„Unsere Branche hat sich auf alternative Antriebe fokussiert“

Als Kehrtwende, um mit Vollgas aus der Krise zu fahren, wollte die Nutzfahrzeugbranche ihre Messe IAA in Hannover verstanden wissen. Zu den Hoffnungen fünf Fragen an Andreas Renschler, der als Konzernvorstand das weltweite Geschäftsfeld für Daimler Trucks und Buses leitet.

Herr Renschler, die Krise hat Ihre Branche besonders scharf ausgebremst. Zieht das Geschäft jetzt nachhaltig an?

ANDREAS RENSCHLER: Wir spüren deutlich, dass die Transportnachfrage anzieht. Aber bei allen guten Anzeichen dürfen wir nicht vergessen, dass 2009 das schlechteste Jahr der Geschichte war. Daimler Trucks erwartet für das laufende Jahr eine Erholung des Absatzes ausgehend vom niedrigen Niveau des Vorjahres.

In welchen Märkten sehen Sie besonders gute Chancen?

RENSCHLER: Insgesamt bieten sich Daimler Trucks weltweit hervorragende Chancen, da wir mit den Marken Mercedes-Benz, Fuso, Freightliner und Western Star global aufgestellt sind. Wir haben für jeden Markt die passenden Fahrzeuge und können durch den Verbund international Synergien heben. Darüber hinaus haben die etablierten Hersteller gegenüber den neuen Anbietern den klaren Wettbewerbsvorteil eines umfassenden Servicenetzes. In China selbst haben wir Mitte Juli den Vertrag zur Gründung eines Joint Ventures mit dem Lkw-Hersteller Foton unterschrieben. Darüber hinaus verkaufen wir Mercedes-Benz Lkw für Spezialanwendungen in China.

Wird sich die deutsche Nutzfahrzeugbranche weiter konsolidieren?

RENSCHLER: Natürlich wird es weiterhin Konsolidierungen geben. Die hohe Flexibilität, die es zwischen mittelständischen Aufbau- und großen Lkw-Herstellern gibt, funktioniert aber hervorragend. Ich sehe nicht, dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird.

Sind Ihnen echte Neuerungen auf der IAA aufgefallen, die Trends setzen?

RENSCHLER: Die Branche hat sich auf der IAA auf alternative Antriebe wie zum Beispiel Hybrid fokussiert. Dazu passt, dass unser neuer Atego und der Atego Bluetec-Hybrid von Mercedes-Benz zum „Truck of the Year 2011“ gewählt wurden. Hinter allen Innovationen und Entwicklungen steht immer der Kundennutzen, den wir stets zu optimieren versuchen.

Ist das konservative Klientel unter den Spediteuren auch dafür zu gewinnen?

RENSCHLER: Ausschlaggebend für die Kaufentscheidung sind die Total Costs of Ownership, die sich über den Lebenszyklus einer Lkw-Flotte ergeben. Von daher sind unsere Kunden offen gegenüber neuen Entwicklungen. Gerade unsere Dienstleistungsangebote von Mercedes-Benz wie Charterway oder Fleetboard werden stark nachgefragt. Ich bin davon überzeugt, dass es den optimalen Mix zwischen Bahn, Lkw und Transportern für den Güterverkehr zu finden gilt. Wichtige Eisenbahnstrecken können Sie durch Lkw nicht ersetzen. Aber für den Transport der Waren direkt zum Kunden, sei es ein Supermarkt oder ein Industriebetrieb, brauchen Sie Lkw, und in Innenstädten auch Transporter.

Die Fragen stellte Thorsten Garber.