scheitel prüft sein Büro auf Fingerabdrücke und Schmutz, kurz nachdem die Reinigungskraft da war. Seine größte Sorge gilt den Staubkörnchen, die sich im Teppich verkriechen könnten oder unkontrolliert durch die Luft wirbeln. Gegen diese Störenfriede geht Michael Hausenblas mit Edelstaubsauger Milbi vor. Milbi ist neben seiner Lebenspartnerin Angelina Martin sein wichtigster Bezugspunkt, mit Milbi redet er, Milbi kommt überall mit hin.
Hausenblas, Michael – wie er sich selbst stets vorstellt – hat als Staubsaugervertreter Karriere gemacht und bezeichnet sich als Verkaufsgenie. Seit dem 10. September hat der verschrobene Wahl-Stuttgarter seinen Platz am Montagabend bei RTL II. Bei den ersten beiden Sendungen staubte er von den 1,7 Millionen Geissenzuschauern fast die Hälfte ab und erreichte somit sechs Prozent Reichweite in der werberelevanten Zielgruppe.
Eingeführt wurde Michael Hausenblas von den Geissens selbst. Er besuchte sie in ihrer Show und verkaufte Carmen Geiss einen seiner sündhaft teuren Edelstaubsauger, besetzt mit Swarovski-Kristallen. Robert Geiss wurde Michael Hausenblas zu viel, er lief davon, seine Frau Carmen hatte der Edelvertreter schnell um den Finger gewickelt. Sie nahm den Staubsauger. „Gschäftle gmacht“, freut sich Hausenblas.
Skurrilität und Promifaktor
Ähnlich wie bei den Geissens setzt RTL II bei Hausenblas auf einen gewissen Promifaktor. Der Herr der Staubsauger versucht regelmäßig, anderen C-Promis seine Ware anzudrehen. So besuchte er in der ersten Folge die Jacob Sisters. Längst müsste er laut Doku-Soap nicht mehr arbeiten, aber Hausenblas wolle sein Verkaufstalent nicht verlernen.
Hausenblas wird dargestellt, wie sich die breite Bevölkerung einen Vertreter vorstellt. In einer Vitrine in seinem Büro stehen seine Verkaufstrophäen: Goldsterne für je 25 verkaufte Geräte oder drei geworbene Mitarbeiter innerhalb eines Monats, eine silberne Weltkugel für die beste Verkaufsgruppe weltweit und ein Goldring für den Verkäufer des Jahres. Inzwischen ist er Geschäftsführer von HYLA Germany mit derzeit rund 520 Mitarbeitern.
Die Verkäuferkarriere des gebürtigen Allgäuers habe sich laut RTL II-Redakteuren früh abgezeichnet. Schon mit sechs Jahren drehte er Mitschülern Fahrradklingeln an. Nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann startete Hausenblas zunächst als Textilvertreter, dann als Ferrarivertreter. Seine wahre Liebe fand er allerdings in dem Luxusstaubsauger der Firma Hyla. Der kostet zwar einen vierstelligen Betrag, macht aber nicht nur den Boden sauber, sondern auch die Luft rein. Mittlerweile hat er die Vertriebsrechte als Hyla-Generalimporteur für Deutschland und genug Geld, sich selbst einen Ferrari zu leisten.
Millionärskonzept zahlt sich für RTL II aus
Der Reichtum schützt ihn aber nicht vor den Tücken des Alltags. So muss sich Hausenblas in der Sendung der enormen Herausforderung stellen, seiner Frau zu beichten, dass er sich einen Porsche gekauft hat. Zudem muss er Milbi an seiner Frau vorbei mit in den Urlaub schmuggeln. Er kann Geschäftsbesprechungen nicht anfangen, wenn nicht jeder Mitarbeiter an dem Platz des Konferenztisches sitzt, an dem auch das Messingschild mit dem Namen des Mitarbeiters ist. Geld spielt bei allen seinen Aktivitäten keine Rolle. Staubsauger verkauft er genug. Egal, ob an Hausfrauen, die Jacob Sisters oder Bordellbesitzer.
Kurzum: Die Sendung ist ganz großer Trash – aber sie funktioniert. Das Bild vom Vertrieb, das RTL II darstellt, hat nichts mit der Realität zu tun. Aber das will RTL II auch gar nicht. Der Zuschauer soll vielmehr den Eindruck bekommen, dass es gar nicht so schwer ist, reich zu werden. Das Konzept der Millionärsserien ging bisher für RTL II auf. Zwar sagt man dem Sender nach, ein eher sozial schwächeres Publikum zu haben, dennoch scheint es skurrile Neureiche zu mögen. Die Geissens haben dem Privatsender regelmäßig am Montag zur besten Sendezeit Traumquoten gebracht und Konkurrent Pro Sieben weit abgehängt. Mit den Hausenblas hat der Sender einen ähnlichen millionenschweren Clan gefunden. Ob das Vertreterehepaar ähnlich kultig wird, bleibt abzuwarten.