Herr Dr. Rapp, das German Economic Forum soll sich, wie das Swiss Economic Forum, innerhalb kurzer Zeit zu einer zentralen Plattform und einem Netzwerk für Unternehmertum und Innovation in Deutschland entwickeln. Da gibt es einige Foren, die sich auf diesem Gebiet bemühen. Was wollen Sie anders machen?
REINHOLD RAPP: Der Netzwerkgedanke überwiegt bei uns und steht im Vordergrund. Das eigentliche Forum soll nur der Ausgangspunkt verschiedener Initiativen sein, die zum Ziel haben, Unternehmertum in Deutschland weiter zu fördern und positiv darzustellen. Es soll Unternehmer zusammenbringen, eine gemeinsame Botschaft erarbeiten und diese dann anschließend in die Unternehmen und die Gesellschaft tragen. Ich sehe das Forum als Initialzündung und Leitidee, bei der die Teilnehmer zu Mitgestaltern und -trägern der Idee werden.
Wie werden Sie vorgehen?
RAPP: Wir versuchen verschiedene erfolgreiche Initiativen und Veranstaltungen zusammenzubringen, etwa die „Entrepreneure des Jahres“. Hier haben wir die Finalisten und Sieger der letzten Jahre eingeladen damit sie ihre Erfolgsstrategien vorstellen. Ähnliches haben wir mit einem Netzwerk von Unternehmern im sozialen Bereich und einer internationalen Jungunternehmervereinigung vor. Dabei wollen wir nicht deren Aktivitäten kopieren, sondern den einzelnen Projekte und Maßnahmen eine Plattform zum Austauschund zum Kennenlernen geben.
Sie wollen Besitzer, Gesellschafter und Geschäftsführer von mittelständischen Unternehmen zusammenführen. Warum diese Fokussierung, um Geschäftsmodelle anzustoßen?
RAPP: Alle Erhebungen zeigen, dass es mittelständische Unternehmen sind, die Wirtschaftsdynamik in Deutschland erzeugen: sei es hinsichtlich der Anzahl der Beschäftigten, der Innovationen oder der heimlichen Weltmarktführer. Typische Beispiele sind die Wall AG mit ihrer Konzeption für Stadtwerbung oder die Firma Vaillant, seit über 100 Jahren weltweit führend in Heiztechnik. Allerdings tritt diese Zielgruppe in der Regel ungern in der Öffentlichkeit auf oder geht ganz selten auf Veranstaltungen.
Was tun Sie, damit sich dies mit ihrer Veranstaltung ändert?
RAPP: Wir wollen mit einer kleinen, zielgerichtet angesprochenen Mischung aus erfahrenen Mittelständlern, Wachstumsunternehmern und Jung-Unternehmern zusammenkommen und eine Gruppe von Gleichgesinnten bilden. Wir haben bewusst darauf verzichtet, aktiv Manager, professionelle Dienstleister oder andere typischen Teilnehmergruppen anzusprechen, damit die Unternehmer unter sich bleiben. Und wenn dann der Funke übergespringt, sollen diese Unternehmer Ideen, Initiativen und neue Geschäftsmodelle in ihre Regionen und Branchen tragen.
Die Selbständigenquote liegt derzeit bei zehn Prozent der Erwerbstätigen, das ist deutlich niedriger als in vergleichbaren Staaten. Sehen Sie für das German Economic Forum Hebel, aus Erwerbstätigen Selbständige zu machen?
RAPP: Dies ist eine Quote, die mir auch sehr zu denken gibt. Gleichzeitig schafft diese vergleichsweise geringe Anzahl es immer wieder, Deutschland zum Exportweltmeister zu machen und mehr Weltmarktführer hervorzubringen als jedes andere Land. Wie erfolgreich wir wohl sein könnten, wenn wir diese Quote etwas erhöhten. Hier setzen wir gezielt mit unserem Partner der Initiative 20 Prozent, die die Anzahl der Selbständigen im Jahre 2020 auf zwanzig Prozent heben möchte, an. Wir führen während des Forums eine Ideenwerkstatt für potentielle noch-nicht Unternehmer durch. Und wir werden den erfahrenen Unternehmern alle diese Ideen präsentieren und sie auffordern, diese Ideen über das Jahr hinweg zu begleiten, sich vielleicht sogar daran zu beteiligen.
Am 26. und 27. Mai 2008 treffen sie sich erstmals in Garmisch-Partenkirchen. Wie ist die Resonanz, wer kommt und wann halten Sie Ihr Projekt für gelungen?
RAPP: Wir haben Referenten und Teilnehmer aus allen Bereichen und aus allen Unternehmensgrößen. Neben den circa 20 Key Note Sprechern, Referenten und Plenarteilnehmern kommt der Gründer eines der führenden deutschen Start-Ups wie der Besitzer eines der größten privaten deutschen Technologieunternehmen. Wir haben eine gute Mischung aus vielen interessanten Bereichen – ähnlich repräsentativ ist die Auswahl unserer Referenten. Außerdem haben wir Überraschungsgäste, über die wir noch nicht berichten. Wir schauen also sehr positiv und hoffnungsvoll auf die erste Veranstaltung. Den Erfolg kann ich erst viel später beurteilen.
Was bedeutet die Veranstaltung für Sie persönlich?
RAPP: Für mich ist diese Initiative ein sehr wichtiges Anliegen. Das Gelingen hängt weniger von der ersten Veranstaltung ab, als von dem, was anschließend passiert: Wieviel neue Unternehmen werden im Nachgang gegründet? Wie viele Partner finden sich und wer wird mich und den noch kleinen Kreis von Unterstützern ergänzen? Ich will diese Idee an die Teilnehmer weitergeben und hoffe, das sich viele finden werden, die das Konzept und die Leitgedanken weiter ausarbeiten und vertiefen.
Das Gespräch führte Irmtrud Munkelt
Dr. Reinhold Rapp ist Geschäftsführer des German Economic Forum