Mittelständler verlieren 75 Milliarden Euro Umsatz

Mittelständische Firmen gelten als eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Auch sie trifft die Corona-Krise hart. Die Förderbank KfW bescheinigt den Unternehmen aber eine gestiegene Widerstandskraft.
KfW
Der Mittelstand braucht staatliche Hilfsmaßnahmen und KfW-Kredite: "Sie federn die Folgen des coronabedingten Stillstands ab und ermöglichen es, länger durchzuhalten." (© Imago)

Der Umsatz bricht ein, die Stimmung ist im Keller: Die Corona-Krise trifft mittelständische Firmen in Deutschland mit voller Wucht. Mehr als 2,2 Millionen und damit 58 Prozent der etwa 3,8 Millionen Mittelständler verzeichneten im März Umsatzeinbußen aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen, wie aus einer Umfrage der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. Im Durchschnitt ging kleinen und mittleren Firmen etwa die Hälfte der üblicherweise in diesem Monat zu erwartenden Umsätze verloren. Insgesamt büßte der Mittelstand so etwa 75 Milliarden Euro oder 2 Prozent seiner Jahreserlöse ein.

Nach einer ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform planten die Unternehmen trotz düsterer Geschäftserwartungen zum Zeitpunkt einer Befragung im März keinen Stellenabbau im größeren Stil. Knapp jedes vierte Unternehmen (23,9 Prozent) kündigte demnach sogar an, in den nächsten Monaten Mitarbeiter einstellen zu wollen. Personalabbau peilten 7,5 Prozent der Befragten an, vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Die Planungen stünden allerdings unter erheblichen Unsicherheiten und müssten eventuell angepasst werden, erklärte Creditreform.

Liquiditätsreserven reichen bei der Hälfte der Firmen bis Ende Mai

Sollte sich der Umsatzeinbruch auf ähnlichem Niveau fortsetzen, könnte es für viele Firmen eng werden. Die Liquiditätsreserven reichen bei der Hälfte der Unternehmen der KfW-Umfrage zufolge noch bis Ende Mai. „Die aktuelle schrittweise Rückführung der coronabedingten Eindämmungsmaßnahmen lässt auf eine Entspannung im Mittelstand hoffen“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Niedrigere Umsätze und Liquiditätsengpässe dürften die Firmen aber auch in den nächsten Wochen begleiten. Staatliche Hilfsmaßnahmen und KfW-Kredite seien daher weiter nötig. „Sie federn die Folgen des coronabedingten Stillstands ab und ermöglichen es den Unternehmen, länger durchzuhalten“, sagte Köhler-Geib.

Am häufigsten beklagten der KfW-Umfrage zufolge Dienstleister Umsatzrückgänge. Etwa 40 Prozent der Unternehmen verzeichneten etwa gleichbleibende Erlöse – meist größere Firmen insbesondere aus dem Handwerk und dem Baugewerbe. Einige wenige Mittelständler (zwei Prozent) verbuchten sogar Zuwächse, zum Beispiel im Handel.

Widerstandsfähigkeit des Mittelstands deutlich verbessert

Insgesamt hat sich der KfW zufolge die Widerstandsfähigkeit des Mittelstands gegenüber unerwarteten Ereignissen deutlich verbessert. „Die in den vergangenen Jahren aufgebauten Finanzpolster helfen in der aktuellen Krise, Verluste temporär zu verkraften und den Druck auf die Liquidität zu mindern“, sagte die Chefvolkswirtin. Im Durchschnitt sei die Eigenkapitalquote zwischen 2002 und 2018 um 13 Prozentpunkte auf aktuell 31 Prozent gestiegen.

Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen sank Creditreform zufolge im März auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren. Vor allem die Geschäftserwartungen verschlechterten sich deutlich.

he/dpa