„Standortbestimmung der digitalen Welt“: Weshalb deutsche Medien- und Marketing-Experten zur SXSW reisen

Die South by Southwest steht an und auch in diesem Jahr pilgern wieder zahlreiche deutsche Teilnehmer in die USA, um sich ausgerechnet im texanischen Austin von neuen Technologien und Trends inspirieren zu lassen. Über die vergangenen Jahre hat sich die als Zukunftsfestival gefeierte Konferenz als Digital-Mekka etabliert. MEEDIA hat vorab einige Teilnehmer gefragt, was Sie von ihrem Trip erwarten.

Worauf ich mich am meisten freue:

Lina Timm, Managing Director Media Lab Bayern:

Die SXSW ist jedes Jahr ein ganz guter Seismograph: Wo ist die Medienlandschaft gerade, vor welchen Herausforderungen steht sie, wo steuert sie hin – und was tut sich vor allem in Sachen Technologie? Sei es auf den Bühnen, durch die Fragen des Publikums oder in den vielen Gesprächen am Rande. Ich freue mich am meisten, konzentriert diesen Überblick zu bekommen. Außerdem nehme ich dort jedes Jahr etwas mit, das ich noch überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.

Richard Gutjahr, Journalist:

Das Wiedersehen mit meiner SXSW-WG, das sind Thomas Knüwer, Frank Horn, Ulrike Langer und Felicitas Hackmann. Jahr für Jahr kommen wir in Austin zusammen, feiern, planen und tauschen uns aus. Das Fantastische an unserer Gruppe: Jeder macht sein Ding, hat seine eigenen Schwerpunkte. Durch die Diskussionen am Frühstückstisch oder abends beim Bier lernen wir auch viel über Trends und Themen der Anderen. Oft erfährt man dadurch auch von Veranstaltungen oder Must-Gos, die man selbst so gar nicht auf dem Schirm hatte und die sich nicht selten später als DAS Mega-Thema des Jahres herausstellen. Dieses WG-System ist fantastisch, man kann sagen wir haben die SXSW gehackt.

Sebastian Matthes, stv. Chefredakteur Handelsblatt:

Ich freue mich vor allem, überhaupt dabei zu sein. Seit fünf Jahren hatte ich es mir immer wieder vorgenommen und es dann doch nie nach Austin geschafft. Für mich stehen drei Themen im Mittelpunkt: Die technischen und kulturellen Auswirkungen aller Innovationen rund um Künstliche Intelligenz und Machine Learning; zudem die Frage, wie Blockchain-Technologien die Wirtschaft verändern – und natürlich alle neuen Ideen von Medien-Startups. Viele dieser Themen werden wir auch ins Handelsblatt bringen.
Allerdings ist der Reiz – neben den vielen großen Namen – das Unerwartete, die kleine Diskussion, in die man zufällig hineingerät. Der überraschende Vortrag eines Forschers von dessen Disziplin man noch nie gehört hat.

Daniel Fiene, Head of Digital, Rheinische Post:

Für mich ist die South-by jedes Jahr eine Standortbestimmung der digitalen Welt. In den fünf Tagen des Interactive-Teils wird über alles gesprochen, was derzeit  für Bewegung sorgt. Hier bekommt man noch mal vorgesetzt, was wichtig ist — und was nicht. Außerdem schätze ich die Abstecher in Themen, mit denen man sich das ganze Jahr mal beschäftigen wollte, es aber dann doch nicht geschafft hat. Viele News, die in den nächsten Monaten folgen, kann man nach dem Besuch der South-by schneller verstehen, besser einordnen und gründlicher hinterfragen. Darum bin ich jetzt auch das achte Mal in Folge dabei!

Frank Dopheide, Geschäftsführer Handelsblatt Media Group:

Unsere Truppen von Handelsblatt und WirtschaftsWoche. Ich freue mich auf 2 x 30 kluge, angenehme Menschen und fünf Tage Zeit, sich mit der Zukunft und nichts als der Zukunft zu beschäftigen. 40.000 Menschen vor Ort. Go with the flow. Die unendliche Zahl an Veranstaltungen und Inspiration. Highlight: Die Eröffnung der Rodeo- Saison inklusive der Nationalhymne zu Beginn und Country Westernkonzert zum Abschluss.

Tim Alexander, Chief Marketing Officer, Deutsche Bank:

Ich freue mich besonders auf die Vernetzung mit Experten. Durch die Diversität der Teilnehmer und die Vielzahl der Gespräche und Vorträge, erhält man unterschiedliche (Denk-)Anregungen, Impulse und Einblicke. Ich freue mich darüber hinaus viele Neuheiten kennenzulernen und die digitale Transformation voran zu bringen.

