Instagram startet In-App-Shopping-Funktion – und könnte Amazons Achillesferse treffen

Der Schritt war lange erwartet worden: Instagram als Shopping-Plattform nutzen. Bislang monetarisierte Facebook das enorme Wachstum des boomenden Fotonetzwerks ausschließlich über Werbebuchungen. Nun spielt Facebook-Chef Mark Zuckerberg die nächste Trumpfkarte und erschließt sich mit der Einführung der direkten Bezahlfunktion in der Instagram-App neue Erlösmöglichkeiten.

Es ist das Bilderbuch des Lebens wie es sein sollte: die wunderschöne Instagram-Welt. Im April jährt sich die Übernahme des Fotonetzwerks bereits zum siebten Mal – für Facebook war es fraglos die erfolgreichste Akquisition der Unternehmensgeschichte.

Gerade mal eine Milliarde Dollar überwies der Mutterkonzern des weltgrößten Social Networks 2012 für die seinerzeit gerade 18 Monate alte App mit 13 Mitarbeitern und ohne Umsätze – mehr als 100 Milliarden Dollar wäre das Foto- und Stories-Netzwerk als eigenständiges Unternehmen heute wert, schätzt Finanzinformationsdienst Bloomberg.

Werbeerlöse könnten 2019 auf bereits 14 Milliarden Dollar anziehen

Der Grund: Instagrams Werbeerlöse sprudeln nicht einfach weiter – sie explodieren förmlich. Nach geschätzten Umsätzen von 8 bis 9 Milliarden im vergangenen Jahr dürften die Erlöse in diesem Jahr auf enorme 14 Milliarden Dollar anziehen, glaubt die Investmentbank Jefferies. Das entspräche bereits 20 Prozent der in diesem Jahr prognostizierten Gesamtumsätze von Konzernmutter Facebook.

Nun schickt sich Konzernchef Mark Zuckerberg an, die nächste Stufe der Monetarisierung zu zünden. Gestern verkündete Instagram in den USA den Start der Testphase eines neues Features, das seit einiger Zeit erwartet worden war: einer Bezahlfunktion innerhalb der App namens „Checkout“.

Direktes Shopping in Instagram via Checkout

Interessieren sich Nutzer in einem Foto oder der Stories für ein markiertes Produkt, können sie es nun künftig mit wenigen Klicks direkt innerhalb der App erwerben. Zuvor wurden Nutzer aus der App heraus- und auf die Produktseite der betreffenden Marke umgeleitet und mussten sich dort neu anmelden.

Innerhalb des neuen Shopping-Bereichs auf Instagram kann nun etwa ein T-Shirt angeklickt werden, das auf der nächsten Seite in der entsprechenden Größe ausgewählt wird und mit einem weiteren Klick auf der Checkout-Seite nach der einmaligen Angabe von Bezahldaten bestellt werden kann. Pop-up-Fenster in gewohnter Weise informieren über den Bestellverlauf.

Im amerikanischen Heimatmarkt startet die Testphase in den nächsten Wochen mit Produkten von gleich 23 Marken. US-Nutzer können künftig Produkte von Adidas, H&M, Zara, Nike, Uniqlo, aber auch Luxusmarken wie Burberry, Dior, Michael Kors oder Prada und die Kosmetika von Influencer-Superstar Kylie Jenner, Kylie Cosmetics, direkt in der App bestellen.

Instagram betritt Markt mit 600-Milliarden-Dollar-Potenzial – allein in den USA

Angesichts von inzwischen über einer Milliarde Nutzer könnte das Potenzial großer kaum sein. Wie die Unternehmensberatung Accenture ermittelt hat, geben allein die 80 Millionen Millennials in den USA jährlich 600 Milliarden Dollar im Einzelhandel aus.

Entsprechend groß ist die Chance für Instagram, künftig auch E-Commerce-Erlöse zu erzielen. „Wir sehen die In-App-Shopping-Funktionalität als Gelegenheit, die Monetarisierung des Newsfeeds (ein abgeschlossener Kauf ist mehr wert als ein Werbeklick) der Stories voranzutreiben“, ist etwa Merrill Lynch-Analyst Justin Post optimistisch.

Die Kauffantasie scheint schon länger zu bestehen: Nach Angaben der Facebook-Tochter klicken bereits jetzt monatlich 130 Millionen Menschen auf Shopping-Beiträge, um die Produktmarkierungen zu sehen – im vergangenen September waren es noch 90 Millionen.

Amazons Achillesferse: Instagram punktet mit „Discovery Shopping“

Nebenbei könnte Instagram mit seiner Kaufoption eine Schwachstelle des weltgrößten E-Commerce-Anbieters Amazon nutzen: das sogenannte „Discovery Shopping„. Gemeint ist damit das wohlig mäandernde Gefühl eines Schaufensterbummels: gedankenverloren durch eine Shopping Mall zu schlendern und eher beiläufig auf Produkte zu stoßen, von denen man bis dato gar nicht wusste, dass man sie braucht, aber nun plötzlich kaufen möchte.

Während Nutzer in erster Linie Amazon ansteuern, weil sie ein bestimmtes Produkt suchen, könnte Instagram, getragen von einem positiven Nutzungserlebnis, auf sanftem Weg zum Kauf verlocken – und Instagram damit mutmaßlich das nächste Milliardengeschäft bescheren.