Corona-Krise: Deutsche Firmen in China leiden, Normalität erst 2021

China hat das Coronavirus weitgehend unter Kontrolle. Doch deutsche Firmen im Land müssen deutlich länger als gedacht auf eine Rückkehr zur Normalität warten. Dabei könnte Peking viel für eine Erholung tun.
China
Um die Zuversicht zu verbessern, sollte China möglichst bis Ende des Jahres die Verhandlungen über das Investitionsschutzabkommen mit der EU abschließen. (© Li Yang (Unsplash))

Deutsche Unternehmen in China leiden nach Darstellung der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) unter schweren Umsatzeinbußen durch die Corona-Krise, die sich zudem viel länger als erwartet hinzieht. „Die Rückkehr des Geschäfts auf Vor-Krisen-Niveau wird sich voraussichtlich auf nächstes Jahr verschieben“, sagte Ulf Reinhardt von der AHK in China in Peking bei der Vorlage einer Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen. Während fast drei Viertel eine Erholung der Produktionsfähigkeiten sehen, ist die Unsicherheit weiter „besonders groß“. Zwei Drittel plagt der Rückgang der Nachfrage.

So verschiebt oder streicht die Hälfte der Unternehmen anstehende Investitionsentscheidungen. „Jedes zweite befragte deutsche Unternehmen in China erwartet 2020 einen zweistelligen Rückgang im Absatz“, sagte Reinhardt. „Eine beunruhigende Zahl.“ Zu den größten Herausforderungen zählten zudem die Beschränkungen der Reisemöglichkeiten nach China und Probleme mit den Geldströmen für kleine und mittelständische Firmen.

In China waren vor mehr als sieben Monaten die ersten Infektionen mit dem Coronavirus entdeckt worden. Seit März hat das Land das Virus aber weitgehend in den Griff bekommen, während sich die Pandemie in anderen Ländern stark ausbreitet. Die Lungenkrankheit Covid-19 schaffe neue Herausforderungen, verstärke aber auch alte Probleme wie Investitionsbedingungen sowie der Zugang zum Internet und zu Finanzierungen vor Ort, hält die Umfrage fest.

China mit Schlüsselrolle für eine Erholung der Weltwirtschaft

Als zweitgrößte Volkswirtschaft spielt China aus Sicht der Kammer gleichwohl eine Schlüsselrolle für eine Erholung der Weltwirtschaft. Die deutschen Unternehmer in China suchten aber mehr Planungssicherheit. Auch sorgten sie sich über eine Entkoppelung der Volkswirtschaften und Auswirkungen auf globale Lieferketten. „Einige Unternehmen befürchten einen aufkommenden technologischen Kalten Krieg, mit dem parallel Systemstandards entstehen“, heißt es auch vor dem Hintergrund des Handelskrieges der USA mit China.

Um die Zuversicht zu verbessern, sollte China demnach möglichst bis Ende des Jahres die Verhandlungen über das Investitionsschutzabkommen mit der EU abschließen. „Es wäre ein wichtiges Signal“, sagte Yasmine Riechers von der Kammer. Das Abkommen soll mehr Marktzugang und faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, Hürden für Investitionen abbauen und die Rolle von Staatsunternehmen verringern. 44 Prozent der deutschen Unternehmen fordern endlich Gleichbehandlung mit chinesischen Firmen.

Dass China wegen der Pandemie die Grenzen für Ausländer praktisch dicht gemacht hat, plagt 89 Prozent. Um Chinas Reisebeschränkungen abzubauen, fordern die Unternehmen einheitliche Tests und Quarantänevorschriften, die auf Gegenseitigkeit beruhen sollten. „Für erfolgreiche Investitionen müssen ausländische Experten hierher kommen“, sagte Clas Neumann von der Kammer. Auch müssten bestehende Aufenthaltsgenehmigungen für im Ausland gestrandete deutsche Unternehmensvertreter wieder in Kraft gesetzt werden.

Krise als Treiber für Digitalisierung

Da die Krise die Digitalisierung vorantreibe, sei auch unbeschränkter und schnellerer Zugang zum Internet nötig, heißt es in der Umfrage. So sperrt die „Große Firewall“ in China ausländische soziale Medien, Webseiten und selbst Dienste wie die Google-Suche. Auch seien „transparente und angemessene“ Regeln zur Cybersicherheit nötig, die grenzüberschreitenden Datenverkehr für Firmen erlauben müssten.

Da viele Unternehmen gerade in der Corona-Krise schnell knapp bei Kasse sind, fordert die Handelskammer ganz besonders besseren Zugang zu Krediten in China. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen könnten keine oder unzureichend Finanzierungen durch Banken in China bekommen. Hier seien transparente, angemessene und auch leichter zu erfüllende Kreditvorschriften nötig, sagte Reinhardt. Auch müsse der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr einfacher werden.

he/dpa