Rahmyn Kress: „Der Mensch steht jederzeit im Mittelpunkt“

Rahmyn Kress ist ein Mann klarer Worte. Auf dem Deutschen Marketing Tag 2019 hat der Leiter HenkelX Ventures und Founder HenkelX beim Düsseldorfer Konzern, deutlich gemacht, warum er nichts von Inkubatoren und Acceleratoren hält – und worauf es bei der digitalen Transformation aus seiner Sicht ankommt.
Rahmyn Kress: "Wir waren bei den Prüfungen der Start-ups sehr ehrlich."
HenkelX war im Februar 2018 gestartet, um Mentoren zu gewinnen, die die Plattform dabei begleiten, über „open innovation“ in die Industrie zu gehen. „Meine Ambitionen war es anfangs, 50 Mentoren zu gewinnen“, sagte Rahmyn Kress, Leiter HenkelX Ventures und Founder HenkelX, beim Deutschen Marketing Tag. Heute habe die Innovationsplattform des Düsseldorfer Konzerns bereits die Zahl von „mehr als 200 Mentoren“ erreicht – und zwar hauptsächlich „in den Bereichen Venture Capital, Fortune 500, C-Suite“.

Genau dieser Stellenwert und die Größe der Henkel-X-Partner mache heute das Netzwerk aus. Der in London lebende Kress spricht von einem „unfair advantage“ gegenüber dem Wettbewerb: „Wir unterstützen uns gegenseitig dabei, keine Tür geschlossen zu halten, um Innovationen freien Lauf zu lassen.“

Seröse Bewertung und Kommunikation

Der Netzwerkgedanke gab HenkelX laut Kress die Möglichkeit, gemeinsam mit der Industrie offene Innovationen zu betreiben: „Network and Ecosystem is the name of the game“, sagte er. Bis heute habe HenkelX bereits 60 Proof of Concepts durchgeführt.

Ein wichtiger Punkt ist für Kress dabei eine seröse Bewertung und Kommunikation: „Wir waren bei den Prüfungen sehr ehrlich. Wir machen keine „Horse and Donkey Shows“, bei denen man sich Start-ups angucken kann und am Ende beide Seiten desillusioniert sind, weil sie die falsche Erwartungshaltung hatten.“

Wenig Vertrauen in Inkubatoren

Etwas provokant formulierte Kress, dass er nicht an Inkubatoren und Acceleratoren glaubt. Er begründete seine Haltung wie folgt: „Wenn eine Unternehmensorganisation nicht in der Lage ist, a) mit den Innovationen richtig umzugehen, b) keine fähigen Leute hat, die empowered sind, mit den Entrepreneuren danach etwas umzusetzen und c) dafür auch nicht die finanziellen Mittel da sind, dann ist das eben „Horse and Donkey.“

Angesprochen auf die wichtigsten Stellschrauben in der digitalen Transformation, war es Kress abschließend wichtig, eine Sache besonders hervorzuheben: „Der Mensch steht jederzeit im Mittelpunkt, die Technologie kommt immer erst an zweiter Stelle.“

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.