Verkaufsstart des iPhone 5 – Härtere Konkurrenz stellt Apples Kultstatus auf die Probe

Die Vorbestellung des iPhone 5 läuft. Am Freitag kommt das neue Handy in neun Ländern in den Handel. Die Apple-Aktie hat bereits alle Rekorde gebrochen und die 700-Dollar-Marke geknackt. Dennoch: Die Konkurrenz am Markt ist härter geworden. Kann Apple seinen Kultstatus halten und mit einem neuen Absatzrekord glänzen?

Von Anne-Kathrin Keller

Samsung und Apple – ein unglaublicher Kampf zwischen zwei Giganten. Eine Social-Media-Panne bei Samsung Mobile USA in der vergangenen Woche zeigte zumindest schon einmal, wen die Konsumenten als Sieger in dem Konzernduell sehen. Das koreanische Unternehmen wollte mit einer scheinbar harmlosen Frage mit seinen Facebookfans ins Gespräch kommen und postete: Wenn ihr einen elektronischen Gegenstand mit auf eine einsame Insel nehmen dürftet, welcher würde es sein? Das Ergebnis auf der konzerneigenen Fanpage dürfte nicht gefallen haben. Inzwischen gibt es 15.000 beinahe gleich lautende Kommentare: das iPhone.

Nach der Präsentation des neuen iPhone spielen die Elektronikbranche und ihre Fans einmal mehr verrückt. Einen Tag vor dem offiziellen Verkaufsstart des Smartphones in Deutschland und acht weiteren Ländern am Freitag, den 21. September, hat die Apple-Aktie bereits ein neues Rekordhoch erreicht. An der New Yorker Wall Street stieg das Papier auf über 700 Dollar. Mehr als zwei Millionen amerikanische Applefans haben das neue Smartphone bereits vorbestellt. Damit bricht es alle iPhone-Rekorde. Kein Modell wurde so stark nachgefragt. Das Vorgängermodell iPhone 4S wurde nur halb so häufig im Vorhinein geordert. Auch die Nachfrage in Europa ist enorm, berichten deutsche Mobilfunkanbieter.

Apple gegen Samsung

Es war mehr als Zeit, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, wenn Apple das wertvollste Unternehmen der Welt bleiben will. Zumal das iPhone 5 deutlich früher erwartet worden ist. Das iPhone 5 ist Apples erste größere Neuerung seit dem Sommer 2010. Der Markt ist inzwischen enger geworden und die Konkurrenz hat aufgerüstet. Härtester Rivale ist Samsung, härtestes Konkurrenzprodukt ist das vier Monate alte Samsung Galaxy S3. Die Ähnlichkeiten mit dem iPhone liegen auf der Hand: Es ist dünn, hat einen großen Bildschirm und viele Extrafunktionen, zum Beispiel Entsperrung per Gesichtserkennung. 20 Millionen Exemplare wurden bereits verkauft.

De facto ist das iPhone 5 dem Samsung-Modell technisch unterlegen. Es hat weder den NFC-Chip, um bargeldloses Zahlen zu ermöglichen, noch Extratools wie die Gesichtserkennung. Aber es hat bei Apple fast Tradition, etwas schlechter ausgestattete Produkte auf den Markt zu bringen als die Konkurrenz. So brachte es die erste Generation ohne UMTS auf den Markt. Geschadet hat diese Taktik dem Konzern bisher nicht.

Die Konkurrenz besteht aber längst nicht nur am Markt. Auch ein Patentkrieg ist zwischen den beiden Elektronikkonzernen entbrannt. Vor der letzten Instanz in Kalifornien hat Apple gewonnen. Nun will es seine Klage auch auf das S3 ausweiten. Samsung hat bereits angekündigt, Apple in Europa und den USA zu verklagen, wenn das neue iPhone LTE nutzen würde. Das ist jetzt der Fall. Der Krieg geht also in die nächste Runde.

Zahmer Konkurrent Nokia

Mit dem Betriebssystem Windows Phone versuchen Microsoft und Nokia seit geraumer Zeit, am Smartphonemarkt Fuß zu fassen und endlich zu einer gleichbedeuteten Kraft wie iOS von Apple und Android von Google zu werden. So richtig will das aber nicht gelingen. Die neuen Lumia-Modelle mit der neuesten Windows-Phone-8-Version wurde zwar bereits vorgestellt, was das Smartphone kosten soll und wie und wann es erhältlich ist, steht allerdings noch nicht offiziell fest. Experten schätzen, dass es im Oktober kommen soll und damit frühestens einen Monat nach dem iPhone. Ob die Konsumenten dann noch kaufbereit sind, ist zu bezweifeln.

Für Apple-Chef Tim Cook ist das neue Smartphone sein bislang wichtigstes Projekt und eine echte Bestehensprobe. Die Gefahr: Treue Applekunden könnten enttäuscht sein, denn grundlegende Veränderungen bringt das neue Modell – so ist die öffentliche Meinung von Experten – nicht. Zuletzt gingen die Verkaufszahlen beim Vorgängermodell deutlich zurück. Konkurrent Samsung hat hingegen im vergangenen Quartal seine Verkaufszahlen verdoppelt. Erst nach dem Verkaufsstart des iPhone 5 wird sich zeigen, ob die Applekunden tatsächlich nur auf das neue Modell warten wollten und sich die Konsumenten auf Samsungprodukte gestürzt haben, oder ob Apple tatsächlich Kunden verloren hat.

Treuer Kundenkreis

Bisher waren dem Konzern seine Fans stets treu geblieben. Sogar als Tim Cook im Herbst 2011 statt dem damals bereits erwarteten iPhone 5 nur eine überarbeitete Generation 4S vorstellte, stürmten Applejünger die Geschäfte und kauften innerhalb von drei Monaten 37 Millionen Mal das Modell – ein Rekordergebnis für Apple. An der Börse sackte der Kurs zunächst ab. Die Börsianer hatten Sorge, dass dem Konzern die Innovationskraft verloren gegangen sei.

Diesmal sind die Analysten deutlich optimistischer. Bis zu zehn Millionen Exemplare sollen bereits in der ersten Woche verkauft werden, tippen Branchenkenner. Auch die Anzahl der bisherigen Vorbestellungen zeigt, dass Apple sich keine Sorge um seinen Kultstatus machen muss. Den Erfolg braucht das Unternehmen aber auch: Denn das Konzernergebnis hängt im hohen Maße vom iPhone ab. Die Smartphoneabteilung macht inzwischen fast die Hälfte des Konzernumsatzes aus.

Geht es dem iPhone gut, geht es auch Apple gut. Darin liegt ein entscheidender Unterschied zur Konkurrenz. Samsung ist stark diversifiziert und könnte Ausfälle in der Handysparte deutlich leichter ausgleichen. Apple ist vom iPhone abhängig. Die Zahlen sprechen diesmal wieder für das Unternehmen. Für die Zukunft stellt sich allerdings die Frage, ob das Unternehmen die Verkaufszahlen weiterhin in dem Maß steigern kann. Denn das müsste es, wenn sich der Konzern weiterhin so stark auf den Smartphonemarkt konzentriert.