„Ich denke nicht so wahnsinnig in Strategien“

Künstler müssen zunehmend auch unternehmerische Fähigkeiten beherrschen. absatzwirtschaft-Online traf Hape Kerkeling am Rande einer Management-Tagung auf Schloss Bensberg und fragte den beliebten Schauspieler und Komiker zu seiner Vermarktungs-Strategie.

Verona Feldbusch macht es vor und auch Thomas Gottschalk hat sein Management wesentlich verbessert, seit sein Bruder Christoph mit im Boot ist und insbesondere seine finanziellen Belange managt. Schmerzlich erfahren musste in diesen Tagen hingegen der erfolgverwöhnte Entertainer und Showmaster Jürgen von der Lippe, was eine unternehmerische Fehlentscheidung ist.

Wie vermarkten Sie sich als Produkt? Sie können für sich Anspruch nehmen, in der Unterhaltungsbranche seit nunmehr knapp 20 Jahren eine Marke zu sein. Sie stehen für Komiker, Sie stehen für viele Rollen und Ihnen wird nachgesagt, Sie können mit Menschen umgehen. Inwieweit betreiben Sie Image- und Markenpflege?

Hape Kerkeling:
Also, ich glaube, wenn ich versuchen würde, mich auf diese Eigenschaften zu trimmen, das würde nicht funktionieren. Entweder man bringt diese Eigenschaften mit oder man muss es bleiben lassen.

Wobei heutzutage die Situation häufig umzuschlagen scheint. Thema No Angels. Hier hat man das Gefühl, die Vermarktungsseite kommt zuerst und dann der Künstler.

Hape Kerkeling:
Das stimmt ja nicht so ganz. Die bringen nun wirklich eine Menge mit. Die Mädchen sind wirklich alle in der Lage, solo, aus dem Stand zu singen. Von daher steht zunächst deren Begabung im Vordergrund und dann kommt natürlich das Marketing. Und dass sie so weit nach oben gekommen sind, ist auch dem Marketing zu verdanken. Hätte aber nicht funktioniert, wenn man da fünf Mädchen gehabt hätte, die überhaupt nicht singen können.

Also demnach ist Marketing zweitrangig und Sie nehmen entsprechend auch keine gezielte Positionierung Ihrer Person im Markt vor? Sie lassen sich im Grunde völlig vom Künstlerischen leiten?

Hape Kerkeling:
Na ja, dass man so gar keine Positionierung vornimmt, das stimmt natürlich nicht. Man muss sich irgendwo positionieren. Und das besteht in erster Linie eigentlich daraus, dass wir Dinge absagen. Da lasse ich mich sehr ausgiebig von meinem Manager beraten. Das entscheiden wir immer gemeinsam. Also wir machen eigentlich nur Dinge, wo wir beide sagen: Okay, da stehen wir hinter. Und wenn einer Bedenken hat, dann machen wir das nicht.

Wobei es bei Ihnen in der letzten Zeit auch Höhen und Tiefen gab, insbesondere wenn man die Fernsehpräsenz nimmt.

Hape Kerkeling:
Ja. Das gehört dazu. Das gehört vor allem bei mir dazu, weil ich nicht so wahnsinnig in diesen Strategien denke. Und wenn ich dann mal Lust auf eine Sache habe, dann mache ich sie auch, um zu experimentieren. Mein Arbeiten ist zwar schon erfolgsorientiert, aber das ist nicht der einzige Maßstab, nach dem ich mich richte. Ich möchte auch noch Dinge ausprobieren können und vielleicht im Fernsehen oder auf der Bühne etwas bewegen. Da muss man halt versuchen mutig zu sein. Einmal ist es dann richtig schön in die Hose gegangen. Und dann hat man halt einen satten Flop. Das hat man nicht gerne, aber das muss ich dann einkalkulieren.

Gibt es da eigentlich einen Zusammenhang zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern? Manche Stars scheinen bei den Öffentlich-Rechtlichen und manche bei den Privaten besser aufgehoben zu sein.

Hape Kerkeling:
Stimmt schon, der Eindruck. Das hat natürlich auch damit zu tun, wer in erster Linie die öffentlich-rechtlichen Programme und wer private Programme schaut? Natürlich gibt es dazu immer so eine Marktforschung. Bei mir ist es wohl so, dass ich eindeutig die meisten Zuschauer in der Zielgruppe zwischen 20 und 36 habe. Und dementsprechend versucht mein Sender SAT 1 diese Sendung auch so zu platzieren, dass gerade diese Zielgruppe dann auch wirklich die Sendung sehen kann.

Machen Sie Marktbearbeitung, gehen Sie auch aktiv auf Sender, Vermarkter und Produzenten zu?

Hape Kerkeling:
Also wir machen überhaupt keine Akquise. Das machen zwar jetzt immer mehr Künstler, ist auch legitim, aber das möchte ich nicht machen. Ich weiß nicht, wie das in drei Jahren aussieht, aber im Moment nicht.

Eine letzte Frage: Hat sich nach dem 11. September für Sie als einer, der Menschen wiederum zum Lachen bringen will, etwas verändert? Verändert sich was für die Kollegen?

Hape Kerkeling:
Da muss man eigentlich noch länger warten, um das wirklich beurteilen zu können. Ich würde behaupten, dass ich von meiner Seite aus weder etwas verändern werde noch muss. Aber die definitive Antwort darauf kann ich Ihnen wirklich erst in einem Jahr geben. Ich glaube nicht, dass sich für mich persönlich viel verändert. Dass sich allgemein was verändert, mit Sicherheit.

Die Fragen stellte Christian Thunig.