Online-Geschäft erreicht 60 Prozent des Branchenumsatzes

Der Gesamtumsatz der Versandhandelsbranche im Jahr 2010 beläuft sich nach Informationen des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (bvh) auf 30,3 Milliarden Euro – gut vier Prozent mehr als im Jahr 2009. Auch der Anteil am Einzelhandel sei auf den neuen Spitzenwert von 7,8 Prozent (Vorjahr 7,4 Prozent) gestiegen. Besonders stark entwickelte sich dem Verband zufolge das Onlinegeschäft: Lag der Umsatzanteil des E-Commerce im Jahr 2009 noch bei 53,3 Prozent, komme er ein Jahr später schon auf 60,4 Prozent. Das Umsatzvolumen des Internethandels wird mit 18,3 Milliarden Euro beziffert.

Die aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2010 basieren auf der repräsentativen Verbraucherstudie „Distanzhandel in Deutschland – Die Entwicklung des interaktiven Handels B2C im Jahr 2010“, die das Forschungsinstitut TNS Infratest zum fünften Mal im Auftrag des bvh durchführte. In der aktuell vorliegenden Studie wurde erstmals nach der Wahrnehmung der Kunden gegenüber Social Media gefragt. Rund 20 Prozent aller befragten Personen, so ein zentrales Ergebnis, seien auf Angebote von Online-Händlern in sozialen Netzwerken aufmerksam geworden und nähmen die Aktivitäten der Händler positiv war. Bei der Kundenbetrachtung repräsentieren Frauen mit einem Anteil von 58 Prozent gegenüber den männlichen Kunden mit einem Anteil von 42 Prozent das starke Versandhandels-Geschlecht. Sie stehen für einen Jahresumsatz von 18,6 Milliarden Euro, während es männliche Kunden auf rund zwei Drittel davon bringen: 11,2 Milliarden Euro. Hervorzuheben seien die Multi-Channel-Versender, die sich als Zugpferde für die weibliche Klientel erwiesen hätten. Demgegenüber seien die Internet-Pure-Player noch mehrheitlich in Männerhand.

Vier „Sparten-Gewinner“ konnten im Jahr 2010 ihre Online-Umsätze im zweistelligen Bereich steigern: Herstellerversender (plus 42,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2009), Apothekenversender (plus 33,3 Prozent), Internet-Pure-Player (plus 27,9 Prozent) und Multichannel-Anbieter (plus 14,7 Prozent). Letztere liegen damit beim Vergleich der Gesamtvolumen im Online-Handel vor den Internet-Pure-Playern. Der größte Umsatzbringer im interaktiven Handel waren der bvh-Studie zufolge auch im Jahr 2010 Bekleidung, Textilien und Schuhe (12,65 Milliarden Euro – minus 5,5 Prozent). Auf Platz zwei befinden sich Medien, Bild- und Tonträger (2,95 Milliarden Euro – minus 3,9 Prozent). An dritter Stelle rangieren Unterhaltungselektronik und E-Artikel (2,65 Milliarden Euro – plus 44 Prozent). Im Jahr 2010 wurden jedoch nicht nur Waren im Wert von 18,3 Milliarden Euro geordert, sondern auch digitale Dienstleistungen wie Tickets für Veranstaltungen, Fahrkarten oder Entertainment im Wert von sieben Milliarden Euro (2009: 6,2 Milliarden Euro). Betrachte man die gesamten Ausgaben der Kunden im Internet im Jahr 2010, belaufe sich die Summe auf beachtliche 25,3 Milliarden Euro, 17 Prozent mehr als im Jahr 2009.

Dem Katalog kommt nach Informationen von bvh und TNS Infratest wie in den vergangenen Jahren eine tragende Rolle im Kommunikationsprozess des interaktiven Handels zu. Noch immer werde der klassische Papier-Katalog gern als Nachschlagewerk genutzt. Im interaktiven Handel zum Beispiel informierten sich mehr als 65 Prozent der Käufer aller Altersklassen im Papier-Katalog, bevor sie ein Produkt über einen der vielen Bestellwege erwerben würden. Den Medienbruch zwischen Schauen und Kaufen könnten Tablet-PCs wie das iPad nun aber endgültig auflösen. Der Katalog erhalte ein neues Outfit und lebe in anderer Form neu auf. „Mit dem elektronischen Katalog wird Inspirieren und Bestellen mittel- bis langfristig eine Veränderung erfahren, weil man nun Katalog-Feelings und Online-Bestellung in einem Medium vereinen kann“, prognostiziert bvh-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer.

Der Erfolg des Jahres 2010 wird sich nach Überzeugung des Branchenverbandes auch im Jahr 2011 fortsetzen. Der bvh schätzt aktuell ein Umsatzwachstum von 5,5 Prozent beim Gesamtversandhandel auf ein Volumen von 31,9 Milliarden Euro. Das E-Commerce-Volumen werde in diesem Jahr voraussichtlich um 15,5 Prozent wachsen. Der bvh rechnet die Umsatzzahlen im reinen Online-Handel auf 21,1 Milliarden Euro hoch. Drei Viertel der Deutschen seien Kunden einer Versandhandelslandschaft, die immer vielschichtiger werde. Nicht nur immer mehr Versender träten auf, auch die Informations- und Bestellmöglichkeiten würden vielfältiger. Dem Grundsatz folgend, immer und überall für den Kunden erreichbar zu sein, würden alle Kommunikationswege genutzt: Internet, Katalog, Stationärhandel, Smartphone und Telefon.

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