„Wir können Schanghai nicht mit Werbung abdecken“

Im Herbst will Media Markt gemeinsam mit seinem taiwanesischen Joint Venture Partner Foxconn die erste Filiale in einer der populärsten Einkaufsstraßen von Schanghai eröffnen. Bis 2012 sollen etwa zehn weitere Märkte unter dem chinesischen Namen „Wan de cheng“, der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten, folgen.

Herr Weise, in 16 europäischen Ländern arbeiten Sie bereits. Warum nun China?

ROLAND WEISE: In China fand in den vergangenen Jahren ein substantielles Wachstum statt und es wird weiter wachsen. Zudem ist China nicht nur Konsument, sondern auch Entwickler. Wir sind am Puls der Zeit, wenn wir hier sind und die technologischen Entwicklungen frühzeitig aufspüren.

Wie sieht Ihre Strategie aus?

WEISE: Wir fangen in Schanghai an. Die Stadt hat alleine eine Kaufkraft wie Österreich oder der Schweiz. Dann werden wir weitersehen. Es gibt so viele Städte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern, aber wir wollen erst in Schanghai lernen.

Es sind bereits viele Wettbewerber im Markt, zum Beispiel Best Buy aus den USA oder Gome, die größte chinesische Kette für Consumerelektronik. Wie wollen Sie sich von denen absetzen?

WEISE: Best Buy kennen wir sehr gut, sie sind ja auch mit ihren ersten zwei Läden unser Wettbewerber in der Türkei. Sie haben ein sehr amerikanisches Konzept. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass ihre Stores in Schanghai die besten sind. Wir sind in unserem Sortimentmix anders aufgestellt. Gome präsentiert nicht nach Produktgruppen, sondern nach Firmeninseln. Man verkauft beispielsweise Philips, aber nicht weiße Ware. Wir dagegen wollen unserem Kunden eine objektive Auswahl bieten.

Dafür brauchen sei qualifiziertes Personal. Das in der Masse zu finden, ist in China extrem schwer. Zudem wechseln Mitarbeiter oft sehr schnell für etwas höheren Lohn. Wie wollen Sie ihr Personal finden und halten?

WEISE: Dieses Phänomen haben wir schon in Russland gesehen. Wir aber investieren in unsere Mitarbeiter und bilden sie aus. Das ist unsere Chance. Dieses Training „on the job“ wollen wir hier genauso erfolgreich machen. In Russland ist unsere Fluktuation weit geringer als bei unseren Mitbewerbern. Als wir dort unseren ersten Markt eröffneten, haben wir auf dem Flyer keine Produkte, sondern 120 Mitarbeiter abgebildet. Das hat großen Eindruck gemacht. Chinesen sind gute Händler und Unternehmer, sonst hätte sich das Land nicht so schnell entwickelt. Diesen Unternehmergeist müssen wir finden.

In Deutschland haben Media Markt und Saturn mit sehr aggressiver Werbung, die auf den Preis abzielte, Schlagzeilen gemacht. Wird das auch in China funktionieren?

WEISE: Wir werden einen anderen Schwerpunkt legen. Wir können nicht diese große Stadt Schanghai mit Werbung abdecken, das haben wir schon in Istanbul und Moskau erlebt. Wir setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Nichts überzeugt mehr als Leistung. Natürlich müssen wir das mit Kampagnen und Werbebotschaften untermauern. Man wird bald auch in Schanghai über uns reden, das haben wir bislang überall geschafft.

Die Fragen stellte Frank Hollmann.

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