Insgesamt sei die Stimmung der vergangenen beiden Jahre deutlich besser als in den Krisenjahren 2008 und 2009. Getragen werde die jüngste Zuversicht der deutschen Verbraucher laut Nielsen in erster Linie von der robusten Wirtschaft hierzulande. Der Export sei in 2012 weiter gestiegen, auch wenn er insgesamt an Schwung verlor. Zudem erreichte die Zahl der Erwerbstätigen einen neuen Höchststand. Auch die Anleger vertrauten der deutschen Wirtschaft; der DAX legte im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent zu.
Ihre persönliche Situation bewerteten die deutschen Verbraucher Ende 2012 dementsprechend etwas positiver als noch in den beiden Vorquartalen. Nur noch 53 Prozent waren der Ansicht, Deutschland befinde sich in einer Rezession; im Vorquartal waren es noch 58 Prozent gewesen. Während die Bereitschaft einzukaufen im Schnitt europaweit sank, blieb sie in Deutschland gegenüber dem Vorquartal unverändert und damit vier Indexpunkte über dem Niveau des zweiten Quartals 2012.
Kaufbereitschaft trotz Schuldenkrise hoch
„Die deutschen Verbraucher lassen sich von der europäischen Schuldenkrise offenbar nicht länger die Kauflust verderben“, erklärt Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland. „Diese Entwicklung wird möglicherweise in 2013 verstärkt: Der Staat hat die Einkommenssteuer und die gesetzlichen Rentenbeiträge gesenkt. Zudem gibt es positive Prognosen für die Entwicklung von Beschäftigung, Tariflöhnen und Preisen.“
Allerdings sei die Trendwende beim Verbrauchervertrauen in Deutschland noch überschaubar. In manchen Bereichen schätzten die Deutschen die Situation auch kritischer ein als zuvor. So gaben beispielsweise 22 Prozent der Studienteilnehmer an, nach Abzug der Lebenshaltungskosten kein Geld mehr zur Verfügung zu haben – das waren drei Prozent mehr als noch im Vorquartal. Erklären lässt sich dies mit den stark angestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten Ende 2012. Erhöhte Energiekosten zählen deshalb auch laut Nielsen-Umfrage zu den größten Sorgen der Deutschen. Strom und Gas zu sparen nannten 41 Prozent der Befragten als wichtigstes Ziel, auch wenn sich die wirtschaftliche Situation verbessern sollte.
Vertrauensindex in Indien am höchsten
Zudem schätzen nur noch 45 Prozent der Studienteilnehmer die Jobsituation positiv ein. Das sind immer noch doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt, jedoch zwei Prozent weniger als im Vorquartal. Entscheidend für die Verbraucherstimmung bleibt aus Sicht von Nielsen deshalb, wie sich die Eurokrise entwickelt und welche Auswirkungen sie auf Deutschland hat.
Im Vergleich der fünf größten Volkswirtschaften der Welt lag Deutschland mit seinen 87 Punkten im Verbrauchervertrauensindex auf Platz vier. Platz eins belegte Indien, das mit 121 Punkten den weltweit höchsten Index hat. Auf Platz zwei folgte China (108 Punkte). Die USA landeten mit 89 Punkten auf Platz drei, dicht gefolgt von Deutschland. In Japan blieb das Verbrauchervertrauen mit 59 Indexpunkten auf einem äußerst niedrigen Niveau.
Negativer Trend auch in europäischen Kernländern
In Europa trübte sich die Stimmung weiter ein. Der Verbrauchervertrauensindex sank in den letzten drei Monaten des Jahres 2012 im Vergleich zum dritten Quartal um drei Punkte auf 71. Einen negativen Trend verzeichneten 20 von 29 Ländern; zehn davon sogar mit einem Vertrauensverlust von sechs oder mehr Punkten, wobei Belgien die Spitzenposition mit minus 14 Punkten einnimmt. Der Index fiel zudem unter anderem in der Schweiz (minus 9), Frankreich (minus 9), Österreich (minus 7) und in den Niederlanden (minus 7).
Abbildung: In Norwegen und der Schweiz leben die zuversichtlichsten Europäer. Quelle: Nielsen
Das Vertrauen der Verbraucher in Europa ist damit deutlich geringer als in anderen Regionen der Welt: Im asiatisch-pazifischen Raum verbesserte sich der Index um einen auf 101 und in Lateinamerika um zwei auf 96 Punkte. In der Region Naher Osten/Afrika lag er bei 96 (minus zwei Indexpunkte) und in Nordamerika bei 90 (minus einem Indexpunkt).
Griechenland am Ende der Skala
Weltweit gesehen lag das Verbrauchervertrauen im vierten Quartal 2012 bei einem Indexwert von 91; dies entspricht einem Rückgang von einem Punkt gegenüber dem Vorquartal. Der Index lag damit aber immer noch zwei Punkte über dem Wert des Vorjahres. Den weltweit niedrigsten Index hat mit 35 Punkten Griechenland – ein Rückgang gegenüber dem Vorquartal um elf Punkte.
„Grundsätzlich bleiben die Verbraucher weltweit wachsam und haben sich Ende des vergangenen Jahres mit ihren Ausgaben angesichts globaler ökonomischer und politischer Unsicherheiten erneut zurückgehalten“, erklärt Dr. Venkatesh Bala, Chefökonom von The Cambridge Group, einer Tochtergesellschaft von Nielsen. Verbraucher hätten weltweit mit wachsenden wirtschaftlichen Sorgen zu kämpfen, da die Eurokrise sich von Problem- auf Kernländer ausgeweitet habe, die Fiskalklippe in den USA als Drohszenario auftauchte und in China die steigende Inflation geldpolitische Maßnahmen notwendig machte. Angesichts anhaltender Schwäche in Europa und uneinheitlichem Wachstum in Asien könne es laut Bala sehr gut sein, dass die USA – mit einem sich verbesserndem Arbeitsmarkt – der entscheidende Treiber einer sich erholenden Weltwirtschaft in 2013 werde.