Das Briefing an die Agentur wimmelte nur so von Superlativen: „Er ist der erste US-Amerikaner seit über zehn Jahren, der sich für die Formel 1 qualifizieren konnte.“ „Als Markenzeichen ist er eine Multimillion-Dollar-Chance.“ Noch im April 2006, vor einem Jahr, arbeitete Scotts Management fieberhaft daran, ein maßgeschneidertes Markenprofil für den Rennfahrer zu finden. Die Marke Scott Speed sollte nicht nur „crossmedial Durchschlagkraft haben“, sondern auch „zum Verkaufsmotor für das Merchandising in der Welt der Formel 1 und darüberhinaus werden“.
Schnell war eine weltweit verantwortliche Full-Service-Agentur gefunden. Man „war beeindruckt von der Konzentration, Klarheit und Transparenz“, mit denen er sich auf Rennen vorbereite und die auch sonst seine Herangehensweise ausmache. Diese Eigenschaften wolle man „mit einem einzigartigen, präzisen Look sichbar machen, der über die gesamt Bandbreite der Medien hinweg funktionieren sollte.“ Man sprach von Blau und Rot in der Farbgebung, Farben, die an die Stars und Stripes der US-Flagge appellierten, und die Dynamik der Linien im Entwurf des Kreativ-Teams sollten für den Rausch in der Geschwindigkeit stehen…
Und nun? Aus und vorbei. Speed beendete die Saison 2006 ohne Punkte. Nach Tests von Sebastien Bourdais wurde Speed erst kurz vor der aktuellen Saison als zweiter Fahrer neben Liuzzi bestätigt – offenbar eine Maßnahme, von der sich Toro Rosso erhoffte, dass sich der US-Amerikaner steigern würde. Doch Speed hatte auch weiter mit dem schwierig zu fahrenden Auto zu kämpfen. Nach dem Großen Preis von Europa kam es zu einem Streit mit Teamchef Franz Tost. Nach diesem Vorfall gab es keine Basis mehr für eine gemeinsame Zusammenarbeit.
Marketeers schauen nach vorn. Was bleibt ist der schale Geschmack überlebter Briefings und von Marketingtechnokraten entworfener Bilder, die gegenüber der Realität weit zurückfallen. (-mu)