Geschäftsmodelle der Zukunft: Virtuell wird real!

Früher sind sie noch gerudert. Auf dem Neckar und all den anderen Gewässern. Sie trainierten zusammen, maßen sich bei Regatten und feierten danach gemeinsam. Die Zeiten sind zwar noch nicht ganz vorbei, aber eine bemerkenswerte Zahl an Menschen rudert heute daheim. Das Beispiel steht sinnbildlich für reale Herausforderungen, die sich in den virtuellen Raum verschieben – und gilt auch für Geschäftsmodelle der Zukunft.
Blick in die Zukunft: "Jedes Geschäftsmodell, das nicht mindestens virtuell flankiert wird, steht zur Disposition!" (© iStock/Comic Sans)

Zu Hause auf dem Rudergerät: Das geht auch nachts, wenn es regnet, im Winter, ohne Anreisewege, mit Musik – und Wettbewerb gibt’s trotzdem: dem Internet sei Dank. Virtuelle Ruderclubs mitsamt großen Regatten gibt es ebenso wie virtuelle Radfahr- oder Laufwettbewerbe. Mitmachen kann jeder.

Virtuelle Wettbewerbe – das klingt Ihnen zu sportlich? Oder zu abstrakt? Okay, dann drehen wir das mal um. Man kann mutmaßen, dass die meisten Unternehmen mit jemandem im Wettbewerb stehen, und zwar ganz real. Was, wenn nun dieser Jemand auf die Idee kommt, sein Produkt zu virtualisieren oder es zumindest um virtuelle Komponenten zu ergänzen?

Virtuell wird real: von L’Oréal bis Immobiliennutzung

Wie L’Oréal, wo man den Lippenstift seiner Wahl erstmal online aufträgt, damit man wirklich die passende Farbe kauft. Wie große Immobilien- und Bauunternehmen, die ihrem künftigen Gebäudenutzer per BIM-Zwilling all jene Daten an die Hand geben, die ihn sein Gebäude erheblich einfacher und effizienter betreiben lassen.

Klingt vielleicht surreal, wird aber gemacht, und zwar jeden Tag ein bisschen häufiger und besser. Von Ihnen? Vielleicht nicht, aber von Ihrer Konkurrenz. Dabei heißt ja virtuell nicht zwangsweise die Abkehr vom Realen. Im Gegenteil: „Virtuelle Haptik“ ist kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung.

Plötzlich die ganze Welt als Kunde

Nehmen wir virtuelle Weinverkostungen: Man trifft sich mit dem Weinexperten wie in der Kellerei oder im Geschäft, nur eben online in einem Chatraum, nachdem die zu verkostenden Weine nach Hause geliefert wurden. Und man kostet im Bequem-Outfit, ganz ohne Plexiglas-Scheiben, Masken und die ganzen anderen Hindernisse. Und der Wein? Schmeckt genau so – und wird alsbald bestellt. Online natürlich.

Sie merken: Der Wettbewerb bleibt real, doch der Raum dafür wird virtuell, wird größer. Man könnte auch sagen: Beim Wettbewerber, der sein Geschäftsmodell virtualisiert, kann plötzlich die ganze Welt Kunde sein, und zwar mit extrem geringen Hürden.

Vor einigen Jahren habe ich mal vorhergesagt: Die erfolgreichsten Geschäftsmodelle der Zukunft werden digitale Geschäftsmodelle sein. Könnte man bejahen. Und jetzt?

Virtuelle Geschäftsmodelle: besser als gar keins

Angesichts der aktuellen Situation und der immer besser werdenden Werkzeuge kann die These nur lauten: Jedes Geschäftsmodell, das nicht mindestens virtuell flankiert wird, steht zur Disposition! Nein, natürlich nicht das Brot vom Bäcker nebenan, aber vielleicht schon der Laden drumherum. Amazon, das virtuelle Einkaufszentrum, hat es vorgemacht. Und irgendwann werden verwaiste Kaufhöfe in den Städten vielleicht zu Instant-Delivery-Lagern für die Online-Händler.

Unter Umständen sagen Sie jetzt, da fehlt das Menschliche, das Haptische: Stimmt. Doch wenn wir mal ehrlich sind, dann haben wir lieber ein Geschäftsmodell, das zwar nicht auf direktem menschlichem Kontakt basiert, aber dafür – gerade unter den aktuellen Bedingungen – noch funktioniert als bald gar keins mehr.

Wissen Sie was? Bis etwas Reales draus wird, sind Ihre Gedanken auch rein virtuell. Tauchen Sie doch mal tief ein und geben Sie Ihren Ideen später Raum – damit wir gemeinsam bald wieder rebellisch – ohne Angst und mit Vollgas – die Welt prägen!

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