Fall Ruzicka: Unregelmäßigkeiten bei Ferreros Ex-Mediadirektor Korrell

Die Ermittlungen in der so genannten „Ruzicka-Affäre“ haben erstmals auch die Kundenseite erreicht. Wie berichtet, hatte Ferrero Deutschland letzte Woche mitgeteilt, dass das Vertragsverhältnis mit Media Direktor Herbert Korrell mit sofortiger Wirkung beendet ist.

Es besteht der dringende Verdacht, dass die Ehefrau von Herbert Korrell Geld in Zusammenhang mit dem Fall Ruzicka erhalten haben soll. Laut Staatsanwaltschaft Wiesbaden sollen insgesamt 250 000 Euro über die vermeintliche Tarnfirma Krenrich zu Comscio mit Sitz in Wurzen bei Leipzig geflossen sein. Dieses Unternehmen sei auf die Ehefrau von Herbert Korrell eingetragen. Geschäftszweck von Comscio ist: Marktforschung, Datenbank-Dienstleister und Mediaagentur (Handelsregister Leipzig-Stadt HRB 22062).

Wie Hartmut Ferse, Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der ermittelnden Staatsanwaltschaft Wiesbaden, ergänzte, sei man bei den Ermittlungen über den Verbleib der bei Aegis Media abgeflossenen Gelder auf den Vermögenszuwachs bei der Ehefrau des Beschuldigten Korrell gestoßen, für den es keine plausible Erklärung gebe. Da die Geldströme aus den Zahlungen der Firma Aegis Media auf Scheinrechnungen der Firma Emerson FF stammten und dabei als Bezugsfirma der Aegis Media Kunde Ferrero angegeben war, bestehe die Möglichkeit, dass es sich um dieser Firma zustehende Gelder handelte.

Näheres hierzu müssten die weiteren Ermittlungen ergeben. Die Staatsanwaltschaft geht bei ihrer Anklage gegen Ruzicka davon aus, dass zu hohe Rückvergütungen gewährt und Rechnungen für nicht erbrachte Leistungen bezahlt wurden – und diese Gelder dann aufgrund von Scheinrechnungen über die Firmen Camaco, Watson, Life 2 Solutions, Krenrich und Ortago bei den Angeklagten landeten.

Hartmut Ferse bestätigte ergänzend, dass der Kundenbetreuungsvertrag zwischen Aegis Media und Ferrero nicht vorliegt. Der Vorwurf der Untreue gegen den Beschuldigten Korrell beziehe sich auf dessen Treuepflicht gegenüber seinem Arbeitgeber Ferrero. Die Vorwürfe gegen den Angeklagten Ruzicka und die Vorwürfe gegen den Beschuldigten Korrell schlössen sich nicht aus, sondern ergänzten einander, so Ferse.”

Der Frankfurter Süßenwarenhersteller Ferrero ist seit den 1970er Jahren Kunde bei Aegis. Er wurde seinerzeit von Kai Hiemstra als Kunde gewonnen, als die Agentur noch unter HMS Hiemstra Media Service und später als Carat firmierte. Ferrero hält bei den Werbeausgaben eine europäische Spitzenposition: bei einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro pro Jahr gibt das FMCG-Unternehmen nach Branchenschätzungen mindestens 15 Prozent für Werbung aus. In Deutschland belegte Ferrero im Jahr 2007 Rang 5 der werbungtreibenden Unternehmen. Nielsen S&P-Daten zufolge investierte der Hersteller 274 Millionen Euro in Werbung.

Herbert Korrell hatte neben seiner Funktion als Mediadirektor auch die Position des Schatzmeisters der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) inne. Die OWM hatte noch vor wenigen Wochen vehement die fehlende Transparenz im Mediageschäft beklagt, und die Ursache bei den Mediaagenturen und den TV-Werbezeitenvermarktern gesucht.

Anlässlich des 3. Deutschen Media Tages hätte OWM-Vorstand und Media-Direktor vom viertgrößten werbungtreibenden Unternehmen Unilever Uwe Becker am 6.März in einem „Media-Duell“ auf Hans Kratz vom Verband der Mediaagenturen OMG treffen sollen. Aus Kreisen des Veranstalters wurde bekannt, dass Uwe Becker das „Media-Duell“ wegen der aktuellen Ereignisse im Zusammenhang mit der Ruzicka-Affäre absagt.

Nun haben die Media-Affäre und die Ermittlungen rund um Aleksander Ruzicka erstmals auch die Kundenseite und damit eine neue Dimension erreicht. Für den Beschuldigten Herbert Korrell gilt die Unschuldsvermutung. -cth