Das Verhältnis der Deutschen zur Technologie

Während die Deutschen über ein Jahr zu Hause gearbeitet, gelernt und eingekauft haben, haben sich nicht nur Gewohnheiten, sondern auch die Einstellung zur Technologie verändert. Eine aktuelle Studie hat sich näher mit dem Verhältnis der Deutschen zu Tech-Themen beschäftigt.
Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die Fürsprache der Deutschen für E-Payments über Tech-Unternehmen wie Facebook oder Whats App unterdurchschnittlich gering. (© Imago)

Der Havas Prosumer Report „Tech Forward“ hat das Verhältnis der Deutschen zur Technologie untersucht und zeigt, was die Menschen von den Social Media-, E-Commerce- und Tech-Unternehmen erwarten.

Als „Prosumer“ bezeichnet Havas trendbewusste Konsumenten, die als Meinungsführer großen Einfluss auf ihr Umfeld nehmen. Die Studie „Tech Forward“ wurde als Online-Befragung durch Market Probe International durchgeführt. An der Studie nahmen rund 16.000 Personen in 32 Ländern teil. Ausgewählte Ergebnisse im Überblick.

GAFA-Vertrauen vs. Tech-Machtverhältnisse

  • Inmitten der regulatorischen und moralischen Debatten rund um GAFA gibt etwa die Hälfte der deutschen „Prosumer“ an, dass die Covid-19-Krise ihre Meinung über die „Big-Tech-Konzerne“ verbessert hat.
  • Mehr als jeder Zweite hat sogar mehr Vertrauen in die großen Tech-Unternehmen als in die nationale Regierung, wenn es darum geht, Gutes für die Welt zu tun.
  • Insbesondere im Bereich Mobility erwarten deutsche Prosumer (77 Prozent) den größten fortschrittlichen Nutzen für die Zukunft.

Dem offenbar vorherrschenden Technologieoptimismus steht gegenüber, dass drei von vier Prosumer glauben, dass Tech-Unternehmen zu viel Macht über die Gesellschaft gewonnen haben. Für mehr als jeden Zweiten sind wir sogar an einen Punkt gelangt, an dem wir zu abhängig von Technologie geworden sind. Etwa genauso viele würden sich wünschen, dass es Orte auf der Welt gibt, die technologiefrei bleiben.

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die hiesige Fürsprache für E-Payments über Tech-Unternehmen wie Facebook oder Whats App unterdurchschnittlich gering: Nur 35 Prozent der deutschen Prosumer würden künftig in diese vertrauen, um Geld zu senden oder zu empfangen. Zum Vergleich: In China liegt der Wert bei 88 Prozent.

Social Media tun zu wenig gegen Cybermobbing

Auch wenn es um das Verhältnis zu den sozialen Netzwerken geht, zeigen sich große Unterschiede zwischen den Einschätzungen der deutschen Prosumer und den Bewertungen der in den 31 weiteren Märkten Befragten.

Während international die Furcht vorherrscht, dass die sozialen Netzwerke die Meinungsfreiheit einschränken, haben die deutschen Prosumer wenig Bedenken, dass diese ihre Beiträge regulieren. Ganz im Gegenteil: Die absolute Mehrheit gibt nicht nur an, dass die Plattformen gefüllt sind mit Hassreden und Feindseligkeiten, sondern auch, dass Social-Media-Unternehmen nicht genug tun, um Cybermobbing und Belästigungen im Online-Raum zu verhindern. Diese deutschen ethischen Bedenken spiegeln sich gleichermaßen im Bereich E-Commerce wider, wo die deutschen Prosumer im internationalen Vergleich mehr Wert darauf legen, dass E-Commerce-Unternehmen die Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter verbessern (72 Prozent).

„Technologie ist für die deutschen Prosumer ein buchstäblich spannendes Thema geworden. Die weltweite Pandemie hat uns aufgefordert, uns technologischen Angeboten schneller und öfter zuzuwenden – auch, wenn wir die Vorteile und die Convenience von beispielsweise E-Commerce und Social Media durch die Krise verstärkt zu schätzen wissen, so haben wir gleichzeitig auch ihre Schattenseiten entdeckt“, sagt Sandra Onofri, Havas Germany Group Strategy Director.

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.