Ein Service-Überangebot wird für das Web 2.0 zum Problem

"Wie viele Web-Services kann ein Mensch nutzen?" fragt die New York Times. Für Fraser Kelton vom Web-2.0-Unternehmen Adaptiveblue geht das Problem deutlich tiefer: Der Fortschritt vergrößert die Zahl neuer Angebote, sodass sich Start-ups nur schwer mit ihren Innovationen auf dem Web-2.0-Markt etablieren.

„Es ist leicht geworden, etwas Neues zu entwickeln, aber schwer, Aufmerksamkeit zu erzielen“, bestätigt Thomas Burg, Marketing-Manager bei mindmeister. Die Kommunikation verlagere sich gerade bei der Jugend verstärkt ins Netz. „Diesbezüglich entsteht oft sozialer Druck“, meint Burg.

Für neue Angebote im Web 2.0 ist das größte Problem aber gar nicht mehr, den Durchschnittsuser anzusprechen, warnte Kelton bei einem Vortrag im Rahmen der Web 2.0 Expo. „Es geht inzwischen darum, überhaupt einmal ‚Early Adopter‘ zu finden und zu binden“, erklärt Kelton. Damit sind innovationsfreundliche Früh-Anwender wie beispielsweise Tech-Blogger gemeint, deren Interesse ein Angebot erst groß macht.

„Wenn ich die Aufmerksamkeit dieser Gruppe nicht bekomme, habe ich als Anbieter ein Problem“, bestätigt Burg. Das Problem entsteht ausgerechnet dadurch, dass diverse Faktoren das entstehen neuer Angebote begünstigen, so Kelton. Dazu zählt Open-Source-Software, die eine Finanzierung erleichtert ebenso wie Programmierschnittstellen, die einen Zugriff auf bestehende Innovationen bieten oder der schnellere Informationsfluss im Internet. Bei dem insgesamt großen Angebot bleibt Früh-Anwendern kaum Zeit für einzelne Services.

„Es wird eine Konsolidierung geben“, ist Burg daher überzeugt. In Vertikalen ähnlicher Angebote werden weniger Services tatsächlich überbleiben, wie es beispielsweise im Bereich der RSS-Anbieter schon zu beobachten sei. Die Zukunft werde Angeboten gehören, für die Nutzer ihr Verhalten nicht ändern oder Kontakte aufwendig zum neuen Service übertragen müssen, meint wiederum Kelton. Ein Beispiel sei FriendFeed, das die Aktivitäten von Freunden auf 43 Webseiten zusammenträgt.

Solche Services würden an der Vielfalt der Web-Angebote an sich nichts ändern, meint allerdings Burg. „Die Idee der ‚Data Portability‘ ist nicht neu“, ergänzt der Web-2.0-Experte. Mit der Frage, wie Daten einfach zwischen verschiedenen Webangeboten speziell im Social-Networking-Bereich ausgetauscht werden können, beschäftige sich beispielsweise das Projekt DataPortability, das im Laufe des Jahres Unterstützung erhalten habe, unter anderem durch Google, Microsoft und MySpace. -pte

www.adaptiveblue.com
www.mindmeister.com
www.web2expo.com
friendfeed.com
www.dataportability.org