Industrie begegnet Trends noch nicht ausreichend

Deutlich steigende Energiepreise, Oligopolbildung unter Lieferanten und immer individuellere Verbraucherwünsche sind die drei größten Herausforderungen für Einkaufsabteilungen von Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Dies ergab eine Studie des Kerkhoff Competence Center (KCC) of Supply Chain Management an der Universität St. Gallen, des Instituts für Demoskopie Allensbach und der Lebensmittelzeitung.

Als größte Herausforderung gelten für 81 Prozent der mehr als 100 befragten Einkaufsverantwortlichen und Geschäftsführer von mittleren und großen Lebensmittelherstellern in Deutschland die steigenden Energiepreise. Zudem würden 78 Prozent die Oligopolbildung unter Lieferanten als Zukunftsproblematik erachten und seien für 76 Prozent die immer individuelleren Verbraucherwünsche ein Trend, mit dem sich auch die Einkaufsabteilung beschäftigen müsse. „Gerade im Lebensmittelbereich fragen Verbraucher immer stärker grüne Produkte nach“, sagt Gerd Kerkhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kerkhoff Consulting. Damit müsse sich nicht nur das Marketing, sondern vor allem auch der Einkauf beschäftigen. Weiterhin hielten mehr als die Hälfte der Einkaufsverantwortlichen den härteren Konkurrenzkampf um sich verknappende Rohstoffe und die sich stark verändernden politischen Rahmenbedingungen im Bereich Gentechnik für wichtige Themen.

Dennoch sähen lediglich 15 Prozent der Unternehmen die absolute Notwendigkeit, grundlegende Veränderungen in Einkaufsabteilungen durchzusetzen. Dagegen seien mehr als zwei Drittel der Ansicht, dass kleine Änderungen ausreichen, um Herausforderungen zu begegnen und würden 14 Prozent denken, dass sie gar nichts tun müssten. „Das Ergebnis erstaunt. Denn bisher getroffene Maßnahmen haben den Fokus auf der altbekannten Kostenreduktion und der Qualitätssicherung. Dies spricht weiterhin für eine operative Ausrichtung des Einkaufs“, stellt Dr. Erik Hofmann, Vizedirektor des Lehrstuhls für Logistikmanagement an der Universität St. Gallen und Projektleiter im KCC.

Ein Viertel der Befragten habe als Maßnahme angegeben, den Informationsstand zu verbessern. Ein Fünftel sei mit einer Prozessoptimierung beschäftigt. Immerhin 27 Prozent würden daran arbeiten, ihren Lieferantenkreis zu vergrößern, um der drohenden Oligopolbildung zu begegnen. Laut Kerkhoff müssten Einkäufer jetzt aber Lösungsszenarien entwerfen, um 2020 denjenigen im Wettbewerb voraus zu sein, die das Handeln heute fahrlässig versäumen. Allerdings würden 31 Prozent der Befragten nicht glauben, dass derzeitige Maßnahmen ausreichend sind. Auch hätten 53 Prozent der Einkäufer die Meinung vertreten, dass das Budget für die Klärung strategischer Fragestellungen auch in Zukunft nicht steigen wird. Und das, obwohl 60 Prozent angegeben hätten, dass ihre Zeit bereits heute „nicht ganz“ oder „überhaupt nicht“ ausreiche, um sich den Fragestellungen zu widmen. Heute hätten Unternehmer die Wertigkeit der Einkaufsabteilung aufgrund ihres Hebels in den Kosten erkannt, würden aber eine Investition in strategische Themen vernachlässigen.

www.kerkhoff-consulting.com,
www.logistik.unisg.ch,
www.lz-net.de