Mehrheit der Verbraucher weltweit spricht von Rezession

„Die Verbraucher sind derzeit außerordentlich vorsichtig“, sagt Dr. Venkatesh Bala, er ist Chefökonom bei „The Cambridge Group“, einem Unternehmensteil von Nielsen. Das Marktforschungsinstitut hat erneut weltweit das Verbrauchervertrauen recherchiert, es ist insgesamt leicht gestiegen, obwohl in einigen Ländern ein Rückgang zu verzeichnen war.

Im dritten Quartal 2012 ist das Verbrauchervertrauen weltweit um einen Indexpunkt auf insgesamt 92 gestiegen und liegt damit vier Indexpunkte über dem Niveau des Vergleichszeitraumes 2011. Dies zeigt die Umfrage „Consumer Confidence“ von Nielsen. In 30 von 58 betrachteten Ländern herrscht eine stärkere Zuversicht als im Jahr zuvor, in 19 Ländern ist die Stimmung schlechter und in sieben Ländern blieb das Vertrauen der Verbraucher stabil.

Somit schätzt Dr. Venkatesh Bala den aktuellen Trend weder als positiv noch als negativ ein. Das gelte besonders in Europa, das sich trotz einiger stabilisierender Initiativen durch die Europäische Zentralbank in einer sehr prekären Wirtschaftslage befinde. „Das Exportwachstum aus China insbesondere in die Eurozone ist substanziell zurückgegangen, begleitet von Zurückhaltung der dortigen Verbraucher“, erklärt der Ökonom. Und auch die Verbraucher in den USA seien weiterhin vorsichtig angesichts einer nicht durchschlagenden wirtschaftlichen Erholung, gekennzeichnet durch anhaltend hohe Arbeitslosenzahlen und enttäuschende Lohnentwicklung.

Verbraucherstimmung in Deutschland rückläufig

Der Umfrage zufolge geben 62 Prozent der Befragten weltweit an, dass sich ihr Land in einer Rezession befinde. In Europa sind drei Viertel der Befragten dieser Meinung, die auch von der Mehrheit der Befragten in Deutschland (58 Prozent) und Österreich (53 Prozent) geteilt wird – im zweiten Quartal 2012 waren es in beiden Ländern mit 44 Prozent noch deutlich weniger. In der Schweiz sieht dies ganz anders aus, hier sind aktuell nur 38 Prozent der befragten Internetnutzer der Ansicht, dass sich ihr Land in einer Rezession befindet, ein Rückgang um drei Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal.

Entsprechend unterschiedlich sieht auch die Entwicklung des Consumer Confidence Index für die drei Länder aus: In Deutschland gab es einen leichten Rückgang um zwei Indexpunkte, vor allem wegen einer schlechteren Bewertung der Berufsaussichten. Die Einschätzung der persönlichen Finanzen sowie die Anschaffungsbereitschaft sind dagegen gestiegen. „Trotz dieses leichten Rückgangs ist die Verbraucherstimmung in Deutschland weiter auf einem guten Niveau“, kommentiert Mathias Bernhardt, Market Leader Buy von Nielsen Deutschland. „Dennoch steigt das Risiko, dass sich die Eurokrise dämpfend auf die Stimmung der deutschen Verbraucher auswirkt.“ In Österreich ist der Trend ähnlich: Hier gab es einen leichten Anstieg des Verbrauchervertrauens um einen Punkt, ebenfalls getragen von der Bewertung der persönlichen Finanzen sowie der Anschaffungsbereitschaft.

Rekordanstieg des Verbrauchervertrauens in der Schweiz

Die Konsumenten in der Schweiz blicken trotz einiger dunkler Wolken am Himmel positiv in die Zukunft: Hier verzeichnet der Consumer Confidence Index mit einem Plus von zehn Punkten den höchsten Anstieg weltweit. Damit stieg das Stimmungsbarometer in der Schweiz um 17 Punkte innerhalb der letzten sechs Monate. “In der Schweiz haben die Regierung und die Schweizerische Nationalbank harte Maßnahmen ergriffen und zwar insbesondere hinsichtlich der Währungsthematik,” sagt Andreas Leisi, Market Leader, Nielsen Alpine. Durch den Währungsdruck und die damit verbundenen attraktiven Shoppingtourismusmöglichkeiten sei der Verbraucherpreisindex vieler Kategorien gesunken, zum Beispiel bei Lebensmitteln und Autos. Somit erhielten die Konsumenten in der Schweiz mehr für ihr Geld.