So lässt sich Gendern in die Kommunikation integrieren

Beim Gendern hängt der Stellenwert, die Relevanz und die Akzeptanz von verschiedenen Faktoren ab. Einige Beispiele, die zeigen, wie der Übergang zum Gendern erleichtert werden kann.
Bei den konkreten Genderformen empfehlen Expert*innen, "die gesellschaftlichen Lücken nicht zu deutlich sprachlich" aufzuzeigen. (© Imago)

In einer qualitativen tiefenpsychologischen (n=46; je 50 Prozent Frauen/Männer, Alter: 14-35 Jahre) sowie einer quantitativen repräsentativen Studie (n=2000; je 50 Prozent Frauen/Männer; Alter: 16-35 Jahre) haben das Rheingold Institut und die Agentur Castenow herausgearbeitet, warum das Gendern in der Gesellschaft polarisiert. Beim Gendern stellt sich aber häufig auch die Frage nach dem „Wie“.

Viele Befragte, die bereits aktiv gendern, beobachten laut Studie, dass „die Stolperfallen der Sprache zwar zu Beginn sehr störend wirken, jedoch auch schnell Gewöhnung“ eintrete. Zur Spaltung komme es eher, „wenn fehlendes Gendern zu aggressiv und zu strikt eingefordert wird“. Vor diesem Hintergrund haben die Studien-Autor*innen einige Handlungsempfehlungen zum Gendern erarbeitet:

1. Genderräume beachten

Insbesondere in offiziellen Kontexten sei Gendern „eine Form des Respekts, die mittlerweile zum guten Ton gehört und unbedingt zu empfehlen ist“. Der schriftliche Kontext sei dabei deutlich relevanter als der mündliche, „da mündliche Sprache im Sinne einer pragmatischen Kommunikation flexibler bleiben“ dürfe.

Die dieser Einschätzung zugrundeliegende Studie von Rheingold und Castenow hält folgende Ergebnisse bereit: Mehr als 50 Prozent finden Gendern im Schriftlich-Öffentlichen, in der schriftlichen Kommunikation mit offiziellen Institutionen oder Behörden, bei Vorträgen/Konferenzen eher wichtig bis sehr wichtig. Im privaten Freundes- und Bekanntenkreis finden dies nur 26 Prozent.

2. kein Miteinander ohne Toleranzspielräume

Ein Thema das gesellschaftlich für mehr Toleranz und ein inklusives Miteinander wirbt, dürfe „selbst nicht zu kategorisch und rigide auftreten“, finden die Studien-Autor*innen. Im Umgang mit der Genderdebatte seien vielmehr Flexibilität, Toleranz, Humor und Fehlerkultur notwendig, „damit es sich nicht in sein Gegenteil verkehrt“.

Die Befragten aus der Studie wünschen sich am häufigsten, dass Gendern tolerant gehandhabt wird (39 Prozent) – jeder so, wie und wo er/sie es will; und locker und flexibel (31 Prozent) – es nicht bis auf Kleinste durchziehen. Lediglich elf Prozent sind dafür, es überall und konsequent durchzusetzen.

Schrägstrich, Stern, Unterstrich

Bei den konkreten Genderformen empfehlen die Expert*innen von Rheingold und Castenow, „die gesellschaftlichen Lücken nicht zu deutlich sprachlich“ aufzuzeigen, sondern sie „eher fluide in das sprachliche Gefüge“ einzugliedern. Gendern solle als „freundliche Erinnerung“ verstanden werden, „dass wir gesellschaftlich immer wieder erneut für mehr Inklusion und ein gutes Miteinander eintreten wollen“.

Die „und“-Formen, der Schrägstrich (als gelernter Teil der deutschen Sprache) und der Genderstern als ein Symbol für die Fußnote (alle, die nicht im Text genannt werden können, sind inkludiert) seien weiterhin beim Gendern zu empfehlen. Insbesondere der Unterstrich sei dagegen unbeliebt, „denn er versinnbildlicht visuell den Gap“. Der Unterstrich solle möglichst vermieden werden, „da er nur Wunden aufreißt, die aktuell gesellschaftlich noch nicht geschlossen werden können“.

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.