Schlaf ist wichtig für unsere Lebensqualität, denn wer unter Schlafmangel leidet, wird früher oder später mit gesundheitlichen Risiken wie erhöhtem Blutdruck oder Herzerkrankungen konfrontiert. Da Schlafentzug zu Unaufmerksamkeit führt, kann der Schlaflose sogar zu einer Gefahr für die Öffentlichkeit werden, beispielsweise wenn er Maschinen bedient oder Auto fährt. Da Schlafprobleme somit eine legitime Sorge sind, wird „guter Schlaf“ immer häufiger als echter Wellness-Trend deklariert. Das haben insbesondere die Technologie-Anbieter für sich erkannt und stellten auf der CES viele neue Schlafoptimierer vor.
Schlaf messen, ohne Smartphone oder Armband
Darunter ein kontaktloses und optisch an einen Lautsprecher erinnerndes Gerät namens Max. Max ist mit der Technologie von SleepScore ausgestattet, das von ResMed akquiriert wurde. Über Radiowellen überwacht Max vom Nachttisch aus die Atemmuster des Schlafenden, um ihm am nächsten Morgen über seinen erreichten „Schlaf-Score“ zu informieren, der von 0 bis 100 reicht. Zusätzlich gibt Max dann Tipps, wie der Nutzer seine Schlafgewohnheiten verbessern kann. Diese Tipps basieren wiederum auf einem Algorithmus, mit dem das Unternehmen die Radiowellen interpretiert. Beworben wird das Produkt vor allem, weil es kontaktlos funktioniert, also ohne, dass der Nutzer ein Smartphone am Bett haben oder ein Armband tragen muss. Jamie Marc Zeitzer, Professor für Neurowissenschaften und Schlaf an der Stanford University, hat in einer E-Mail an The Verge sogar bestätigt, dass das Gerät den Schlaf akkurater messe und Wach- und Schlafphasen besser voraussage, als ein am Handgelenk getragenes Gadgets es je könnte.
Analyse und Tipps aus einem Gadgets, sinnvoll?
Klingt vielversprechend. Doch liegt es nicht an einem selbst, wie gut man schläft – also daran, wie ruhig man ins Bett geht, wie gestresst man vom Alltag ist, welche Sorgen und Nöte einen gerade umhertreiben? Sind präzisere Daten über unseren Schlaf tatsächlich notwendig? „Nein, diese Daten sind nicht notwendig“, sagt Professor Thomas Penzel, Wissenschaftlicher Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Charité in Berlin. „Bei sehr schwerwiegenden Schlafstörungen ist eine Untersuchung und Behandlung im Schlaflabor durch Schlafmediziner notwendig. Als erstes muss man den Hausarzt konsultieren.“
Schlafforschung – die bessere Lösung
Nur weil die Schlaftechnologie uns mehr Daten über unser Schlafverhalten liefert, heißt das also nicht, dass wir dadurch auch besser schlafen, geschweige denn, dass wir überhaupt wissen, was wir mit den Daten anstellen oder wie wir sie interpretieren sollen. Vielmehr sollten wir uns auf die Schlafforschung verlassen, meint Penzel: „Schlafforschung gibt es seit mehr als 100 Jahren. Es gibt heute viele zertifizierte Schlaflabore und sogar Ärzte mit einer Zusatzweiterbildung Schlafmedizin. Wir wissen heute sehr genau wie der Schlaf abläuft und was den Schlaf stört und wie man Schlafstörungen behandelt. An Schlaflosigkeit muss keiner mehr leiden, man kann sie behandeln.“ Die Behandlung gehe weit über Tipps hinaus und viele Behandlungen seien wissenschaftlich erprobt und sehr erfolgreich. „Weil das Wissen in der Allgemeinheit darüber leider begrenzt ist, tummeln sich noch sehr viele Scharlatane auf dem Gebiet und entsprechend gibt es leider sehr viele nutzlose und sogar kontraproduktive Tipps und Schlafhilfen. Davor können wir nur warnen“, so der Professor.