Digitale Transformation: Software „frisst“ die Welt

Software „frisst“ die Welt. Diese Headline hört sich ganz schön krass an, trifft aber im Kern genau das, was gerade passiert. Die Digitalisierung stellt nicht nur Geschäftsmodelle auf den Kopf, sondern erfordert auch ein neues Denken. Unternehmen sind also dringend gefordert, den richtigen „Spirit“ zu entwickeln
IT-Entscheider suchen nach einer neuen Ausrichtung in der IT-Landschaft

Von Andreas Steinle

Die digitale Transformation, die aktuell jede Branche erfasst, definiert die Spielregeln der Ökonomie neu. Branchengrenzen lösen sich auf und lassen neue Wettbewerber in kürzester Zeit auf den Plan treten. Wettbewerber, die mit leichtem Gepäck unterwegs sind, weil sie sich teure Infrastruktur sparen. Ein Unternehmen wie AirBnB besitzt kein einziges Hotel, organisiert aber Übernachtungen in 190 Ländern. AirBnB stellt allein die Plattform zur Verfügung, auf der die Anbieter und Nachfrager von privaten Unterkünften zusammenfinden. In Zukunft geht es immer weniger um die Hardware, sondern um den geschickten Einsatz von Software. Das gilt nicht nur für die neuen Business-Modelle aus dem Dienstleistungssektor, sondern ebenso für die Industrie.

Woher kommen die Daten? Und wem gehören sie?

Das Start-up Next Kraftwerke beispielsweise vernetzt Stromerzeugungsanlagen zu einem virtuellen Kraftwerk, dem Next Pool, und kann damit die gebündelte Kapazität der Anlagen auf dem Strommarkt anbieten. Die Größe eines Unternehmens wird in Zukunft über den Grad seiner Vernetzung definiert. Der wirtschaftliche Erfolg hängt von der Qualität der verfügbaren Daten ab. Siemens-Chef Joe Kaeser spricht gar von einem „digitalen Krieg“:„Die entscheidende Frage ist: Woher kommen die Daten? Und wem gehören sie? Davon hängt ab, wer am Ende diesen digitalen Krieg gewinnt.“

Während zuvor Technologie nur ein Teil der Wirtschaft war, ist sie heute dabei, die gesamte Wirtschaft umzubauen. Wer heute als Anlagenbauer tätig ist, wird morgen von seinen Kunden nicht mehr für die Maschinen, sondern für deren optimale Steuerung bezahlt. Siemens folgt diesem Ansatz, indem durch die Auswertung von Wetterdaten und Windparks berechnet wird, wann wie viel Strom zu welchen Preisen produziert wird. Durch eine automatisierte Fertigungssteuerung kann dafür gesorgt werden, dass bei günstigen Strompreisen hochenergieintensive Maschinen besonders gut mit Aufträgen versorgt werden. Wer in Besitz der Daten ist und sie geschickt auszuwerten weiß, hat gewaltigen Einfluss auf Prozesse und ganze Wirtschaftssektoren.

Neues Denken für eine neue Zeit

Durch die Digitalisierung mit ihren weitreichenden Folgen ändert sich auch das Anforderungsprofil von Mitarbeitern grundlegend. Ein Entwickler, der zuvor vor allem durch seine technische Expertise glänzte, muss immer mehr um die Ecke denken. Womit wird das Produkt verbunden? Welche Daten können erhoben werden? Und wie lassen sich diese Informationen im Sinne des Kunden nutzen? Die Mitarbeiter müssen viel neugieriger sein als früher. Ihr Wissenshunger darf nicht beim Produkt oder bei der Anwendung in einem Geschäftsfeld enden, sondern muss darüber hinaus gehen. Auch die Unternehmen sind aufgefordert, sich zu wandeln. Sie müssen Menschen, die um die Ecke denken, einen Nährboden für ihre Neugier bieten. Viele der besten Ingenieure und Informatiker zieht es heute ins Silicon Valley und nicht zu den Schwergewichten der deutschen Industrie. Dabei sind es weniger die hohen Gehälter, sondern die spezielle Mentalität an der Westküste. Keine Idee ist zu verrückt, keine Vision zu groß. Nirgendwo sonst trifft Pioniergeist auf einen so fruchtbaren Boden.

Aus diesem Grund machen sich derzeit europäische Unternehmen daran, mit Tochtergesellschaften oder einer Präsenz im Valley vertreten zu sein. SAP beispielsweise hat in Palo Alto, gleich neben Hewlett- Packard und Microsoft, eine weitläufige Niederlassung. Nach Herbert Henzler, dem langjährigen deutschen McKinsey-Chef, sind es aber noch viel zu wenige. Vor allem bei der deutschen Industrie beklagt er die mangelnde Präsenz im Valley und sieht sogar „die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in Gefahr“. Dabei geht es nicht allein um Absatzmärkte. Es geht vor allem darum, den richtigen Geist – den „Spirit“ zu entwickeln, den die digitale Transformation erfordert.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei marconomy.de