Von Felix Buske
Einmal mehr ist Köln das Epizentrum der Gaming-Community, denn dort stellen derzeit die Spieleentwickler ihre neuesten Titel auf der alljährlichen Spiele-Messe Gamescom vor. Zwei der prominentesten Shooter in diesem Jahr sind dabei “Call of Duty: Black Ops 4” und “Battlefield 5”, die Spieler in unterschiedliche Kriegsszenarien versetzen.
Da verwundert es erstmal nicht, rund um das Messegelände Plakate vorzufinden, die Soldaten vor blutrotem Himmel zeigen und auf denen Slogans, wie “Multiplayer at its best!” oder “Mehr Open World geht nicht!” prangen. Nur dass diese Plakate keinen Online-Shooter bewerben, sondern die Deutsche Bundeswehr, die auf der Gamescom ebenfalls einen Stand hat. In der Rhetorik nutzt sie dabei Schlagworte aus der Gamerszene, was sich auch an den etwas unscheinbar am unteren Rand der Plakate stehenden Zusätzen erkennen lässt. Diese lauten “An deine Grenzen gehen statt in deinem Level festhängen?” und “Echte Kameradschaft statt Singleplayer-Modus?”. Beide schließen mit der Aufforderung “Mach, was wirklich zählt. Setz dich für Freiheit und Sicherheit ein und starte deine Laufbahn bei der Bundeswehr. Besuche uns auf der Gamescom oder unter www.bundeswehrkarriere.de”.
Die Bundeswehr postete die Plakate selbst auf Twitter und kommentierte, sie wolle damit “zum Nachdenken darüber anregen, was wirklich zählt: Krieg spielen oder Frieden sichern?”
Schon unsere Werbung zur #Gamescom gesehen?
Wir wollen zum Nachdenken darüber anregen, was wirklich zählt: Krieg spielen oder Frieden sichern?#Gamescom2018 #GC18 #Bundeswehr pic.twitter.com/SL5X6C1vBA— Bundeswehr (@bundeswehrInfo) August 22, 2018
Die Reaktion dazu fallen auf dem 280-Zeichen-Dienst jedoch größtenteils spöttisch und fassungslos aus. Einige User führten die Plakatkampagne in fiktiven Eigenkreationen fort.
Was die Bundeswehr verschweigt:
– Es gibt nur ein Leben
– Respawn höchstens vor dem jüngsten Gericht
– Med Packs? *rofl*
– Save Games oder Restart unmöglich
– Es gibt keinen Beginner’s Mode
– Es gibt keinen Cheat Mode
– Die wenigsten Gegner schießen wie Stormtroopers
– etc— Antifa McGartencenter (@Cyrus_McDugan) August 22, 2018
Kurze Frage: wenn die Bundeswehr der beste Multiplayer ist – ist Afghanistan dann so etwas wie die Gamescom?#Bundeswehr #GamesCon2018
— Micky Beisenherz (@MickyBeisenherz) August 23, 2018
Heute in Köln zur #Gamescom2018 gespottet: die bislang geschmackloseste Werbung der #Bundeswehr. Als wäre Krieg nur ein #OpenWorld-Game, zur Unterhaltung gedacht und doch auch gar nicht so real. Sehr traurig 🙁 #gamescom pic.twitter.com/msXtyZNiMK
— Wannabe ich halt (@msh0ts_) August 22, 2018
https://twitter.com/rezomusik/status/1032316886153879554
DeutschlandfunkNova-Reporter Thomas Ruscher meldete sich mit einem Eindruck von vor Ort.
Ohne was im O-Ton zu haben: Der Stand der Bundeswehr ist wie jedes Jahr ganz okay besucht, die Plakatkampagne, bei der auf den ersten Blick gar nicht so ersichtlich ist, von wem sie stammt, sorgt bei vielen Spielern auch für Stirnrunzeln.
— Thomas Ruscher (@ThomasRuscher) August 22, 2018
sueddeutsche.de zitiert unterdessen den Gamescom-Standleiter der Bundeswehr, Nils Feldhoff, mit den Worten “Wir sehen das als Einladung, um darüber zu diskutieren”.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundeswehr mit ihrem Gamescom-Auftritt für Furore sorgt. So stellte sie dort 2016 einen Panzer aus, ironischerweise, um auf Cyberkriege aufmerksam zu machen. Und auch bei der diesjährigen Digitalkonferenz re:publica machte die Bundeswehr von sich reden (MEEDIA berichtete). Von den Veranstaltern war sie aufgrund ihrer Uniformen ausgeladen worden und baute stattdessen einen Stand vor dem Konferenzgelände auf.