Amazon Prime Video hat mehr Zuschauer in Deutschland – aber Netflix hat die süchtigeren

Letzte Woche erschien die neueste Ausgabe der ARD/ZDF-Onlinestudie. 84% der Deutschen sind demnach online, mobile Geräte boomen und vor allem bei den Jüngeren auch die Nutzung von Online-Videos. Im Rahmen der Studie wurde auch die Nutzung von Mediatheken und kostenpflichtigen Streaming-Diensten abgefragt. Mit spannenden Ergebnissen.

Immerhin 23 Prozent der Befragten gaben laut der Studie an, „gestern“ Online-Bewegtbild konsumiert zu haben. Im Vergleich zu 2014 ein Plus von 4 Prozentpunkten. Bei den 14- bis 29-Jährigen nutzen sogar schon 51 Prozent „gestern“, also täglich, Online-Videos. Hier beträgt der Zuwachs sogar 8 Punkte. Mit 51 Prozent übertrifft die Online-Video-Nutzung in dieser Altersgruppe sogar schon das klassische Fernsehen, das 46 Prozent der 14- bis 29-Jährigen täglich schauen.

Bevor nun aber Jubelstürme der Onliner losgehen und das klassische Fernsehen wieder für tot erklärt wird, muss auf die Nutzungsdauer geschaut werden. Die liegt beim Fernsehen bei den 14- bis 29-Jährigen immer noch bei etwa zwei Stunden pro Tag – auf die gesamte Altersgruppe gerechnet und nicht nur auf die 46 Prozent Nutzer. Die Durchschnitts-Dauer bei Online-Bewegtbild liegt hingegen in dieser Gruppe nur bei einer halben Stunde pro Tag, also immer noch bei nur einem Viertel des klassischen Fernsehens.

Klare Nummer 1 ist hier Amazon Prime

Detaillierte Zahlen gibt es in der ARD/ZDF-Onlinestudie über die einzelnen Videostreaming-Anbieter. Bei den Mediatheken der traditionellen TV-Sender führt das ZDF mit 32 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung, die mindestens selten die ZDF-Mediathek nutzen. Die ARD liegt mit 31 Prozent direkt dahinter, gefolgt von den Dritten der ARD, die zusammen auf 25 Prozent kommen. Stärkster Privatsender ist beim Bewegtbild im Netz ProSieben vor RTL und Sat.1.

Die kostenpflichtigen Dienste kommen laut der Studie in Deutschland immerhin schon auf 18 Prozent Nutzer. Klare Nummer 1 ist hier Amazon Prime mit 12 Prozent, gefolgt von Netflix mit 7 Prozent, iTunes mit 4 Prozent und Maxdome mit 3 Prozent. Andere wie Watchever und Videoload kamen auf maximal 1%. Die Summe der Zahlen zeigt schon, dass viele Nutzer mehrere der Dienste abonniert haben, also offenbar Streaming-Junkies sind.

Apropos Junkies…

Interessant ist, dass bei den Leuten, die den entsprechenden Service täglich nutzen, Netflix vorn liegt. 2 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung schaut täglich Netflix, 1 Prozent Amazon Prime. Die Gesamt-Zahlen von 12 Prozent (Amazon) bzw. 7 Prozent (Netflix) entsprechen 8,4 Mio. bzw. 4,8 Mio. Leuten. Überraschend große Zahlen. In der Analyse der Zahlen in der ARD-Fachzeitschrift Media Perspektiven gibt Autor Thomas Kupferschmitt von der ZDF-Medienforschung allerdings zu bedenken, dass es sich dabei keineswegs um Abonnentenzahlen handelt: „Schließlich ist es
für einen oder sogar mehrere Haushalte problemlos
möglich, Accounts gemeinsam zu nutzen.“

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Nutzer kostenpflichtiger Streaming-Dienste sind im Übrigen deutlich jünger als der Durchschnitt der Onliner: Jeweils 43 Prozent der Nutzer sind 14 bis 29 Jahre, bzw. 30 bis 49 Jahre alt, 14 Prozent sind 50 bis 69 Jahre alt und weniger als 1% sind über 70 Jahre alt. Netflix weist dabei die jüngste Altersstruktur auf: mit 56 Prozent Unter-30-Jährigen.