Wellen des Wandels

Wie werden KI & Co. die Markenführung und die Arbeit von Kreativagenturen verändern? Unsere Kolumnistin Franziska Duerl beschreibt bei ihrer Premiere eine neue Form der Dynamik.
Franziska Duerl ist GWA-Vorständin und Strategiechefin bei Jung von Matt. (© Jung von Matt)

ChatGPT ist der aktuelle Shootingstar unter den Textassistenten-Tools. In der Kreativbranche ist sein Einfluss noch nicht absehbar. Generell lässt sich aber sagen, dass ChatGPT Prozesse im Arbeitsleben verändern wird.  

Frage also an ChatGPT: „Welchen Nutzen und welche Gefahren hat künstliche Intelligenz für Kreativagenturen?“  

Antwort: „(…) Durch maschinelles Lernen kann KI beispielsweise Muster und Trends erkennen, die für Kreative hilfreich sein können, um neue Ideen zu generieren. Darüber hinaus kann KI die Zeitersparnis durch die Automatisierung bestimmter Aufgaben erhöhen, was Kreativität freisetzt, um sich auf andere Projekte zu konzentrieren. (…) Aber: KI ist oft nicht in der Lage, Empathie und Emotionen auszudrücken, was für kreative Arbeiten von entscheidender Bedeutung sein kann.“  Die Maschine kann zwar das Handeln von Menschen unterstützen und sogar bereichern. Der Mensch aber ist nicht ersetzbar. Sagt selbst die Maschine. 

Rasantes Tempo und Kontrollverlust

Seit einigen Jahren sehen sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einer nie dagewesenen Aneinanderreihung an Herausforderungen und Megakrisen gegenübergestellt. Das hat Folgen, auch für Organisationen: Rasante Veränderungen politischer, ökonomischer und sozialer Settings zwingen ihnen ein neues Tempo auf. Doch können Automatisierung, Algorithmisierung und KI in Zeiten der Unruhe die Kommunikations- und Markenarbeit stärken?  

Von Agilität bis Innovationskraft 

In einer Studie von IPG Mediabrands (2016) wurde eine Bemessungsgrundlage für die 100 weltweit dynamischsten Marken erstellt, die D100. Über 10.000 Verbraucher wurden dazu befragt, 1200 Marken untersucht und bewertet. Interessant ist, dass einige der Top-10-Marken (Google, Amazon, Samsung, Nike, Intel, NASA, BMW, Mercedes-Benz, Audi, Lenovo) damals wie heute zu den erfolgreichsten Marken weltweit gehören.  

Vier Fähigkeiten haben diese Marken laut der Studie gemeinsam: 

  1. Agilität – Grad der Anpassung an sich wandelnde Marktbedingungen 
  2. Reaktionsfähigkeit – Reaktionsfähigkeit auf Kundenbedürfnisse 
  3. Innovation – Schaffung neuer Technologien, innovativer Produkte und Services
  4. Interaktion – Interaktion der Marke mit Zielgruppen auf unterschiedlichen (sozialen) Kanälen

Dynamische Schale, fester (Marken)Kern

Selbst in unruhigen Zeiten kann ein Unternehmen seine Existenz sichern, wenn es sich seines Markenkerns bewusst ist und gleichzeitig eine Kultur der Dynamik zulässt. Big Data, KI & Co. können dabei helfen, den Kompass immer wieder neu auszurichten und vor die Welle zu kommen. An den richtigen Stellen eingesetzt, werden Tempo erhöht und Agilität, Reaktionsfähigkeit, Innovationskraft und Interaktion gestärkt.  

Doch erst durch die Kombination aus lernenden Systemen und menschlicher Erfahrung und Empathie, können wir wirklich alle Parameter und Facetten abdecken, nachhaltig beraten und kommunikativ empowern – statt bloß ad hoc zu reagieren. Angesichts der Expansion von Automatisierung, Algorithmisierung und künstlicher Intelligenz (KI) ist es höchste Zeit, eine neue „Ethik des Digitalen“ zu formulieren. 

Franziska Duerl ist GWA Vorständin und Strategiechefin bei Jung von Matt. Die Kolumnistin schreibt bei uns im Wechsel mit Larissa Pohl und Roland Bös über Kollaborationen von Agenturen und Kunden.