Handys auf Abschiedstour, Samsung im Aufholmodus

Das Leben wird immer noch digitaler. Dabei nimmt die mobile Internetnutzung rasch zu, während die Zahlungsbereitschaft für Onlineangebote auf niedrigem Niveau wächst. Profiteure des Smartphione-Booms sind Apple und Samsung.

Von Roland Karle

Unterwegs sein und Medien nutzen, schickt sich an zum Volkssport zu werden. Die neuesten Daten dazu liefert die Allensbacher Computer- und Technik-Analyse (ACTA), die heute vorgestellt wurde. Die rasche Verbreitung von Handys und Smartphones in den vergangenen Jahren hinterlässt deutliche Spuren. Seit 2011 ist der Anteil der Internetnutzer (14 bis 64 Jahre) von 83 auf 88 Prozent gestiegen. Während vor zwei Jahren erst jeder Fünfte auch via Smartphone/Handy online ging, war es 2012 jeder Dritte und heute ist es schon jeder Zweite. Dabei nutzen lediglich 4 Prozent ausschließlich die mobilen Endgeräte als Zugang ins Internet, die Mehrheit geht auch über stationäre Computer ins Web.

Die Zunahme der mobilen Aktivität hat auch die Häufigkeit und die Dauer der Nutzung steigen lassen. So geben gut zwei Drittel (69 Prozent) der Mobilverwender an, mehrmals täglich online zu gehen. Und 57 Prozent der Onliner sind täglich mindestens eine Stunde
im Netz, jeder Fünfte gar zwischen drei und fünf Stunden. Das Hochladen von Fotos oder Videos ins Netz, die Nutzung von Restaurant-/Hotelführern und Twittern gehört zu den meistpraktizierten Anwendungen.

Bei den Medien-Apps haben acht Anbieter die Millionenmarke geknackt, vorne „Der Spiegel“: 2,9 Millionen wöchentliche Nutzer weist die für Mobilgerät entwickelte Anwendung des Nachrichtenmagazins auf. Dahinter folgt die Tagesschau (2,58 Millionen) vor den Apps regionaler Tageszeitungen (2,05 Mio.), „TV Spielfilm“ (2,04 Mio.) und „Kicker“ (1,85 Mio.).

Smartphone löst herkömmliches Handy ab

Bei der Gerätenutzung kündigt sich ein Epochenwechsel an. Das herkömmliche Handy wird, gut zehn Jahre nach der breiten Durchsetzung des Mobiltelefons hierzulande, zunehmend vom Smartphone abgelöst. Laut ACTA war bis 2003 die Verbreitung von Handys auf über drei Viertel der deutschen Bevölkerung (14 bis 64 Jahre) gestiegen, seit 2010 nutzen rund 95 Prozent ein Mobiltelefon. Von dieser Gruppe hatte aber noch vor drei Jahren nicht einmal jeder Zehnte ein Smartphone – heute ist es rund die Hälfte.

„Die Ablösung einfacher Handys durch Smartphones wird sich mit großer Dynamik fortsetzen“, heißt es in der Studie. Aktuell plane ein Drittel der unter 65-Jährigen, in absehbarer Zeit ein neues Mobiltelefon zu kaufen. Dabei legen drei von vier dieser Kaufplaner Wert darauf, mit dem neuen Gerät „ins Internet gehen“ zu können.

Für die Mehrheit seien zudem eine hochwertige Kamera, vielseitige Organizerfunktionen und vor allem ein starker Akku wichtig.
Von dieser Entwicklung profitieren zuvorderst die Marken Apple und Samsung, während Anbieter wie Nokia, Sony Ericsson, Sony und Motorola weiter Marktanteile verlieren. Von den 25,3 Millionen privaten Smartphone-Nutzern besitzen 41 Prozent ein
Gerät von Samsung und 29 Prozent ein iPhone von Apple. Die beiden führenden Anbieter decken somit 70 Prozent des Smartphone-Marktes ab. HTC (8 Prozent) und Nokia (7 Prozent) folgen mit weitem Rückstand. Noch deutlicher sind die Gewichte bei den Tablets verteilt. 58 Prozent der 7,6 Millionen privaten Nutzern eines Tablet-PCs besitzen ein iPad (Apple), 25 Prozent ein Galaxy Tab (Samsung). „Es ist abzusehen, dass die Marktbedeutung der beiden dominierenden Hersteller noch zunehmen wird. Beide werden von der weit überdurchschnittlichen Wiederkaufsbereitschaft profitieren. Das gilt vor allem für den Smartphone-Markt, wo Ersatzkäufe schon eine große Rolle spielen“, prognostizieren die ACTA-Forscher.

Netzanbieter: Festverträge und Flatrates beliebt

Auch bei den Netzanbietern ergeben sich Verschiebungen. Wuchs bis 2011 die Zahl der Prepaid-Kunden, so haben inzwischen 26,6 Millionen Personen einen Festvertrag abgeschlossen, 2,3 Millionen mehr als vor einem Jahr. Dabei wird bevorzugt die Flatrate gewählt (81 Prozent).

