Duft der Wirtschaftswunderjahre – Jacobs Café wird 125

Nicht Bier, sondern Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Jacobs aus Bremen bringt seit 125 Jahren Kaffee auf den Tisch - eine Firma mit einem Händchen für griffige Werbung.
Das Jacobs-Werk in Bremen steht in einem Gewerbegebiet zwischen Hemelinger Hafen, Weser und Autobahn A 1. (© Imago)

Von Friedemann Kohler, dpa

In der Innenstadt von Bremen duftet es oft nach frisch geröstetem Kaffee, die Verarbeitung der Bohnen aus Übersee hat in der Hansestadt Tradition. Aus Bremen stammt auch Jacobs Café, eine der bekanntesten Kaffee-Marken in Deutschland. Vergangene Woche hat Jacobs die Firmengründung vor 125 Jahren gefeiert. Aus den Anfängen in einem kleinen Laden ist eine weltweit verkaufte Marke geworden. „Jacobs ist eine der wenigen Kaffeemarken, die sich über Weltkriege, Kaffeekrisen und veränderte Konsumgewohnheiten hinweg seit über einem Jahrhundert erfolgreich am Kaffeemarkt behaupten kann“, sagt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Kaffeeverband.

Die Geburtsstunde schlug am 15. Januar 1895, als der Kaufmann Johann Jacobs in Bremen sein „Spezialgeschäft für Caffee, Thee, Cacao, Chocoladen und Biscuits“ eröffnete. 1907 kam die eigene Rösterei dazu.

Kaffeekonsum ist seit Jahren stabil

Kaffee ist in Deutschland inzwischen das meistkonsumierte Getränk noch vor Mineralwasser und Bier. Nach Angaben des Kaffeeverbands trinkt jeder Deutsche rechnerisch 164 Liter Kaffee im Jahr. Dieser Wert sei seit Jahren stabil, sagt Preibisch. „Ein weiteres Wachstum ist daher eher unwahrscheinlich. Wir erwarten für die Zukunft eher eine Segmentverschiebung hin zu Kaffees in höheren Qualitäten.“ Das bedeutet zum Beispiel steigenden Absatz von ganzen Kaffeebohnen, die erst kurz vor dem Aufbrühen in immer ausgefeilteren Automaten gemahlen werden. Ähnlich sieht es der Jacobs-Konkurrent Tchibo in seinem Kaffeereport 2019: Favorit bleibe der gemahlene Filterkaffee, den fast die Hälfte aller Kaffeetrinker konsumiere, doch die anderen Brüharten holten auf. 3,94 Milliarden Euro gaben die Deutschen 2018 für ihren Kaffee aus, so die Beratungsfirma Nielsen.

Ein weiteres Wachstum ist eher unwahrscheinlich. Wir erwarten für die Zukunft eher eine Segmentverschiebung hin zu Kaffees in höheren Qualitäten.“
Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Kaffeeverband

Jacobs nimmt für sich in Anspruch, dass neun von zehn Deutschen die Marke kennen. Dazu beigetragen haben die Jahrzehnte des westdeutschen Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. 1966 wurde die Geschmacksrichtung Jacobs Krönung kreiert und stieg dank griffiger Werbung zum Inbegriff des gutbürgerlichen Kaffeetrinkens auf. Wo immer anspruchsvoller Besuch drohte, seien es Schwiegermutter oder Chef, da empfahl die Werbefigur Karin Sommer, doch zu Jacobs zu greifen. Ab 1973 wurde die blonde Hausfrau von der Österreicherin Xenia Katzenstein im Fernsehen gespielt. Ein weiterer geschickter Werbebegriff aus dem Hause Jacobs war das „Verwöhnaroma“.

„Herz der Marke“ schlägt in Bremen

Die Firmengeschichte der letzten Jahrzehnte ist kompliziert, die Gründerfamilie ist längst ausgeschieden. Nach mehreren Übergängen gehört die Marke Jacobs Café seit 2015 zu Jacobs Douwe Egberts (JDE). Einer Marktübersicht zufolge ist das hinter Nestlé der weltweit zweitgrößte einzelne Kaffeehersteller. Jacobs-Kaffee wird nach Firmenangaben in 30 Ländern von Russland über Mexiko und Südafrika bis Australien getrunken.

Das Herz der Marke schlage aber immer noch in Bremen, sagte Luc Van Gorp, Geschäftsführer des JDE-Einzelhandelsgeschäfts, zum Jubiläum. JDE unterhält in Bremen die Deutschlandzentrale, das Jacobs-Logo prangt an dem alten Röstturm direkt an der Weser. Geröstet wird aber am Stadtrand in Hemelingen. Der Kaffeegeruch im Zentrum stammt also eher nicht mehr von Jacobs, sondern von der Konkurrenz.

Die Gründerfamilie Jacobs errichtet im Jubiläumsjahr einen modernisierten Nachbau des Firmenstammsitzes. Dort soll ein Laden mit kleiner Rösterei entstehen für eine Premium-Kaffeesorte, die in Lizenz den alten Namen Jacobs Café trägt, wie Projektleiter Jonathan Wehking sagte.