Etwa jeder 200. Einkaufswagen passiert die Kasse unbezahlt

Im gesamten Einzelhandel summieren sich die Inventurdifferenzen auf jährlich 3,9 Milliarden Euro, wie das EHI Retail Institute in einer Untersuchung zum Thema Inventurdifferenzen feststellt. Davon würden unehrliche Kunden 53 Prozent sowie eigene Mitarbeiter 23 Prozent verursachen und entfalle der Rest auf Lieferanten, Servicekräfte und organisatorische Fehler. Beteiligt hätten sich 78 Unternehmen mit insgesamt fast 12500 Verkaufsstellen.

Statistisch gesehen stehle jeder deutsche Haushalt jährlich nach wie vor Waren im Wert von mehr als 50 Euro im Einzelhandel. Bildlich ausgedrückt bedeute dies, dass etwa jeder 200. Einkaufswagen die Kasse unbezahlt passiert. Dem Staat entgingen dadurch jedes Jahr rund 400 Millionen Euro Mehrwertsteuer. Zu den am häufigsten geklauten Artikeln gehörten im Lebensmitteleinzelhandel kleine, aber teure Waren wie zum Beispiel Rasierklingen, Batterien, Tabakwaren sowie Artikel wie Spirituosen und Kosmetik. Im Bekleidungshandel würden hingegen eher modische Waren, Markenartikel und Dessous abhanden kommen. Um die so genannten „Inventurverluste“ zu reduzieren, investiere der Handel jährlich durchschnittlich mehr als 0,3 Prozent vom Umsatz. Das entspreche rund 1,1 Milliarden Euro. Die Gesamtaufwendungen für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung würden jährlich rund 5 Milliarden Euro betragen, die der Handel wie alle Kosten in seine Verkaufspreise einkalkulieren müsse.

Im Vergleich zu 2007 seien die Inventurdifferenzen 2008 im deutschen Einzelhandel insgesamt im Durchschnitt aller Branchen mit einem Minus von 3 Prozent leicht rückläufig. Dennoch belaste eine durchschnittliche Inventurdifferenz von 0,65 Prozent (bewertet zu Einkaufspreisen in Prozent) vom Nettoumsatz nach wie vor die Renditen im Einzelhandel. Bewertet zu Verkaufpreisen in Relation vom Bruttoumsatz entspreche dies einem Wert von fast einem Prozent. Tendenziell könne festgestellt werden, dass organisatorische Fehler geringer ausfallen und somit die Ermittlungsgenauigkeit von Inventurdifferenzen allgemein zuverlässiger geworden ist. Als Auswirkung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise würden zwei Drittel der Befragten 2009 eine Zunahme der Kundendiebstähle um durchschnittlich 6 Prozent erwarten. Moderater bewerte der Handel die Auswirkungen auf Mitarbeiterdelikte und prognostiziere im Durchschnitt nur 3 Prozent mehr Diebstähle von eigenen Mitarbeitern.

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