Eine Agentur für Diversität und mehr Sichtbarkeit 

Mit ihrem Unternehmen FEMgmt will die Gründerin Josephine Drews die Creator*innen-Branche verändern – und ist bereits ein Vorbild. Wie ist ihre Idee entstanden und wie können wir alle zur positiven Veränderung beitragen?
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Josephine Drews bedient mit FEMgmt eine wichtige Nische. (© Robert Paul Kothe)

Eigentlich sollte der Pride Month kein Marketing-Trend sein, den man lediglich als Anlass nimmt, um für eine Kampagne eine*n Creator*in aus der LGBTQIA+-Community zu buchen. Vielmehr soll ein dauerhaftes Bewusstsein dafür geschaffen werden, welche Missstände nach wie vor herrschen und dass in der Branche hauptsächlich normschöne, weiße Creator*innen stattfinden.  

Um mit diesem jährlich wiederkehrenden Trend zu brechen, aber auch das dauerhaft vorherrschende Problem zu lösen und die nötigen Impulse zu setzen, hat Josephine Drews ihre Agentur FEMgmt gegründet. „Zu Beginn wollte ich ein rein weiblich gelesenes Management führen. Während der Erstellung des Businessplans habe ich dann aber schnell gemerkt, dass ich damit andere marginalisierte Gruppen ausschließe und ergänzte noch die Themen LGBTQIA+ und Diversity”, sagt sie. Mittlerweile arbeitet sie mit Creator*innen wie Louisa Dellert, Tupoka Ogette, Silvi Carlsson, Phenix Kühnert, Victoria Müller oder Rosa kocht grün zusammen. 

Eine Gründung mit höherem Sinn

Vor ihrer Gründung im November 2020 hat Josephine Drews in einer Berliner Influencer-Marketing-Agentur gearbeitet – aber ihr fehlte der Purpose, wie sie selbst sagt. „Da ich mich privat schon seit längerer Zeit für intersektionalen Feminismus, Aktivismus und die Sichtbarkeit von queeren Personen eingesetzt habe – hier vorrangig als Ally der LGBTQIA+.Community –, sah ich da einen Need, ein Management für Content Creator*innen zu gründen, die diese Themen bedienen und an vorderster Front in den sozialen Medien für mehr Gleichstellung und Sichtbarkeit kämpfen.” Ein Ally zu sein, bedeutet, sich als Verbündete*r stark zu machen und auf Probleme und Diskriminierung aufmerksam zu machen, auch wenn man selbst nicht davon betroffen ist.  

Nicht nur der Erfolg, sondern auch das Feedback bestätigt, dass Drews mit FEMgmt eine wichtige Nische bedient. Sie selbst möchte ein Vorbild sein und erzählt von ihrem geschätzten Kollegen René Schwabe, der YOUciety gegründet hat und unter anderem Leni Bolt, Miss Ivanka T. und Robin Solf managt. Er habe ihre Geschäftsidee als Inspiration für seine eigene Gründung gesehen. Aber auch andere Stimmen innerhalb der Branche gaben ihr Recht, denn ihre Idee erhielt viel Bewunderung und immer die Frage: Wieso gab es eine Agentur mit diesem Fokus nicht schon vorher? 

Veränderung ist ein Zusammenspiel aus dem Innen und Außen 

Um die Branche möglichst effektiv zu verändern, braucht es mehrere Hebel. Deshalb ist Drews neben ihrer Tätigkeit als Agentur-Gründerin auch Vorstandsmitglied des Bundesverband Influencer Marketing und erklärt: „Der Bundesverband ist Anlaufstelle für Unternehmen, Managements, Agenturen und Creator*innen selbst. Wenn hier niemand vertreten ist, der oder die sich für die oben genannten Themen einsetzt, wo dann?” Für sie habe das auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Deshalb setzt sie sich ganzheitlich dafür ein, Themen anzusprechen und auf die nötige Veränderung aufmerksam zu machen. Ziel des Verbands ist unter anderem, die Creator*innen-Branche weiter zu professionalisieren, für ein positives Image des Berufs zu sorgen und die Zugehörigen der Branche zu schützen. Dass hier Punkte wie Repräsentation und Diversität stattfinden müssen, ist nicht nur wichtig, sondern wie in allen anderen Branchen zwingend notwendig. 

Für Vielfalt einsetzen und darüber sprechen 

Alles in allem brauche es für diese Veränderungen vor allem Sichtbarkeit – und für die können alle sorgen. Als Verbandsvorständin setzt sich Drews hinter den Kulissen für die nötige Aufklärungsarbeit ein und dafür, dass die Macher*innen hinter Kampagnen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie Diversität wirklich aussehen soll: „Ich sehe, dass in einer Gruppe von Menschen immer noch lediglich eine diverse Person gecastet wird, sozusagen ‘für die Quote’ – was ein absolutes No-go ist.” 

Auf der anderen Seite der Sichtbarkeit stehen die Kund*innen der Brands und Konsument*innen der Kampagnen, die allesamt ebenfalls eine zentrale Rolle spielen und am Ende die Nachfrage, also den Markt, bestimmen. Deshalb legt Josephine Drews allen ans Herz, Postings zu teilen, die sich für Vielfalt einsetzen, darüber zu sprechen und das Augenrollen, das einem oft entgegengebracht wird, zu ignorieren. Sie findet es wichtig, laut zu sein und anzuecken, denn: „Es ändert sich nichts, wenn sich nichts ändert.” 

(eb, Jahrgang 1993) ist freie Journalistin und kam vom Modejournalismus über Umwege zum Wirtschaftsjournalismus. Sie kann sich schnell für neue Themen begeistern, führt am liebsten Interviews und hasst Stillstand – was das Pendeln zwischen Bayern und Berlin umso leichter macht.