Kaufkraft steigt vor allem im Osten

Nachdem sich der deutsche Arbeitsmarkt im europäischen Vergleich als erstaunlich robust erwiesen hat, präsentiert sich auch die finanzielle Lage der deutschen Verbraucher wieder merklich positiver: Heute sieht knapp jeder dritte Deutsche seine Finanzlage positiv, vor einem Jahr tat dies nur jeder Vierte. Gleichzeitig sank der Anteil jener, die ihre Finanzen als angespannt einstufen. Das zeigt die aktuelle Studie „Krise? Welche Krise?“ des GfK Vereins, einer Non-Profit-Organisation zur Förderung der Marktforschung.

Der Untersuchung zufolge sagten vor zwei Monaten 31 Prozent der Deutschen, dass sie sich einiges leisten können – und drei Prozent davon verspürten sogar keinerlei finanzielle Einschränkung. Im Herbst des Jahres 2009 hingegen hätten sich nur 25 Prozent als finanziell gut versorgt eingeschätzt. 48 Prozent der Verbraucher hätten angegeben, dass sie im Großen und Ganzen zurechtkämen, was einen Rückgang um drei Prozentpunkte bedeute. Auch der Anteil jener, die von einer angespannten Lage des eigenen Haushalts sprechen, sei im Vergleich zum Jahr 2009 um drei Zähler auf 21 Prozent zurückgegangen. Von diesen 21 Prozent hätten allerdings vier Prozent angegeben, dass das Geld vorne und hinten nicht ausreicht – dieser Wert sei im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Regional lassen sich der Studie des GfK Vereins zufolge deutliche Unterschiede bei der Verbesserung der finanziellen Lage der Haushalte feststellen: In den östlichen Bundesländern nahm die Anzahl der Haushalte, die sich einiges leisten können oder sich nicht einschränken müssen, im Jahr 2010 um knapp ein Drittel zu (von 22 auf 29 Prozent). Umgekehrt sei im Osten der Anteil derjenigen, die höchstens gerade so über die Runden kommen, von 31 auf 27 Prozent zurückgegangen.

In den südlichen und westlichen Bundesländern sei die Verbesserung der finanziellen Situation und damit der Kaufkraft etwas geringer ausgefallen: 29 bzw. 33 Prozent hätten angegeben, dass sie sich einiges leisten können. Ein Jahr zuvor waren es 24 bzw. 27 Prozent. Am schwächsten ausgeprägt sei die Verbesserung der finanziellen Lage dagegen in den nördlichen Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen. Dort stieg der Anteil derer, die sich einiges leisten können, von 29 auf 33 Prozent. Im Norden sank auch der Anteil derjenigen, die gerade so über die Runden kommen, kaum (22 Prozent gegenüber 21 Prozent) – während er im Westen und im Süden Deutschlands um jeweils zwei Prozentpunkte zurückging. „Das sind zwei gute Nachrichten: Die wahrgenommene finanzielle Situation in Deutschland hat sich deutlich verbessert und innerhalb Deutschlands haben sich die Regionen angeglichen“, betont Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK Vereins.

In einigen Gruppen der deutschen Gesellschaft habe sich die Einschätzung der eigenen finanziellen Situation gegenüber dem Krisenjahr 2009 besonders stark aufgehellt: Ihre Lage deutlich positiver als ein Jahr zuvor sähen alleinstehende Ältere (27 statt 19 Prozent), Rentner der Arbeiterschicht (25 statt 18 Prozent) sowie Verbraucher der mittleren Lebenslage (26 statt 20 Prozent). Hier erkläre inzwischen mehr als jeder Vierte, gut versorgt zu sein. In den Verbraucherwelten der Jugendlichen und unter den Konsumenten der einfachen Lebenslage habe sich dagegen die Gruppe derjenigen vergrößert, die im Großen und Ganzen zurechtkommen (von 48 auf 52 Prozent bzw. von 46 auf 53 Prozent). Gleichzeitig sei der Anteil derjenigen, die sich einiges leisten können, von 17 auf 14 bzw. von 16 auf zehn Prozent zurückgegangen. Erneut zugenommen habe der bereits sehr hohe Anteil derjenigen Konsumenten, die sich vieles leisten können: in den gehobenen Lebenslagen von 44 auf 53 Prozent und in der Gruppe der Rentner der Mittelschicht von 38 auf 43 Prozent.

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