Dies geht aus einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young mit Unterstützung des Markenverbandes hervor. Die Prüfer befragten 2 500 europäische Verbraucher zu ihrer Einstellung und 27 europäische Konsumgüterhersteller zu den Risiken durch Plagiate. Danach hat jeder vierte befragte Verbraucher bereits Plagiate gekauft.
„Der Kauf von gefälschten Markenprodukten ist weitgehend gesellschaftlich akzeptiert“, heißt es in dem Bericht. Neun von zehn Verbrauchern sähen durch den Kauf einer Fälschung ihr Ansehen bei Freunden und Verwandten nicht gefährdet. „Unsere Studie zeigt, dass immer mehr Menschen ganz gezielt Plagiate kaufen, obwohl sie sich der möglichen Gefahren durchaus bewusst sind“, erklärt Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young und Leiter der Branchengruppe Consumer Products.
Von den Befragten rechnen 67 Prozent mit Unfallrisiken, hervorgerufen durch die Verarbeitung minderwertiger Materialien. Schäden für ihre Gesundheit schließen 61 Prozent nicht aus, 48 Prozent erwarten finanzielle Risiken. Ferner sind sich 74 Prozent der Verbraucher bewusst, dass in die Herstellung und den Vertrieb von gefälschten Produkten kriminelle Banden involviert sind, und 79 Prozent der Befragten sind sich im Klaren darüber, dass dabei Arbeits- und Umweltbedingungen vernachlässigt werden.
Trotz des Bewusstseins verführe der günstige Preis des „falschen Schnäppchens“ zum Kauf, resümieren die Experten. „Die Zahlen machen deutlich, dass eine umfassende Aufklärung der Verbraucher entscheidender Hebel für die Bekämpfung von Marken- und Produktpiraterie bleibt. Gerade jüngere Menschen müssen für das Thema sensibilisiert werden“, mahnt Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes.
Dies fordern auch 70 Prozent der befragten Unternehmen. „Es ist dringend erforderlich, die Abschreckung der Piraten durch eine Verschärfung der strafrechtlichen Sanktionen zu erhöhen. Bislang stehen die wirtschaftlichen Vorteile der Herstellung und des Handels mit Plagiaten in keinem Verhältnis zum Risiko, das die Täter eingehen. Die Politik muss hier zügig handeln und beispielsweise Mindeststrafen einführen“, so Kannengießer.
Trotz der hohen Betroffenheit nehmen die Hersteller bislang überwiegend noch keine systematische Bewertung der durch Produkt- und Markenpiraterie hervorgerufenen Schäden vor. Wie die Studie zeigt sind zwar strategische Entscheidungen zum Markenschutz in 77 Prozent der befragten Unternehmen inzwischen Chefsache. Für deren Umsetzung sind aber zumeist immer noch einzelne Abteilungen – in aller Regel die Rechtsabteilung – zuständig. 72 Prozent der befragten Unternehmen setzten bereits juristische Maßnahmen zum Schutz der Marke um.
Nach Einschätzung der befragten Unternehmen entwickelt sich die Produkt- und Markenpiraterie zu einer ernsten Bedrohung. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sind regelmäßig von Produktfälschungen betroffen. Zollbeamte der EU-Mitgliedstaaten stellten 2007 mehr als 79 Millionen Artikel nachgeahmter und gefälschter Waren sicher.