Neben der aktuellen internationalen wissenschaftlichen Forschung haben die Autoren Klaus Kriener und Christian Berg von SAP sowie Jörg Grimm vom Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen die Nachhaltigkeitsreports von 36 führenden Handelsunternehmen analysiert. Dabei war es für die Autoren von Anfang an Ziel, für die sehr heterogene Handelsbranche nicht nur die relevanten Nachhaltigkeitsthemen und vielversprechende Strategieansätze zu bestimmen, sondern auch ganz praktische Handlungsempfehlungen für den Einsatz von IT abzuleiten. Wie die Untersuchung mit dem Titel „Nachhaltigkeit im Handel: Herausforderungen, Strategien, Umsetzung“ zeigt, bestimmen nicht nur die gesetzlichen Regelungen auf nationaler und supranationaler Ebene den Handlungsspielraum der Händler. Die Stakeholder, ob Investoren, Konsumenten oder andere Unternehmen, erwarten von Handelsunternehmen in ganz besonderem Maße ein nachhaltiges Wirtschaften. Denn wie in kaum einer anderen Branche stellen Retailer ein Bindeglied zwischen dem Verbraucher und dem produzierenden Gewerbe dar, wodurch sie aus Sicht der Interessengruppen auch eine besondere Verantwortung in punkto Nachhaltigkeit tragen.
Dabei stehen für die unterschiedlichen Handelssegmente verschiedene Themen im Vordergrund: Während im Einzelhandel „Fair Trade“, Produktinformationen, Transportoptimierung und Kühltechnologie Treiber der Nachhaltigkeitsbemühungen sind, beschäftigen sich Elektronikfachhändler primär mit Recycling, Energieeffizienz und Produktionsbedingungen. Bei Baumärkten und Modehändlern wiederum rangieren Themen wie Wassermanagement oder der umweltbewusste Einsatz von Chemikalien ganz oben auf der Prioritätenliste. Abhängig vom Geschäftsmodell und Handelssegment haben die Autoren vier Strategietypen herausgearbeitet, die einen nachhaltigen Mehrwert versprechen sollen: „Prozess- und Ressourcenoptimierung“: Geschäftsprozesse werden fortlaufend auf effizienten Ressourceneinsatz getrimmt. Dabei sollen die negativen sozialen und ökologischen Folgen der Geschäftstätigkeit und insbesondere auch die Kosten auf ein Mindestmaß reduziert werden. „Prozesssicherung“: Unternehmen versuchen, sich dadurch vom Wettbewerb zu differenzieren, dass ihre Geschäftsabläufe durch kontinuierliche, proaktive und öffentlichkeitswirksame Verbesserung höchsten Nachhaltigkeitskriterien genügen. „Nachhaltige Produktpositionierung“: Hierbei wird Innovation auf Produktebene betrieben und die nachhaltigen Produkte als eine Art „Visitenkarte“ für den Marktauftritt des Unternehmens genutzt. „Innovative Kostenoptimierung“: Durch Neuerungen am Produkt, zum Beispiel durch Ökodesign oder den Einsatz umweltfreundlicher Materialien, sollen die ökonomischen und ökologischen Kosten der Produkte minimiert und dadurch in umkämpften Märkten Kostenführerschaft erzielt werden.
Für all diese Strategietypen kann der Einsatz von Unternehmenssoftware den Unterschied ausmachen, wie Kriener, Berg und Grimm exemplarisch anhand des Sustainability-Portfolios der SAP AG darstellen. Dies gelte insbesondere für die Bereiche CO2-Management und das Nachhaltigkeitsreporting. So ermögliche SAP Business Objects Sustainabiltiy Performance Management beispielsweise das systematische, konzernweite Management von Nachhaltigkeitsindikatoren über alle Bereiche im Unternehmen hinweg. Dabei könne das Reporting an Standardkriterien wie denen der Global Reporting Initiative oder dem Dow Jones Sustainability Index ausgerichtet werden. Aber auch für die Bereiche Environment, Health and Safety, den operativen Betrieb und das Energiemanagement, die Lieferkettensteuerung, das Produktlebenszyklusmanagement und Recycling sollen passgenaue Softwarelösungen unmittelbaren Mehrwert versprechen. Die Autoren raten den Handelsunternehmen auch, die Vielfalt an Möglichkeiten verstärkt in Betracht zu ziehen.