Welche neuesten Trends und Entwicklungen zeichnen sich in der Suchmaschinenoptimierung ab?
ALEXANDER HOLL: Im Wesentlichen ergeben sich zwei große Themen. Erstens: Content is King. Eine alte Binse, jedoch wahr und zunehmend wichtig. Das Google Panda Update hat ein klares Zeichen gesetzt. Google ist es ernst mit der Abstrafung von qualitativ schlechten, dünnen oder fragwürdigen Inhalten. Websites müssen für den Nutzer sinnvolle und relevante Inhalte anbieten. Zweitens: Social Signals. Mit dem Erfolg von Facebook, Twitter & Co. wird es für Google immer wichtiger, die Signale aus den Social Media effektiv zu nutzen.
Stichwort Panda Update: Google will, wie Sie eben betont haben, noch mehr auf den Text schauen, Links und automatische Texte werden abgewertet. Läuft es darauf hinaus, dass irgendwann tatsächlich nur noch Text-Qualität zählt ?
HOLL: Nein keinesfalls, dann wären wir ja bei Alta Vista im Jahr 2000. Amit Singhal von Google sprach immer von mehr als 200 Signalen, die Google dabei helfen sollen, die Relevanz und damit das Ranking einer Webseite zu beurteilen. Der Panda Update war aber einer der großen Google Updates und ist in der Wirkung vergleichbar mit dem Florida Update (2003), dem Vince Update (2009) oder dem Mayday Update (2010). Der Launch von Panda im Februar dieses Jahres hatte nach Angaben von Google Auswirkungen auf zwölf Prozent aller amerikanischen Suchanfragen. Neben der reinen Textqualität stehen bei diesem Update Trust, Usability, Social Media Aspekte, der Anteil an Werbung sowie technische und gestalterische Elemente im Mittelpunkt. Google gibt in einem ausführlichen Artikel Hinweise zur Erstellung hochwertiger Inhalte.
Inwiefern wirkt sich das Update schon heute in Deutschland aus?
HOLL: Bisher ist der Launch von Panda auf englischsprachige Suchanfragen beschränkt. Matt Cutts, der Leiter des Google Search Quality Teams, sprach am 25. Mai in einem Interview davon, dass der internationale Start von Panda eher in ein paar Monaten als in ein paar Wochen zu erwarten ist. Unternehmen, die aber das Gefühl haben, dass alle oder zumindest ein Teil Ihrer Inhalte eher von geringer Qualität sind, sollten sich (auch im Sinne der Nutzer) auf Panda vorbereiten. So macht es durchaus Sinn, über Analytics Tools zu überprüfen: Mit welchen Inhalten sind Nutzer zufrieden und mit welchen eher unzufrieden (Stichwort Bouncerate bzw. Absprungrate)? Ein weiterer Schritt wäre beispielsweise, Inhaltsseiten mit hohem SEO-Traffic auf Optimierungspotenziale zu überprüfen. Das könnten zum Beispiel Optimierungsansätze wie bessere Texte, die Verwendung von wichtigen Begriffen (High Value Keywords) oder die optische Aufwertung von Seiten sein.
Welchen Einfluss haben die sozialen Medien bei der Optimierung der eigenen Site?
HOLL: Google selbst bestreitet einen direkten Zusammenhang zwischen Social Signals, also zum Beispiel Erwähnungen bei Twitter oder Facebook, und dem Ranking einer Webseite. Indirekt ist die Verbreitung von Inhalten über Social Media für SEOs immer von Bedeutung gewesen. Inhalte, die über Netzwerke verbreitet werden, werden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gelesen und damit auch verlinkt. Bekannt ist auch, dass die Verbreitung eines URL über Twitter oft der schnellste Weg ist, in den Google Index zu kommen. Die über Twitter verbreiteten Seiten (URLs) können auch einen temporären Anstieg in den Rankings bewirken. Sobald die Tweets über diese Website verschwinden, gehen langsam auch die verbesserten Rankings wieder verloren. Die Menge der Tweets scheint momentan noch wichtiger als die Reputation des Twitter Accounts. Auch die neue „soziale Suche“ von Google lohnt einer näheren Betrachtung. Wer selbst bei Twitter aktiv ist, kann sehen, dass ihm bei der Option „sozial“ Vorschläge von Webseiten gemacht werden, die im direkten Zusammenhang zu seinem sozialen Netzwerk stehen. Zusammenfassend gilt, dass Social Signals als Ranking Faktor noch nicht so wichtig sind, sie werden aber in Zukunft bedeutsamer und sollten indirekt als Branding Indikatoren jetzt schon beachtet werden.
Welche Rahmenbedingungen wie Content Management System, Programmierung oder Server ermöglichen grundsätzlich schon eine gute Auffindbarkeit der eigenen Site?
HOLL: Grundsätzlich ist es sinnvoll, den Server-Standort in dem Land zu wählen, in dem die Website ihren meisten Traffic und Besucher erwartet. Google versucht, durch den Server-Standort und die Domainendung zu ermitteln, für welche Region diese Website gedacht ist. Die bekannten Content Management Systeme (CMS) wie WordPress, Drupal, Joomla oder Typo3 haben „out of the box“ eine eher sehr rudimentäre bis keine SEO Konfiguration. Diese lässt sich oft durch einige Einstellungen und Erweiterungen (Plugins) stark verbessern. Bei WordPress lassen sich lesbare URLs in den Einstellungen einstellen während man bei Typo 3 ein Plugin braucht. Um Titel und Beschreibungen komfortabel zu verändern sowie Meta-Angaben wie nofollow oder noindex vorzunehmen, brauchen alle CMS irgendeine Art von SEO Plugin.
Die Fragen stellte Christian Thunig.
Alexander Holl gehört dem Redaktionsbeirat von marketingIT.de an, er gründete und führt das Unternehmen 121 Watt in München, das Seminare im Bereich Online- und Performance-Marketing anbietet. Der Suchmaschinenexperte leitet außerdem den deutschen Fachbeirat der weltweiten Suchmaschinenmarketing-Veranstaltung „Search Marketing Expo“.