Warum Unternehmen „Sharing-Trends“ aufgreifen sollten

Die „Sharing Economy“ ist da. Aber mit welcher Wirkung? Noch ist kaum abzusehen, wie die sich verändernden Konsummuster die etablierte Industrie beeinflussen werden. Welcher Bedarf an Produkten und Dienstleistungen wird daraus entstehen? Das neu gegründete Competence Team „Shared Systems' Design“ am Fraunhofer IAO unterstützt Unternehmen zukünftig dabei, die Herausforderungen der „Sharing Economy“ anzugehen.

Immer mehr Konsumenten handeln nach dem Motto „Nutzen statt Besitzen“. Greifen Privatleute vor allem auf Teilangebote für beispielsweise Autos, Reiseunterkünfte oder Konsumgüter zurück, so ist das Konzept für Unternehmen vor allem interessant, um Infrastrukturen, Anlagen oder hochwertiges Equipment gemeinschaftlich zu nutzen. Das ist nicht nur im Hinblick auf einen effizienten Ressourceneinsatz sinnvoll, diese „Sharing-Trends“ bieten auch zahlreiche Möglichkeiten für neue Betreiber- und Geschäftsmodelle.

Getragen von einem stärkeren Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung und basierend auf erweiterten Funktionalitäten informations- und kommunikationstechnischer Systeme sind bereits vielfältige Angebote entstanden. Vor allem Endverbraucher haben zunächst eigene Ideen großgezogen. Aber auch neue Unternehmen haben sich als Dienstleister etabliert. Eindrucksvoll belegen das neu gegründete Unternehmen wie das Unterkunfts-Portal Airbnb oder die Leih-Community Whyownit, aber auch Ableger etablierter Unternehmen wie Car2Go.

Bedeutendes Marktvolumen

Heutige Sharing-Angebote sind zwar oft noch improvisiert und auf eine bestimmte Klientel zugeschnitten. Dennoch stellt Sharing bereits heute einen Markt mit bedeutendem Umsatzvolumen dar. Einschlägige Studien sagen dafür nicht nur hohes Wachstum voraus, sondern sehen sich das Muster auch in weitere Anwendungsbereiche verbreiten.

Um dieses Potenzial zu erschließen, hat das Fraunhofer IAO das Competence Team „Shared Systems‘ Design“ ins Leben gerufen. Experten aus den Fachbereichen Technologie- und Innovationsmanagement bündeln hier ihre Expertise und entwickeln gemeinsam mit Unternehmen Konzepte und Lösungen für die „Sharing Economy“. Ganz besonders nehmen die Wissenschaftler den Bereich Business-to-Business (B-to-B) in den Fokus. Vor allem im Infrastrukturbereich bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, Ressourcen effizienter und effektiver zu nutzen.

Trendanalysen – Szenarien – Sharing-Systeme

Eine zentrale Aufgabe dabei ist es einerseits, technologische und organisatorische Lösungen zur gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen strategisch aufzubauen. Und andererseits ist gerade auch die Herleitung von spezifischen Anforderungen an gemeinschaftlich genutzte Produkte unabdingbar für die etablierte Industrie, um sich bei den sich verändernden Konsummustern erfolgreich zu platzieren.

Das neue Team am Fraunhofer IAO erstellt Trendanalysen und Szenarien und gestaltet Sharing-Systeme hinsichtlich Organisation, Geschäftsmodellen und Plattformen aus. Darüber hinaus bieten die Experten die Spezifikation von Sharing-geeigneten Produkten an und identifizieren die dafür erforderlichen Technologien.

Qualität der Produkte wird steigen müssen

Den Trend „Teilen heißt das neue Haben“, der aus Kunden Ko-Konsumenten macht, hat absatzwirtschaft in der Printausgabe vom Juni 2013 aufgegriffen. In dem Artikel kommt unter anderem Harald Heinrichs, Professor für Nachhaltigkeit an der Universität Lüneburg, zu Wort: „Der Trend betrifft genau die Konsumenten, die die großen und bisher erfolgreichen Unternehmen erreichen wollen.“ Denn die ständig wachsende Nutzerschaft von Sharing-Angeboten ist zumeist jung, gut verdienend, internetaffin, neuen Technologien gegenüber offen und lebt in Großstädten.

Unternehmen tun gut daran, die Szene genau zu beobachten, rät Michael Kuhndt, Geschäftsführer des Wuppertaler Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production, rät Unternehmen, die Szene genau zu beobachten. Sonst bestehe die Gefahr, den Trend zu verschlafen. Kuhndt erinnert sich an die Entwicklung des Onlinehandels, bei der der Handel gelahmt hat und viel zu spät auf die neuen Kundenbedürfnisse und Marktentwicklungen reagiert hat. Auch den Herstellern empfiehlt er, die Entwicklung zu beachten: „Die Qualität der Produkte wird steigen müssen. Unternehmen dürfen nicht auf den reinen Abverkauf setzen, sondern müssen Produkte so herstellen, dass sie möglichst lange halten.“

Lesen Sie dazu auch die Titelstory „Teilen heißt das neue Haben“ in der Ausgabe 06-2013 von absatzwirtschaft – Zeitschrift für Marketing, zu beziehen über unseren Onlineshop.

(Fraunhofer IAO / asc)