5 Fragen an Laura Bornmann

Als Managing Director von Startup Teens weiß Laura Bornmann, worauf es bei der Entwicklung von Menschen in Organisationen ankommt. Sie versorgt die Gen Z mit unternehmerischem Know-how.
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"Es gibt das Vorurteil, die Gen Z sei faul. Das sehe ich nicht so", sagt Laura Bornmann. (© Farina Deutschmann)

Frau Bornmann, als einziger G7-Staat erzielt die Bundesrepublik in diesem Jahr kein Wachstum. Wo könnte die Lösung liegen? 

Die Innovationskraft in Deutschland sinkt. Im internationalen Vergleich stehen wir sehr schlecht da, was die Gründungsneigung betrifft. Ich bin überzeugt, dass wir mehr dafür tun müssen, das unternehmerische Mindset zu etablieren. Die Grundlage für Unternehmertum sind Mut, Leidenschaft und die eigenen Stärken zu kennen. Viele wissen aber nicht, was sie gut können, und nehmen ihre Stärken nicht als solche wahr. Das müssen wir ändern. 

Mit Startup Teens und Gen Talents wollen Sie die Generation Z im Hinblick auf ihr unternehmerisches Know-how befähigen. Wie engagiert ist die Gen Z?  

Es gibt das Vorurteil, die Gen Z sei faul. Das sehe ich nicht so. Wir haben heute einen anderen Arbeitsmarkt, in dem die Unternehmen um junge Leute buhlen. Deswegen kann die Gen Z Forderungen stellen. Auf der anderen Seite haben junge Menschen auch durch unser hohes Wohlstandsniveau andere Forderungen an einen Job. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden und die Führungskraft an einen jungen Menschen glaubt, dann ist er bereit, alles zu geben.  

Nicht nur die Arbeitswelt ist im Wandel, auch die Führungskultur. Welche Entwicklung sehen Sie? 

Ich erkenne, dass die Entwicklung weggeht von einem Befehl-Gehorsam-Führungsstil. Dafür wächst das Verständnis, dass Führungskräfte in einem komplexen System nicht alles wissen können. Sie müssen heute das Team befähigen, Interesse am Menschen haben und mehr zu einem Personalentwickler werden. Dazu müssen sie auch Strategien entwickeln können und ein positives Mindset besitzen.  

Sie waren Leiterin der Personalentwicklung bei Rewe Dortmund, bevor Sie zu Startup Teens gewechselt sind. Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Karriere im Konzern einzutauschen gegen den unvorhersehbaren Joballtag eines Start-ups? 

Ich habe bei Rewe viel gelernt und bin dankbar für die Karriere, die ich dort machen konnte. Nach zwölf Jahren wusste ich aber auch, dass es Zeit ist für eine neue Herausforderung. Ich war neugierig, was es außerhalb der Konzernwelt gibt. Heute erreichen meine Botschaften Unternehmen und Entscheider*innen in ganz Deutschland. 

Sie sind LinkedIn-Top-Voice, Bestsellerautorin und wurden von „Capital“ in die „Top 40 unter 40“ gewählt. Kennen Sie Selbstzweifel? 

Ich rede offen über mein Hochstapler-Syndrom. Bei Rewe habe ich mir die Führungsrolle anfangs selbst nicht zugetraut. Was mir hilft: Erfolge aufschreiben und mit Menschen sprechen. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir auch Misserfolge haben, Selbstzweifel gehören dazu. Das ist normal, aber nur die wenigsten sprechen darüber. Ich fordere von CEOs, dass sie mehr über ihre Zweifel sprechen. Menschen sollen sehen: Diese Person hat viel geschafft, trotz der eigenen Zweifel. 


Zur Person: Laura Bornmann ist Managing Director von Startup Teens. Die Non-Profit-Organisation ermöglicht es Schüler*innen unabhängig von Herkunft und Schulform den Zugang zu Entrepreneurship- und Innovationsthemen. Davor war Bornmann Leiterin der Personalentwicklung bei der Rewe Dortmund und dort für 18.000 Mitarbeitende zuständig.

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.