Rabatte im Automarkt erreichen Höchstwerte

Die offiziellen Neuwagenzulassungen des Kraftfahrtbundesamtes verbreiten „Jubellaune“ für den deutschen Automarkt. Im September wurden mit 280.698 Neuwagen 9,3 Prozent mehr zugelassen als im September 2010. Das CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen hat hingegen auch die Incentives im deutschen Automarkt analysiert und sieht klare Anzeichen, dass das Wachstum im deutschen Automarkt ein Ende hat.
In eine ergonomische Position wurde dieser Golf gedreht, an dem ein Mitarbeiter der Volkswagen AG am 22.07.2002 in einer Montagelinie im Werk Wolfsburg Schläuche im Motorraum verlegt (Archivbild). Fotograf: Rainer Jensen dpa (zu dpa-VW-Korr vom 05.02.2003)

Nach Überzeugung von Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer kippt die Konjunktur. Es müsse davon ausgegangen werden, dass im nächsten Jahr deutlich weniger Pkw in Deutschland zugelassen werden als im Jahr 2011. Denn den Prognosen des CAR-Centers zufolge geht im Jahr 2012 der deutsche Automarkt um 50.000 Neuwagenzulassungen auf 3,1 Millionen Neuwagenverkäufe zurück. Hersteller und Händler werden – so die Marktexperten – mit einer größeren Anzahl Tageszulassungen und „jungen“ Dienstwagen in das Jahr 2012 gehen. Das zeige deutlich die Anzahl der Händler- und Herstellerzulassungen im Monat September (taktische Zulassungen). Exakt 84.100 Neuwagen oder 30 Prozent aller Neuwagen wurden im Monat September von den Autobauern und Händlern in die Zulassungen gebracht – laut Dudenhöffer die höchste Zahl an taktischen Zulassungen in einem September in den letzten fünf Jahren. Den höchsten Anteil hatte mit 67,8 Prozent oder 291 Fahrzeugen Subaru. Mit anderen Worten: 67,8 Prozent aller im Monat September neu zugelassenen Pkw wurden entweder von Subaru zugelassen oder von den Subaru-Händlern. Taktische Zulassungen werden mit mindestens 20 Prozent Rabatt verkauft. Sehr hoch auch die taktischen Zulassungen beim Jaguar mit 58 Prozent, bei Chevrolet mit 53,6 Prozent, bei Porsche mit 47,3 Prozent und Landrover mit 46,8 Prozent.

Die größte Zahl an taktischen Zulassungen hat VW mit 19.349 Pkw oder 30,1 Prozent aller Zulassungen getätigt, gefolgt von Opel mit 10.017 taktischen Zulassungen (43,9 Prozent) und Ford mit 7.532 (36,5 Prozent). Nach wie vor „sauber“ ist Dacia. Bei der Marke wurden nur 7,6 Prozent aller Zulassungen als Hersteller- oder Händlerzulassungen getätigt. Sehr gut unterwegs sind auch Smart (13,2 Prozent), Volvo (15,8 Prozent) und Suzuki (16,8 Prozent). Dudenhöffer sieht ein deutliches Signal, dass sich der deutsche Automarkt deutlich schwieriger gestaltet, denn Neuwagen seien nur noch mit hohen Abschlägen zu verkaufen. Im Durchschnitt würden individuell spezifizierbare Neuwagen bei Internet-Vermittlern derzeit mit 15 Prozent Rabatt verkauft. Dies gelte auch für die Sondermodelle, bei den bereits Preisvorteile eingerechnet sind. Die Rabatte im deutschen Automarkt haben der Analyse des CAR-Centers zufolge somit wieder Höchstwerte erreicht.

Die Wissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen untersuchten auch die Zahl der Zulassungen durch Händler und Hersteller in Bezug auf die Modelle. Die meisten taktischen Zulassungen wurden im September beim VW Golf mit 7.858 (Vormonat: 4.500 – plus 75 Prozent) getätigt. Damit wurden im September 38 Prozent aller neu zugelassenen VW Golf als taktische Zulassungen in den Markt gebracht. Beim Opel Corsa wurden 1.171 (plus 46 Prozent) taktische Zulassungen getätigt, mehr als die Hälfte aller Corsa-Zulassungen. Beim Ford Fiesta waren es rund 1.300 Fahrzeuge (plus 81 Prozent). Die hohen Zahlen taktischer Zulassungen zeigen Dudenhöffer zufolge deutliche Spuren einer Nachfrageschwäche. Die Käufer verhielten sich trotz bester Konjunktur wegen der erheblichen Verunsicherungen der Staats- und Verschuldungskrisen in Europa zurückhaltender beim Autokauf. „Die Schuldenkrise ist im deutschen und im europäischen Automarkt angekommen“, sagt der Automobilexperte. Denn auch die Märkte Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und England seien mit sinkenden Autoverkäufen und hohen Incentives konfrontiert. Der europäische Automarkt stehe damit vor einer Rezession. Nach Prognose des CAR-Centers werden in der Europäischen Union im Jahre 2012 noch 12,9 Millionen Pkw verkauft, 300.000 weniger als im Jahr 2011.

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