Der kritische Konsument: „Wo kommt meine Ware her?“

Verbraucher lassen sich nicht veräppeln: 87 Prozent der Konsumenten informieren sich über die Herkunft und Herstellung von Produkten und ein Drittel der Verbraucher wechselt sogar bei mangelnder Information zu einer anderen Marke
Deutsche kaufen ihre Lebensmittel nach wie vor am liebsten vor Ort im Supermarkt.

Verbraucher in Deutschland sind ausgesprochen kritische Konsumenten: Die überwiegende Mehrheit, 87 Prozent, schaut vor dem Kauf genau hin und informiert sich über Herkunft und Herstellung eines Produktes. Bei frischen Lebensmitteln ist der Wunsch nach Rückverfolgbarkeit besonders ausgeprägt. Gerade bei Fleisch sowie Fleisch- und Wurstwaren möchten 85 Prozent der Befragten wissen, wo die Ware herkommt. Bei Obst und Gemüse sind es 84 Prozent. Aber auch beim Kauf von Konsumgütern wollen Verbraucher mehr über die Lieferkette eines Produktes, seinen Weg von der Herstellung bis ins Regal, wissen. Das gilt in erster Linie für Elektronik und Kleidung – 70 bzw. 68 Prozent der Verbraucher sind in diesen Segmenten Informationen zur Rückverfolgbarkeit wichtig. Das zeigt die PwC-Verbraucherumfrage „Rückverfolgbarkeit als Kaufargument?“, für die 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher ab 16 Jahren in Deutschland befragt wurden.

Kunden sind bereit, die Marke zu wechseln

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„Hier zeigen sich deutlich die Auswirkungen der Skandale aus den vergangenen Jahren. sagt Gerd Bovensiepen, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC. „Unternehmen sollten dem Wunsch der Kunden nach umfassender Information unbedingt nachkommen. Denn eines zeigt unsere Umfrage deutlich. Je unzufriedener die Konsumenten mit dem Informationsangebot sind, desto höher ist ihre Bereitschaft, die Marke zu wechseln oder auf den Kauf ganz zu verzichten.“ Die Verbraucher sind sich ihrer Macht durchaus bewusst, so die Ergebnisse: Im Schnitt geben 21 Prozent an, dass sie sich in den abgefragten Produktkategorien für das Produkt eines anderen Herstellers entscheiden, wenn sie sich schlecht informiert fühlen.

Bildschirmfoto 2016-01-19 um 15.26.11Gerade bei Lederwaren, Kosmetik und Textilien sind viele Verbraucher derzeit noch unzufrieden mit den Informationen zu Herkunft und Herstellung. Recht gut informiert fühlen sie sich dagegen bei Elektronikwaren, Haushaltsgeräten und Lebensmitteln.

Vertrauen gilt vor allem unabhängigen Instituten

Das meiste Vertrauen schenken Verbraucher den unabhängigen Prüfinstituten – das bestätigen 63 Prozent der Befragten, nur knapp gefolgt von den Verbraucherzentralen mit 62 Prozent. Mit deutlichem Abstand werden an dritter Stelle mit 40 Prozent Qualitäts- und Gütesiegel genannt. Hier zeigt sich allerdings ein Unterschied zwischen den Altersgruppen: Während die Mehrheit der älteren Verbraucher sich am stärksten von unabhängigen Prüfinstituten leiten lässt, vertrauen jüngere Käuferschichten auch Gütesiegeln und den Einschätzungen von Familienangehörigen und Freunden.

Beim Kauf von Lebensmitteln sind Herkunftsort und Inhaltsstoffe besonders relevant

Wenn Verbraucher nach Informationen zu Lebensmitteln suchen, interessieren sie sich vor allem für Angaben zum Herkunfts- und Herstellungsort des Produktes, wie 53 Prozent der Teilnehmer bestätigen. Aspekte wie Regionalität und Produktionsbedingungen spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Spontankauf versus informierter Kauf

Lassen sich kritische Käufer, wie die Deutschen es sind, dann noch zu Spontankäufen verleiten? Das hängt entscheidend von der Produktkategorie ab. Bei Elektronik- oder Haushaltsgeräten informieren sich 76 beziehungsweise 73 Prozent der Käufer vorab. Bei Lebensmitteln greifen die Kunden spontaner zu: Am häufigsten informieren sie sich vorab beim Fleischkauf mit 45 Prozent. Waren wie Getränke, Süßwaren oder Gebäck werden dagegen ohne große Vorüberlegung gekauft.