Konsumstimmung bleibt von Konjunkturrisiken unbeeindruckt

Sorgen über ihre wirtschaftliche Situation machen sich deutsche Konsumenten nicht, obwohl sie die Konjunkturaussichten etwas negativer beurteilen als im Vormonat. Die Anschaffungsneigung, wie sie von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zusammen mit der Einkommens- und der Konjunkturerwartung monatlich ermittelt wird, legt erneut leicht zu. Der Gesamtindikator der GfK-Konsumklimastudie prognostiziert für August 5,9 Punkte, im Juli liegt dieser Wert bei 5,8 Punkten.

Die Banken- und Schuldenkrise in Europa lässt den Konjunkturoptimismus der Deutschen schwinden. Die Verbraucher befürchten, dass nun auch die deutsche Wirtschaft in den Krisenstrudel gezogen wird. Die Konjunkturstimmung ist somit zum ersten Mal seit Dezember vergangenen Jahres wieder in den negativen Wertebereich gefallen. Ihr langjähriger Durchschnittswert liegt bei null Punkten. Die anhaltende Krise, die sich durch die Finanzprobleme einiger spanischer Banken zuletzt erneut verschärfte, hat die großen europäischen Länder Italien, Spanien und Großbritannien wieder in die Rezession abgleiten lassen. Da diese Länder wichtige Handelspartner sind, dürfte deren wirtschaftliche Schwäche nicht ohne negative Konsequenzen für die Exportentwicklung Deutschlands sein. Diese Meinung vertritt auch die deutsche Wirtschaft, wie der erneute Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindex im Juli zeigt.

Einkommenserwartung auf hohem Niveau

Nach wie vor trotzen die Einkommensaussichten der schwächelnden Konjunkturstimmung. Die Einkommenserwartung kann im Wesentlichen ihr überaus hohes Niveau halten. Die GfK verzeichnet im Juli ein moderates Minus, das nicht einmal halb so hoch ist wie der Anstieg im Vormonat. Damit bewegt sich der Indikator nun seit zwei Jahren – von zwei Ausnahmen abgesehen – jenseits der 30-Punkte-Linie, was eine überaus stabile Entwicklung signalisiert. Die Einkommensaussichten trotzen damit weiterhin den zunehmenden Risiken aus dem Ausland. Steigende Beschäftigung sowie im Vergleich zu den Vorjahren deutlich bessere Einkommenszuwächse aufgrund besserer Tarifabschlüsse sind die wesentlichen Stützen der Einkommensstimmung. Hinzu kommt, dass die Inflation zuletzt die auch psychologisch wichtige Marke von zwei Prozent unterschritten hat.

Anschaffungsneigung leicht verbessert

Trotz der leicht rückläufigen Einkommensaussichten kann sich im Juli die Anschaffungsneigung nochmals verbessern. Zum dritten Mal in Folge legt der Indikator zu – auf 35,8 Zähler. Nach wie vor zeigt sich die Konsumneigung von den steigenden Konjunkturrisiken im Wesentlichen unbeeindruckt. Eine stabile Beschäftigungssituation mit sinkender Arbeitslosigkeit sowie die damit einhergehenden Einkommenszuwächse erhöhen die Planungssicherheit. Das ist vor allem bei größeren Anschaffungen wichtig. Zudem lassen fehlendes Vertrauen in die Finanzmärkte und die historisch niedrigen Guthabenzinsen eine Geldanlage als wenig attraktiv erscheinen. Die GfK sieht im privaten Konsum, der fast 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes umfasse, eine Stütze der Konjunktur. Sie bestätigt ihre zu Beginn dieses Jahres getroffene Prognose, wonach der reale private Konsum 2012 um ein Prozent steigen wird.