Growth Hacking: 7 Tipps für mehr Reichweite

Wachstum ist Neil Patels Leidenschaft. Mit Quick Sprout hat der US-amerikanische Unternehmer und Angel Investor einen Marketingoptimierer gegründet, der Websites zu schneller Größe verhelfen soll – und macht damit Millionen
Der Unternehmer Neil Patel gilt als König für Reichweitenoptimierung

Der Auftritt von Neil Patel bei den diesjährigen Online Marketing Rockstars spaltete das Publikum. Der Multigründer trat mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein auf und wirkte bisweilen wie ein Staubsaugervertreter 2.0. Gleichzeitig war er einer der wenigen Speaker, die in der Lage waren, von der eigenen Erfolgsgeschichte zu abstrahieren, seine Kenntnisse zu verallgemeinern und den Zuhörern konkrete Tipps mit auf den Weg zu geben. Er verwies im Vortrag nicht umsonst auf den E-Commerce-Guru Gary Vaynerchuck, der im letzten Jahr das gleiche bei den Rockstars geleistet hat.

Patel ist ein US-amerikanischer Unternehmer, Angel Investor und Analyse-Experte. In den Staaten ist er vor allem als Gründer oder Ko-Gründer verschiedener Websiteanalyse-Firmen wie „Crazy Egg“ oder „Quick Sprout“ bekannt. Patel verhalf dadurch unter anderem Amazon, AOL oder Viacom zu mehr Erträgen im Web und gilt als Experte für Reichweiten-Optimierung. Bekannte US-Web-Medien haben seine Arbeit aufgegriffen, darunter „Mashable“ und  „Business Insider„, 2014 setzte ihn das „Entrepreneur“-Magazin in einem Beitrag auf Platz 1 der „50 besten Online Marketing Influencer 2014.“

In seinem Vortrag präsentierte Patel sieben Rezepte für den Growth Hack – das sehr schnelle Onlinewachstum. „Hack“ deutet darauf hin, dass es hier nicht um ein organisches Wachstum durch direkte Werbung oder Mundpropaganda geht. Viel mehr zapft Patel etwa Plattformen an, die bereits erfolgreich sind, um deren Reichweite für das eigene Produkt zu nutzen. Dieses Produkt ist derzeit Quicksprout, ein Onlineoptimierungsservice für Websites.

Tipp 1: Erst testen, dann kaufen

Wer von seinem Produkt wirklich überzeugt ist, dürfte keine Probleme damit haben, es seinen Kunden für einen gewissen Zeitraum zum Testen zu überlassen. Der Nutzer bekommt das Produkt oder Teile davon also, bevor er es gekauft hat. Das funktioniert natürlich bei Software am einfachsten. Auf der Website von Quicksprout fragt Patel sehr frontal vom Nutzer einfach eine URL ab, um dann direkt und kostenlos ein erstes Testergebnis zu präsentieren. Die Nutzer können mit dem Basistool kostenlos arbeiten und erst bei einem Upgrade auf eine höhere Version werden Gebühren fällig.

Der Charme dieses Ansatzes liege in seiner Dreifachwirkung: Zunächst könne sich der Kunde natürlich von der Leistungsfähigkeit des Produktes überzeugen und kaufe keine Katze im Sack. Zweitens dokumentiere dieser Ansatz das Selbstbewusstsein des Anbieters. Drittens erreiche das kostenlose Produkt mehr Kunden.

Tipp 2: Die Registrierung vereinfachen

Wer große Mengen an Daten frontal abfragt, riskiert Absprungraten. Gestartet wird mit der kleinstmöglichen Einheit aus E-Mail-Adresse und Passwort. Und selbst das ist Patel noch zu viel. Bei seiner Klientel habe sich ein so genanntes Social-LogIn ausgezahlt. Der Nutzer registriert sich also mit seinen Facebook-Daten. Patel erzielte bei Kissmetrics, eine seiner Firmen, eine Steigerung der Anmeldungen um 59 Prozent. Er weiß aber, dass Zielgruppen unterschiedlich sind und so ist es für ihn nie eine Entweder-Oder-Frage: „Biete dem Nutzer viele verschiedene Möglichkeiten, sich anzumelden, dann machst du es ihm einfach“.

An dieser Stelle wagte Neil Patel auch einen kurzen Ausflug in klassische Conversionoptimierung: „Warum nimmt man immer SignOn als Begriff, LogIn klingt doch viel sympathischer“. Auch diese textliche Veränderung brachte noch einmal 22 Prozent mehr Anmeldungen. Insgesamt, verkündete er, verbesserte er die Anmeldequote um satte 90 Prozent, ohne etwas am Produkt selbst geändert zu haben.

Tipp 3: Instagram können

Instagram ist nicht das größte soziale Netzwerk, aber die Interaktionsquoten sind am stärksten – und genau darum geht es. Hier zeigte Patel den ersten klassischen Growth Hack: „Nutzt die Reichweite der Influencer. Die sind zwar teuer, aber immer noch billiger als Facebookwerbung“. Durch geschickt eingesetzte Aktionen und Gewinnspiele kann man mit Hilfe der Influencer auch die eigene Fan-Basis stärken.

Tipp 4: Die Reichweite anderer nutzen

Das gleiche Prinzip überträgt Neil Patel auch auf Onlinemarketing insgesamt. Statt in klassischen Rastern zu verharren und nur über Medienwebsites als Werbeträger nachzudenken, sollte man lieber darauf schauen, welche Plattformen die Nutzer am Liebsten ansteuern – und mit diesen kooperieren. 

Tipp 5: Der digitale Stolperdraht

Stolperdraht, so nennt Patel ein Angebot, dass man nicht ablehnen kann. Er nennt das Beispiel Orabrush, eine innovative Zahnbürste, die zu Beginn der Wachstumsphase einfach an Nutzer verschenkt wurde. Einzige Gegenleistung: Die Kunden sollten einen Tweet oder Post über den Deal in ihrer Zielgruppe absetzen. Das Kalkül: Der Schneeballeffekt in den sozialen Medien überkompensiert die Anfangsinvestition.

Tipp 6: Das Webinar

Für Neil Patel ist das Webinar der unterschätzte Vertriebskanal überhaupt. Webinare sind nicht nur dazu geeignet, Kunden frühzeitig in der Customer Journey aufzuklären und näher an das eigene Angebot zu führen. Durch die lange Aufmerksamkeitsspanne geben sie dem Verkäufer auch die Chance, sein ganzes Talent zu entfalten. Etwa wenn er erläutert, welche Status- oder Komfortgewinne man erreichen könnte, wenn man das Produkt kauft. Eigenen Angaben zufolge setzt Patel selbst 10 000 Dollar am Tag über Webinare um.

Tipp 7: Die Nutzer um einen Gefallen bitten

Natürlich gehört digitale Mundpropaganda in das Repertoire des Growth Hacking. Neil Patel vertrat einen sehr charmanten Ansatz, wie man mehr Bewertungen für die eigenen Produkte einsammeln kann. „Fragt sie doch einfach“, schrieb er den Onlinemarketern in Hamburg ins Stammbuch. „In meinen Reminder-E-Mails, die zum Bewerten auffordern steht: Könnten Sie mir einen Gefallen tun?“ Onlinemarketing kann so einfach sein.