Während in Großbritannien bereits 86 Prozent aller Fernsehhaushalte ihr TV-Signal digital empfingen (2007), seien andere Nationen noch weiter zurück, heißt es in dem Bericht. Die Digitalisierungsquote in Frankreich, Italien, Spanien und auch in Deutschland sei erst halb so groß und liege zwischen 40 und 47 Prozent (2007). Dabei hinge der vergleichsweise niedrige Digitalisierungsstand in Deutschland nicht zuletzt mit der geringen Akzeptanz von Pay-TV zusammen.
Die Experten beobachten in den europäischen TV-Haushalten auch eine ganz unterschiedliche Relevanz der einzelnen TV-Empfangswege Terrestrik, Kabel und Satellit. Neben unterschiedlichen Marktanteilen zeigen die Länderanalysen zugleich signifikante Unterschiede bei ihrer Digitalisierung: So ist die Terrestrische Fernsehübertragung wichtigster Empfangsweg in Spanien und Italien: mehr als 75 Prozent aller Fernsehgeräte erhalten die Programme über das Antennensignal. Auch in Frankreich und Großbritannien ist Terrestrik nach wie vor wichtigster Übertragungsweg.
In Deutschland dagegen empfangen nur noch weniger als 10 Prozent der Haushalte Fernsehen über Antenne. Hier verfügt die große
Mehrheit über einen Kabel- oder Satellitenempfang. Durch die frühe und konsequente Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens DVB-T sei Deutschland jedoch bei der Digitalisierung der Terrestrik weit fortgeschritten und auf dem besten Weg, den Switch Off spätestens 2009 zu realisieren, heißt es in dem Bericht.
Große Unterschiede beobachten die Analysten auch beim Kabelempfang. Während heute schon mehr als 90 Prozent der Kabelhaushalte in Großbritannien und Spanien Fernsehen digital empfangen, beziehen in Deutschland noch mehr als 80 Prozent der Haushalte das Signal auf analogem Wege. Dabei ist das Kabel die in Deutschland am weitesten verbreitete TV-Empfangsart. In Großbritannien, Frankreich und Spanien spielt Kabelfernsehen eine weit geringere Rolle, und in Italien ist es gar nicht existent.
Bei der Übertragung via Satellit erkennen die Experten unter den traditionellen TV-Infrastrukturen in Europa den höchsten Digitalisierungsgrad. Bereits vollständig digitalisiert ist die Satellitenübertragung in Italien und in Großbritannien. Weit vorangekommen sind auch Spanien mit Quoten von 90 Prozent und Frankreich mit 80 Prozent. Deutschland hingegen ist mit 56 Prozent der digitalen Satellitenhaushalte im Rückstand (2007).
„IPTV, Fernsehen über das Internet-Protokoll, ist als vierter Übertragungsweg angetreten, sich neben den traditionellen zu etablieren.
In Europa führend ist Frankreich mit einem IPTV-Marktanteil von fünf Prozent. Auch Italien und Spanien haben bei IPTV mit drei beziehungsweise zwei Prozent Marktanteil erste Erfolge erzielt, während die Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien noch in den Kinderschuhen stecken“, billanzieren die Medienforscher in der Studie.
„Der Digitale Switch Over ist kein kurzfristiges Ziel und wird vor 2012 in den untersuchten Ländern keinesfalls abgeschlossen sein“,
kommentiert Mathias Birkel, Leiter des EMCA-Studienteams und Consultant bei GOLDMEDIA, die Ergebnisse. Bis digitales Fernsehen in den europäischen Schlüsselmärkten vollständig verfügbar sei und damit allen Konsumenten der Zugang zu mehr Programmvielfalt und vielen neuen interaktiven Diensten ermögliche, würden noch mindestens vier Jahre vergehen. Die Digitalisierung des Kabels werde in Deutschland
voraussichtlich sogar noch länger dauern.
Die European Media Consulting Association, kurz EMCA, wurde als internationales Strategie-Konsortium für den Bereich Medien,
Entertainment und Telekommunikation neu gegründet. EMCA hat derzeit Mitgliedsunternehmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Neuer EMCA Report “Digital Switch Over in Europe” (April 2008) zieht Bilanz zur Entwicklung des digitalen
Switch Over in Europa. Sie enthält ausführliche Analysen der wichtigsten europäischen Fernsehmärkte: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien.