„Kreatives Chaos braucht einen organisierten Rahmen“

Florentin Hock ist Chief Creative Officer bei KNSK. Im Interview erklärt er, wie man eine Arbeitsatmosphäre schafft, in der sich Kreativität erfolgreich entfalten kann, und was Kreative von ihren Führungskräften erwarten.
Florentin Hock
Florentin Hock, Chief Creative Officer KNSK: "Gute Leute arbeiten gern mit guten Leuten zusammen." (© KNSK)

Herr Hock, wie gelingt es, eine Arbeitsatmosphäre und eine Führungskultur herzustellen, in der sich Kreative wohlfühlen, motiviert und erfolgreich arbeiten?

Indem man das kreative Produkt zum bedingungslosen Fokus der gesamten Organisation macht. Und zwar nicht nur für die Kreation, sondern für alle Gewerke, also auch für Strategie, Beratung, Film und Media. So haben Mitarbeitende und Führungskräfte dasselbe Ziel vor Augen. Damit in der täglichen Zusammenarbeit genug Raum für kreatives Chaos ist, braucht es ironischerweise einen möglichst straff organisierten Rahmen und einen positiven und offenen Umgang miteinander. Im besten Falle können sich die Kreativen in erster Linie mit der Kreation befassen und nicht mit Grabenkämpfen oder unklaren Prozessen. Mindestens genauso wichtig ist es, eine hohe Talentdichte sicherzustellen.

Was heißt das?

Gute Leute arbeiten gern mit guten Leuten zusammen. Das bedeutet für Führungskräfte, dass sie sich auch selbst immer wieder hinterfragen und weiterentwickeln müssen. Am besten geht das, wenn sie wie Spielertrainer*innen agieren und das Team einerseits coachen, sich andererseits aber auch nicht zu schade dafür sind, selbst mit auf den Platz zu gehen. Das hält fit.

Was erwarten kreative Köpfe im Hinblick auf Führungsqualitäten von einer Kreativchefin oder einem Kreativchef?

Kreative erwarten neben einem wertschätzenden Umgang vor allem Klarheit, Entscheidungsfreude und Inspiration. Sie erwarten, dass Vorgesetzte für gute Kreation brennen und vorleben, was sie predigen.

Ist es sinnvoll, dass sich Creative Directors auf ihren Führungsjob vorbereiten und gezielt qualifizieren?

Die wenigsten CDs, inklusive mir selbst, haben sich im klassischen Sinn durch Aus- oder Weiterbildung für eine Führungsposition qualifiziert. Man scheitert am Anfang erst mal eine Weile fröhlich vor sich hin. Dabei kann man sich durch Seminare, Trainings oder Coachings schon ein sinnvolles Basiswissen draufschaffen. Es hilft auch, sich in die Führungsphilosophien prägender Agenturköpfe einzulesen.

Was nutzt am meisten? 

Die aus meiner Sicht wirkungsvollste Vorbereitung ist es, sich eine erfahrene Führungskraft als Mentor*in zu suchen, und sich regelmäßig auszutauschen. Da kann man sich einiges abschauen. Und manchmal das genaue Gegenteil machen.

Roland Karle (rk, Jahrgang 1966) schreibt über Marken & Medien, Beruf & Sport. Hat BWL/Marketing an der Uni Mannheim studiert, bei einer Tageszeitung volontiert und arbeitet seit 1995 freiberuflich. Er porträtiert gerne Menschen in Zeilen und Märkte durch Zahlen. Hang zum Naschkater und Volltischler. Im früheren Leben ein fröhlicher Libero.