„Das hatte unüberhörbar Sinn und Hintersinn“

Bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises Ende vergangener Woche wurden die besten Radiomacher und Hörfunkproduktionen des Jahres 2011 ausgezeichnet. Die unabhängige Jury des Grimme-Instituts vergab Preise in zehn Kategorien, darunter Reportage, Morgensendung, Moderation, Nachrichtenformat und Comedy. Die Gala im „Schuppen 52“ im Hamburger Hafen, moderiert von Barbara Schöneberger, wurde bundesweit von rund 50 öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosendern übertragen und ist in sechs Dritten Programmen der ARD zu sehen.

Der Deutsche Radiopreis ist eine gemeinsame Initiative öffentlich-rechtlicher und privater Radiosender. Stifter sind die Hörfunkprogramme der ARD, Deutschlandradio und die Privatradios in Deutschland. Zu den Kooperationspartnern zählen neben dem Grimme-Institut die Freie und Hansestadt Hamburg, die Radiozentrale sowie die Radio-Vermarkter AS&S Radio und RMS. Die Federführung liegt beim Norddeutschen Rundfunk. Für den diesjährigen Preis hatten 135 öffentlich-rechtliche und private Radiosender 265 Produktionen eingereicht. In jeder der zehn Kategorien nominierte die unabhängige Jury des Grimme-Instituts drei Finalisten.

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In der Kategorie „Bester Moderator“ wurde Volker Haidt, Radio SAW Muckefuck, ausgezeichnet. Er habe eine ganz unverwechselbare Note, zu der auch die außergewöhnlich große Bandbreite gehört, und überzeuge mit Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Spontaneität. Er sei Entertainer, lache mit seinen Hörern, informiere sie und diskutiere mit Ihnen. – Bei WDR 1Live arbeitet die „Beste Moderatorin“ Sabine Heinrich. Sie ist laut Jury die Stimme mitten aus dem Leben, alltagsnah und geradeaus. Frau Heinrich nehme ihre Hörer im besten Sinne mit, ohne sie zu verführen oder sie mit Sprachgirlanden um den Finger zu wickeln. Mit natürlichem Charme und Munterkeit, die nichts Hysterisches habe, gewinne sie junge und ältere Menschen. – „Planet project start up“ des Hessischen Senders „Planet Radio“ gewinnt den Preis als „Beste Höreraktion“. Die Aktion mit Marko Eichmann und Alena Engelhard war eine Casting-Show für kreative Köpfe. Dem Gewinner wurde für einen begrenzten Zeitraum eine eigene Ladenfläche an der Frankfurter Zeil zur Verfügung gestellt, als Basis für den eigenen Berufseinstieg. „Das hatte unüberhörbar Sinn und Hintersinn“, betont die Jury, mehr positive Aktion und produktive Hörerbindung, die über den Tag hinaus im Kopf bleibe, sei kaum vorstellbar.

Der Hörfunkbeitrag „Enis wünscht sich ein Schreibpult“ von Kathrin Erdmann, NDR Info, erhielt die Auszeichnung „Beste Reportage“. Sie schafft den Juroren zufolge auf kleinstem Raum eine besonders dichte Atmosphäre und liefert dabei nicht nur starke Eindrücke, sondern auch gehaltvolle Informationen über ein brisantes Thema. Der Beitrag stehe vorbildhaft für eine gute, klassisch gebaute Reportage. – Das Internet-Angebot „90elf – Dein Fußball-Radio“ mit Florian Fritsche und Christoph Kruse gilt in diesem Jahr als „Beste Innovation“. Auf mehreren Medienplattformen vernetze es im Sinne einer gelungenen Medienkonvergenz die spezifischen Nutzungsmöglichkeiten und Vorteile der unterschiedlichen Zugänge und ist nach Überzeugung der Jury damit ein überaus positives Beispiel für die Chancen des Hörfunks im digitalen Zeitalter. – Die „SWR3 Morningshow“ erhielt den Preis als „Beste Morgensendung“. Mit der „Pflicht“ in Form solider und kompetent dargebotener Fakten verbinde sich eine glänzende „Kür“ mit allen Facetten zeitgemäßer Radio-Unterhaltung. Das alles werde unübertroffen verfasst, gespielt, moderiert und zelebriert von den Moderatoren Michael Wirbitzky und Sascha Zeus.

In der Kategorie „Beste Sendung“ entschied sich die Jury für „WDR 3 Homestory: Jenni Zylka zu Gast bei Peter Wawerzinek“, den Preis erhielten Jenni Zylka und Leslie Rosin. Bei „Homestory“ sei nichts vorhersehbar, sie biete eine gelungene Mischung aus Gespräch, Lesung, Club und Autorenportrait. Leichtfüßig und frech, kenntnisreich und mitreißend stelle Multitalent Jenni Zylka Literaten aus deren eigener Sofaperspektive vor. – Christina Weiß und Michael Merx vom Radiosender „Radio 7“ nahmen den Preis für das „Beste Interview“ entgegen. Im Rahmen der Sendung „Radio 7-Chrissie Show“ hat Christina Weiss mit dem transsexuellen Leistungssportler Balian Buschbaum ein nach Überzeugung der Jury vorbehaltlos offenes und hoch professionelles Interview geführt, ganz ohne billige Effekte. Statt nach Sensationen zu gieren, sei sie hellwach, entwaffnend direkt und glitzernd charmant. Einfühlungsvermögen, Menschenfreundlichkeit und guter Umgang seien beispielgebend und hoffentlich stilbildend. – Als „Beste Comedy“ des Jahres 2011 gilt „Frühstück bei Stefanie“, NDR 2, mit Andreas Altenburg und Harald Wehmeier. Die Begründung der Grimme-Jury: „Steffi, Herr Ahlers, Udo und Opa Gehrke, dieses Quartett keineswegs nur norddeutscher Klischee-Kleinbürger lässt das alltäglich Banale ernsthaft erscheinen, das Ernsthafte wiederum alltäglich und banal, sodass es auf diese Weise urkomisch wirkt.“ Damit erfreue die Sendung, die inzwischen den dritten Geburtstag feiert und auch multimedial geworden ist, eine immer noch wachsende Fangemeinde.

„B5 aktuell“ des Bayerischen Rundfunks (BR) mit Max Stocker und Andrea Kister wurde als „Bestes Nachrichtenformat“ ausgezeichnet. Es sei als straffes, übersichtliches, informatives Nachrichtenformat ein unverzichtbarer Programmbestandteil des BR. Hier verbinde sich durchgehend hohe Professionalität mit aktuellen, solide gebauten und perfekt präsentierten Nachrichtenformen. Damit entspreche die Sendung allen Anforderungen an ein modernes Radioprogramm auf hohem Niveau. – Sonderpreise des Beirats gingen an Manfred Breuckmann und Herbert Grönemeyer: „Die Reportagen Breuckmanns in der ARD-Schlusskonferenz waren Kult. 36 Jahre lang hat er Fußballspiele übertragen, war landespolitischer Korrespondent in NRW und moderierte bei WDR 2. Er gehört zu den Sportreportern, die Kompetenz mit Unterhaltungsqualitäten verbinden.“ Herbert Grönemeyers Songs laufen Tag für Tag rund 100 Mal im deutschen Radio. „Er hat über Jahre hinweg den Sound der deutschen Radios mitbestimmt und die Hörer begeistert“, heißt es in der Laudatio.

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