Mit der Agentur ins Silicon Valley reisen? Was soll denn das?

Im Herbst 2014 bot der Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) seinen Mitgliedsagenturen und deren Kunden zum ersten Mal eine Inspirationsreise ins Silicon Valley an. Weitere Ziele folgten: ein Trip zur CES nach Las Vegas, der Besuch der South-by-South West in Houston und eine Reise nach Dublin. Im September ist es wieder so weit. Das Silicon Valley ruft und 10 Agenturchefs werden – begleitet von je einem ihrer Kunden – den Flug nach San Francisco antreten.

Sehen wir von den Compliance Fragen einmal ab, die selbstverständlich alle gelöst werden, geraten einige Teilnehmer dennoch unter Erklärungsdruck. Dabei sind die Argumente für eine solche Reise – auch für eine dritte Teilnahme, wie in meinem Fall – zwingend.

Silicon Valley zwingt, eigene Ansätze zu hinterfragen

Der Abstand zum Tagesgeschäft ermöglicht strategische Diskussionen auf einem anderen Niveau. Der Besuch von Firmen wie Google, YouTube, Facebook, Twitter oder Salesforce zwingt die Teilnehmer immer wieder, die eigenen Kommunikationsansätze und –mittel sowie die Gewichtung von Budgets zu hinterfragen. Oft geht es weiter und die Teilnehmer (Agenturen eingeschlossen) beginnen, die eigenen Geschäftsmodelle und deren erwartete Restlaufzeit zu hinterfragen. Das beginnt in aller Regel bereits nach dem ersten Firmenbesuch. Die unterschiedlichen Blickwinkel, die auch durch die Mischung aus verschiedenen Branchen zustande kommen, führen dann zu Diskussionen, die von allen Teilnehmern als besonders fruchtbar empfunden werden.

Weg von Buzzwords, hin zu handfesten Themen

Wer sich für mehrere Tage auf eine solche Reise einlässt, hat die große Chance, bei der Auseinandersetzung mit aktuellen und neuen Themen wie Programmatic Advertising und Big Data oder Machine Learning und Artificial Intelligence die Buzzword-Ebene schnell zu verlassen und (erste) Einschätzungen darüber zu gewinnen, wo das eigene Unternehmen bei diesen Themen im Wettbewerbsvergleich steht. Hinzu kommt der Austausch mit Wissenschaftlern, wie Ray Kurzweil, den Leiter der technischen Entwicklung bei Google. Er kündigte uns bereits vor 2 Jahren an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Computer sich sehr bald in einer Sprache unterhalten würden, die für Menschen nicht mehr verständlich sei, sehr hoch sei. In diesen Sommer war es bei einem Experiment bei facebook erstmalig so weit. Es wurde abgebrochen.

„Investments in die eigene Person“

Aber nicht nur bei Zukunftsthemen, wie AI geben diese Reisen den Teilnehmern erstaunliche Einblicke. In Präsentationen zu Themen wie Datensicherheit oder Human Ressources gibt es Einblicke, die uns immer wieder erstaunen. So überraschte uns die Tatsache, dass beispielsweise Google, Big Data für die Steuerung nahezu aller Unternehmensfunktionen nutzt, nicht wirklich. Die Learnings, die das Unternehmen aus seinen Personaldaten zieht, waren jedoch mehr als neu. Und spätestens die Erkenntnis, dass Google auf Grundlage von Daten ein spezielles Team für die Gewinnung sogenannter „Rehires“ eingeführt hat, also für die Mitarbeiter, die schon einmal für Google gearbeitet haben, belegte anschaulich, warum die Nutzung von Daten auch hier Sinn macht. Demnach sind bei Google Mitarbeiter, die zurückkehren im Durchschnitt leistungsfähiger, zufriedener und sie bleiben länger im Unternehmen als solche, die zum ersten Mal bei Google sind.
Auf die Frage, was das derzeit beste Investment sei, soll Warren Buffet kürzlich sinngemäß geantwortet haben, dass dies Investments in die eigene Person seien. Das passt zur weit verbreiteten Erkenntnis, wie wichtig lebenslanges Lernen für Wissensarbeiter ist. Darum fahre ich auch in diesem Jahr mit gutem Gewissen, zusammen mit GWA Mitgliedern und Kunden ins Silicon Valley.

Diese Kolumne entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der Kommunikationsagenturen (GWA). Die GWA-Vorstände Nina Rieke (DDB Group) und Michael Trautmann (thjnk) schreiben hier regelmäßig für die absatzwirtschaft zum Thema Kunde-Agentur-Beziehung. Anlass ist eine große Kooperation zwischen der absatzwirtschaft, dem GWA und Agenturmatching: zur Agentursuche.