Während sich die Mobilfunknutzer hier ausgabefreudig zeigen, bewegt sich die Zahlungsbereitschaft für Inhalte und Dienste im Internet weiter auf eher niedrigem Niveau. Für E-Mail-Dienstleister wären die meisten Nutzer (26 Prozent) bereit, etwas zu zahlen. Für Nachschlagewerke wie Wikipedia wären im Fall einer Kostenpflicht 16 Prozent bereit, Geld auszugeben. Bei Routenplanern sind es zwar nur 13 Prozent und bei Sozialen Netzwerken nur 10 Prozent, jedoch ist die Anzahl der Bereitwilligen gegenüber 2010 um 31 Prozent beziehungsweise 95 Prozent gestiegen.

Aufschlussreich ist auch die Zusammensetzung crossmedialer Reichweiten. Am Beispiel „Auto Bild“ schlüsseln die ACTA-Autoren auf, dass von der Nettoreichweite über alle Kanäle – sie beträgt 4,18 Millionen – fast zwei Drittel (63 Prozent) auf die gedruckte Ausgabe zurückzuführen sind. Über die Internetseite, unabhängig vom benutzten Endgerät, entstehen 1,79 Millionen Kontakt, während sich die App-/E-Magazin-Nutzung via Smartphone und Tablet auf 0,43 Millionen Nutzer summiert.

Tablet lediglich Zusatzgerät

Laut ACTA ist die Nutzung von Tablet-PCs ist in den vergangenen zwei Jahren sprunghaft angestiegen. Verfügten 2011 erst gut 2 Prozent der Bevölkerung (bis 64 Jahre) über ein Tablet, so sind es inzwischen gut 13 Prozent. Gegenwärtig äußern knapp 11 Prozent die Absicht, sich ein Tablet-PC anschaffen zu wollen, weitere zwei Prozent denken über eine Ersatzanschaffung nach. In den meisten Fällen wird das Tablet als Zusatzgerät genutzt – und soll nicht bisherige Geräte ablösen. Lediglich 7 Prozent der Tablet-Besitzer und 6 Prozent der Kaufplaner haben zurzeit keinen herkömmlichen Computer.

Festzuhalten bleibt: Das Leben wird noch digitaler. Das lässt sich am sogenannten „Digital-Life-Index“ festmachen, der anhand von 48 Merkmalen zeigt, inwieweit die digitalen Möglichkeiten für kontinuierliche Information und gezielte Recherche, für die Kommunikation mit anderen, für Veröffentlichungen (Blogs, eigene Website), für Transaktionen (Online-Banking/-Shopping) und für die Rezeption von Musik und anderen Medien via PC und im Internet genutzt werden. Basis der Trendbeobachtung sind die Werte von 2011 (Index 100). Vergangenes Jahr lag der Digital-Life-Index für die deutschsprachige Bevölkerung (14 bis 69 Jahre) bei 116, nun ist er auf 124 gestiegen.

Auffallende Unterschiede im aktuellen Index gibt es. Im Alltag von Männern (Index 111) spielt die Digitaltechnik eine größere Rolle als bei Frauen (90). Am stärksten ausgeprägt sind die Differenzen je nach Alter. Die 14- bis 29-Jährigen (Index 160) sind in der digitalen Nutzung den ab 60-Jährigen (Index 39) deutlich voraus. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich der Bildungsschichten. So bilden Personen mit Abitur oder Studium die Spitze (Index 140), während Personen mit einfacher Bildung einen deutlich niedrigeren Index (63) aufweisen.

Geld übrig für Wikipedia und Routenplaner

Zahlungsbereitschaft für Internet-Angebote

Medienangebot Anteil in % (2013) Veränderung zu 2010 in %
E-Mail-Dienst 26 3
Nachschlagewerk (Wikipedia) 16 3
Routenplaner 13 31
Soziales Netzwerk 10 95
Fahr-/Flugpläne, Verkehrsinfos 8 3
Wetterinformation 8 29
Aktuelles aus Politik, Wirtschaft 6 32
Computerspiele online 6 21
Produktinformation, Preisvergleich 6 -3
Local based services 5 1
Sportnachrichten 4 54
Karten/Tipps zum Wandern, Radfahren 4 k.V.m.
Informationen über Ärzte, Rechtsanwälte 4 k.V.m.
Rezepte/Tipps zum Kochen, Backen 4 k.V.m.
Veranstaltungen, Kulturtipps, Kino 4 45

k.V.m. = kein Vergleich möglich
Basis: deutsche Bevölkerung, 14 bis 64 Jahre
Quelle: Allensbacher Computer- und Technik-Analyse (ACTA)

Spiegel führt vor Tagesschau und Tageszeitung

Meistgenutzte Apps auf Smartphone oder Tablet-PC

Medienangebot Nutzer pro Woche in Mio.
Spiegel 2,90
Tagesschau 2,58
App einer regionalen Tageszeitung 2,05
TV Spielfilm 2,04
Kicker 1,85
Bild* 1,57
Focus 1,43
Stern 1,03
TV Movie 0,96
AutoScout 24 0,91
Süddeutsche Zeitung 0,71
Die Welt 0,55
Handelsblatt 0,52
F.A.Z./F.A.S. 0,41
Auto Bild 0,4

*nur Smartphone-App
Basis: deutsche Bevölkerung, 14 bis 64 Jahre
Quelle: Allensbacher Computer- und Technik-Analyse (ACTA)