Blind Side – zwischen Film und Realität

Ein Film über einen Außenseiter im US-Sport kann Agenturen als Vorbild dienen, um Vorurteile abzubauen und Inklusion zu fördern.
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Martin Eggert, Geschäftsführer Beratung bei David+Martin (© privat)

Der Begriff „blind side“ beschreibt im American Football die anfällige Seite eines Quarterbacks, weil er, der Wurfrichtung zugewandt, von der anderen Seite attackiert werden kann. Gleichzeitig hat der Film eine Metaebene, da er über blinde Flecken in der Gesellschaft berichtet. Es geht um Vorurteile, Benachteiligung und Exklusion.

Blind Side und LGBTQI+

Und damit wären wir bei LGBTQI+, dieser tollen, bunten und großen Gemeinschaft, die leider oft nicht als Teil der restlichen Gemeinschaft angesehen wird. Das passiert meist vorsätzlich, aber viel häufiger aufgrund einer „blind side“. Und so ist unser aller Job, dies zu ändern. Wir müssen, neben den unternehmerischen Zielen, die großen Reichweiten nutzen, um Vorurteile abzubauen, Benachteiligung zu verhindern und Exklusion in Inklusion zu wandeln.

Wir nehmen uns als Agentur, unser Team und vor allem die von uns betreuten Unternehmen als Werbetreibende in die Pflicht. Es gibt sie noch viel zu oft, diese „blind side“. Egal, ob eine Marke bei einem Filmprojekt der Meinung ist, dass Ethnie, Hautfarbe, sexuelle Ausrichtung, geschlechtliche Identität oder Nasenform der vorgeschlagenen Darsteller*innen nicht dem Bild der Konsument*innen entsprechen oder ob sich uns nahestehende Menschen mit einer unbedachten Äußerung oder Posting disqualifizieren: Wir halten dagegen.

Diese Werte und das FCKAFD-Logo auf unserer Website sind Teil unserer DNA. Doch versuchen wir, nicht nur stumpf unsere Meinung durchzudrücken. Wir intervenieren, diskutieren und argumentieren. Manchmal braucht es Dialog und Überzeugungskraft, Aufklärung und Beispiele, Perspektivwechsel und Empathie.

Guhl-Kampagne

Ein Beispiel, bei dem wir einen positiven Akzent setzen konnten, ist unsere aktuelle Kampagne für Guhl. Gemeinsam mit dem Kunden haben wir einen maximal diversen Cast gewählt und eine der Protagonistinnen der Kampagne ist eine Trans-Frau. Denn jeder kann, darf und soll sich mit Guhl die Haare waschen. Jedoch, das war allen Beteiligten wichtig, wurde es nicht zum Selbstzweck verklärt, sondern mit der angemessenen Selbstverständlichkeit behandelt. So funktioniert für uns Inklusion. Und wenn wir das Gefühl haben, mit einem Gegenüber gar nicht weiterzukommen? Dann beweisen wir Haltung. Wir stehen zu unseren Werten, ziehen die Reißleine und empfehlen einen Agentur- und Arbeitgeberwechsel.

Wie „The Blind Side“ ausgeht? Empathisch, nahbar, erfolgreich. Mehr wird nicht verraten, denn reinschauen lohnt sich.

Martin Eggert gründete David+Martin – eine Agentur, die für Kreativität und viel Haltung steht. Der Kolumnist schreibt im Wechsel mit Nadja Bergelt-Stephan über Agentur-Kunden-Beziehungen.