„Mit Kernkompetenzen und risikoadjustierter Renditepolitik raus aus der Flaute“

Als Anbieter von digitalem und analogem Schaltungsdesign hat das Zittauer Unternehmen „Digades GmbH“ einen neuen strategischen Weg in Form einer risikoadjustierten Geschäftspolitik eingeschlagen. Diese erweist sich bisher auch in der Automobilkrise als resistent. Im Interview erläutert Lutz Berger, Geschäftsführender Gesellschafter der Digades GmbH, was hinter dem Konzept steckt.
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Was verstehen Sie unter „risikoadjustierter Geschäftspolitik“?

LUTZ BERGER: Die Zukunft der Entwicklung von Branchen und einzelnen Geschäftskunden ist, wie die aktuelle Situation deutlich vor Augen führt, für alle Unternehmen unsicher. Um die Performance unseres Unternehmens als risikoadjustierte Rendite nachhaltig positiv zu gestalten, wenden wir seit etwa fünf Jahren die Philosophie der Portfoliotheorie aus der Geldtheorie an: „Lege nicht alle Eier in einen Korb!“ Dadurch können wir das sogenannte Klumpenrisiko unseres Geschäftsportfolios senken, ohne auf existenzsichernde Rendite zu verzichten.

In welchen Aspekten unterscheidet sich die neue von Ihrer früheren Geschäftsstrategie?

BERGER: Der Marketing- und Bankprofessor Clemens Renker, der auch als unser Berater agiert, würde es mit „Diversifikation auf der Basis von Kernkompetenzen“ ausdrücken. Denn mit der Firmengründung Mitte der 90er Jahre konzentrierten wir uns allein auf „wireless solutions“ in dem alleinigen Geschäftsfeld „automotive solutions“ und arbeiteten dazu noch für nur wenige ausgewählte Großkunden. Um brancheninhärente beziehungsweise sogenannte systematische Risiken und kundenspezifische oder unsystematische Risiken dieses Geschäftsmodells zu reduzieren, diversifizierten wir später auf der Basis unserer Kernkompetenzen den Einsatz von Personal- und Sachressourcen in neue, weitere strategische Geschäftsfelder. Dazu gehören etwa Problemlösungen für medizinische Apparatehersteller, elektronische Hauseinrichter, Mess- und Prüfhersteller sowie Sportartikel, wobei wir inzwischen sogar die Spielwarenbranche in Erwägung ziehen.

Wie machen sich die Vorteile bereits beim unternehmerischen Erfolg bemerkbar?

BERGER: Wir können als junges Unternehmen auf mehr als ein Jahrzehnt stabile Unternehmensergebnisse zurückblicken. Selbst der „worst case“ unterstellt in diesem Jahr ein ordentliches Betriebsergebnis und solide Eigenkapitalausstattung. Unsere Kunden können sich also gerade in der Krise auf einen stabilen, verlässlichen und innovativen Lieferanten mit Top-Qualitätssiegel verlassen. Und sie wissen, dass unsere Banken nach ihren Basel II-Analysen nötige Investitionen finanziell begleiten.

Welchen Visionen folgen Sie, um innovative Lösungen für die Datenkommunikation der Zukunft zu entwickeln?

BERGER: „Transmission as a Vision“ lautete der leitende Gedanke für die Marktbearbeitung und effiziente Koordination der Ressourcen nach dem Start von Digades. Diese Vision griff aber für die angestrebte risikoadjustierte Rendite des Unternehmens zu kurz. Deshalb erweiterten wir unsere Vision als gestalterische Kraft in Richtung „wireless & electronic solutions“. Mit der Konsequenz, dass in den obigen Geschäftsfeldern den Kunden nicht nur die Forschung & Entwicklung der 50-köpfigen Ingenieurskompetenz zur Verfügung steht, sondern Digades die Problemlösungen auch in eigener Fertigung sowie mit eigenem Service realisiert.

Welche Rolle messen Sie der drahtlosen Übertragungstechnologie bei?

BERGER: Die drahtlose Datenübertragung macht einerseits viele Anwendungen für Nutzer bequemer, einfacher und kostengünstiger, andererseits werden manche Anwendungen überhaupt erst durch die drahtlose Übertragung möglich. Das gilt zum Beispiel für das Messen und Überwachen des Reifendruckes bei Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen. Die zunehmende Miniaturisierung elektronischer Komponenten und die Fortschritte in der Entwicklung moderner Übertragungstechnologien ermöglichen die Entwicklung leistungsstarker spontan vernetzbarer und mobiler Systeme. Insbesondere drahtlose Sensornetzwerke bieten hier ein wirtschaftlich enormes Entwicklungspotenzial. Digades hat ein eigenes Sensornetzwerk entwickelt. Das besteht aus einer Vielzahl kleiner Sensorknoten, die drahtlos miteinander kommunizieren, und ermöglicht, sie auch in unzugänglichen Gebieten auszubringen, wodurch sich völlig neue Anwendungsfelder erschließen.

Derzeit verhelfen elektronische Lösungen zu mehr Effizienz, Komfort und Sicherheit. Was ist der Technik in der Zukunft noch zuzutrauen?

BERGER: Das Handy kann mehr als ein Laptop, der Kühlschrank hat eine Verbindung ins Internet und der Fernseher lässt jeden Computer alt aussehen. Wenn man sich die rasante Entwicklung in der Elektronik in den letzten Jahren so ansieht, wird man leicht feststellen, dass dem Einsatzgebiet elektronischer Lösungen keine Grenzen gesetzt sind. Deshalb betreibt auch Digades intensive Trend- und Zukunftsforschung.

Die Fragen stellte Martina Monsees.

Mehr Informationen gibt es unter:
www.digades.de,
www.crenker.de