 

Diese Panels stehen auf meiner Agenda:

Kerstin Heuer, Chefredakteurin Marketing Services, KPMG:

„Touch The Sun: Nasa´s first Mission To Our Stars“

„Regulating AI: How to Control the Unexplanainable“

„Hacking The Brain: The power of Neuroenhancement“ (mit Miriam Meckel)

Curt Simon Harlinghausen, EMEA Lead Business Transformation, Publicis Media:
Gute Frage. Da habe ich leider keine Antwort. Noch nicht. Nach 10 Jahren SXSW gehe ich mit dem Flow und entscheide recht spontan am Tag selber. Mich interessieren dieses Jahr insbesondere die Themen Digital Ethic, Security/Hacking und AI.

„How to Break an Industry“ mit Vox-Media-Mitründer Ezra Klein

„Do More. Do Things That Were Previously Impossible“

Das Interview mit Bernie Sanders

„We want it now – the future of AI is in your hands“, u.a. mit Jan Hill von Adidas

„Digital & Politics: the good, the bad, the fakes“

„Augmented reality: Job Killer or economic savior?“

Das Programm schaue ich mir erst zwei Tage vor dem Start an. Bis dahin ist es noch zu sehr im Fluss. Aber eins habe ich schnell gelernt: Pro Tag nehme ich mir nur zwei Pflichtveranstaltungen vor. Wer sich sein Programm komplett vollpackt — wie man es bei einer deutschen Konferenz gewohnt ist— wird schnell ernüchtert: Man kommt oft in Räume nicht rein, weil man keine Zeit für die Schlangen hat und es wird ziemlich schnell anstrengend. Immerhin ist man fünf Tage dort. Wenn man zwei gute pro Tag macht, nimmt man immer noch viel mit. Die restliche Zeit nutze ich für zufällige Veranstaltungen – da sind oft lohnende Überraschungen bei.

Alles rund um Blockchain und Künstliche Intelligenz ist dieses Jahr natürlich Pflicht. Ich möchte mir aber auch ein paar Sessions zum  Thema Augmented Reality anschauen, denn ich habe das Gefühl das wird nach Alexa und den Smartspeakern der nächste Marktplatz sein, auf dem wir uns alle tummeln werden.

 

Die Auswahl ist so unfassbar riesig, da fällt es schwer, drei rauszusuchen oder auch nur den Überblick zu behalten. Wahnsinnig gern hören möchte ich Amy Webb zu den Zukunftstrends. Davon ab möchte ich in diesem Jahr ich viel mehr links und rechts der üblichen Themen schauen und mich am besten in etwas reinsetzen, von dem ich noch nicht einmal ansatzweise gehört habe. Das bringt die meiste Inspiration.

 

Was man abseits des offiziellen SXSW-Programms erleben sollte:

Simon Harlinghausen chartert jedes Jahr einen Bus und nimmt Deutsche mit zu Salt-Liq-BBQ, eine Ranch ca. 30 Meilen außerhalb von Austin. Das ist eine phantastische BBQ-Erfahrung, die jeder einmal mitgemacht haben sollte. Man kann Simon Harlinghausen in der Regel einfach über Facebook anpingen. Ich meine in diesem Jahr gibt es eine Neuauflage.

Das variiert. Ich kann mich an ein Jahr erinnern, da war das Holländer-Haus der Party-Ort schlechthin. Wo dieses Jahr der Hotspot ist, erfährt man meist nach den ersten ein, zwei Tagen. BBQ ist für Erstbesucher natürlich Pflicht. Zur SXSW kommen aber immer auch Starköche aus der ganzen Welt nach Austin, um sich dort zu präsentieren. Wer kann, sollte sich unbedingt ein solches Event-Dinner gönnen. Die Amerikaner verstehen es nun mal, selbst aus einem Abendessen eine Show zu machen.

Für Fleischfreunde: Das All-you-can-eat-Barbecue am Freitagabend. Für Startup-Enthusiasten: Den ATX Startup Crawl, auch am Freitagabend. Für Popkulturfans: Die Mash Bash Party am Sonntag. Und irgendwann mal in die Piano Bar.

WOW, das gibt es soooooo viel. Wir haben unsere eigenen Events und Parties, aber Mashable, Facebook, Spotify und Co. haben ebenso grandiose Events und dann diese, auf denen man danach spontan noch landet. Wer hungrig aus Austin kommt hat entweder alles richtig gemacht, weil er keine Zeit hatte zum Essen, oder alles falsch, da das Essen so abwechslungsreich und aussergewöhnlich gut ist.

Die Austin Rodeo Show soll ein Ereignis sein – wir werden es überprüfen 😉