B Corp-Zertifizierung: Was Unternehmen dazu wissen sollten

Mit dem B Corp-Zertifikat können Unternehmen die eigene gesellschaftliche Verantwortung messen und zeigen. Das genormte Siegel schafft Transparenz und ist ein wirksames Mittel zur Stärkung der Marke. Aber worum handelt es sich bei B Corp genau? Ein Gastbeitrag.
Marco Peters ist Gründer und Geschäftsführer von Nextwork. (© Nextwork)

Konsument*innen erwarten heute, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und belohnen Unternehmen, die den aktuellen Wandel hin zu einer faireren Welt mitgestalten mit ihrer Kaufkraft. Deshalb boomen Purpose-Unternehmen wie etwa die Outdoor-Marke Patagonia oder die Suchmaschine Ecosia, die auf Basis des Suchanfragenvolumens Bäume pflanzt. Und mit diesem Boom steigt auch die Bedeutung entsprechender Zertifizierungen – wie dem anspruchsvollen B Corp-Siegel.  

Was ist dieses B Corp, von dem alle reden?

Das B Corp-Zertifikat wird von der Organisation B Lab ausgestellt. Im Zentrum steht jedoch nicht das Siegel selbst, sondern eine ganze Bewegung: Das Ziel dieses Unternehmens-Netzwerks ist es, eine nachhaltige, soziale und faire Zukunft für alle Menschen und den Planeten voranzutreiben und diese aktiv und verantwortungsbewusst mitzugestalten.

Anders als viele andere Siegel zertifiziert dieses Siegel in einem ganzheitlichen Ansatz die gesamte Leistung eines Unternehmens anhand der folgenden fünf Säulen: Mitarbeitende, Kund*innen, Lieferanten, Gemeinden und Umwelt. Das bedeutet, dass sich Unternehmen nicht mehr nur für die Interessen ihrer Aktionär*innen einsetzen, sondern dass ein Business zweckorientiert handeln muss, um das B Corp-Zertifikat zu erhalten.

Zudem sollten B Corp zertifizierte Unternehmen die Verpflichtung zu Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen in den Gesellschaftsvertrag aufnehmen und dadurch ihre Absichten für ein besseres, nachhaltigeres Morgen noch stärker untermauern.

Wer vergibt die B Corp-Zertifizierung?

Hinter B Corp steht B Lab. Die gemeinnützige Organisation wurde 2006 in den USA gegründet und ist mittlerweile weltweit vertreten. Sie schafft den Rahmen für die B Corp-Zertifizierung durch das B Impact Assessment (BIA), also den Fragebogen für die Zertifizierung.

Wie erhalten Unternehmen eine B Corp-Zertifizierung?

Das Gütesiegel B Corp setzt eine hohe Messlatte in Bezug auf soziale und ökologische Auswirkungen eines Unternehmens, seine öffentliche Transparenz und rechtliche Rechenschaftspflicht. Das Ziel ist immer, Gewinn und Zweck miteinander in Einklang zu bringen. Auf Unternehmen, die sich zertifizieren lassen möchten, warten diese fünf Schritte:

1. B Impact Assessment (BIA)

Anhand von 200 Fragen ermittelt B Lab die ökologischen sowie sozialen Auswirkungen beziehungsweise das Engagement eines Unternehmens entlang seiner gesamten Lieferkette. Dazu zählen der Umgang mit Lieferanten und Kund*innen, die Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende, das Engagement in der Gesellschaft, der Einsatz von Ressourcen bei der Produktion sowie die Umweltverträglichkeit des Unternehmens. Bei diesem Assessment müssen mindestens 80 Punkte erreicht werden, um weiter nach vorn rücken zu können.

2. Verifizierung der Angaben

Durch konkrete Nachweise muss ein Unternehmen seine Angaben belegen. Außerdem prüfen die Analyst*innen von B Lab die eingereichten Dokumente und das Unternehmen muss den Prozess alle drei Jahre neu durchlaufen und beweisen, dass die Maßnahmen für nachhaltiges Handeln auch wirklich nachhaltig sind.

3. Änderung der Satzung

Durch eine konkrete Satzungsänderung verpflichten sich Unternehmen, in Zukunft auch die Interessen aller Stakeholder zu berücksichtigen und untermauern damit ihren Anspruch auf ein sozial- und umweltverträgliches Wirtschaften.

4. Unterschreiben des B Corp-Vertrags

Für eine erfolgreiche Zertifizierung müssen Unternehmen den B Corp-Vertrag sowie die Declaration of Independence unterschreiben. Damit bekräftigen sie noch einmal ihr Engagement.

5. Zahlung von Gebühren

Abhängig von ihrem Jahresumsatz müssen Unternehmen eine Zertifizierungs- sowie Jahresgebühr leisten. Die Gebühr liegt in Deutschland zwischen 1000 und 50.000 Euro.

Warum eine B Corp-Zertifizierung sinnvoll ist?

Die B Corp-Bewertung bietet Unternehmen eine nachvollziehbare Methode. Damit hilft sie, Verbesserungspotenziale in den Bereichen soziale und Umwelt-Verantwortung zu identifizieren, wirkungsgetriebene und sinnvolle Ziele zu setzen und den Fokus bei Nachhaltigkeits-Initiativen zu wahren. Zudem gehören B Corps zu einer globalen Gemeinschaft von Unternehmen, die sich für eine nachhaltige und gerechtere Wirtschaft einsetzen.

Besonders interessant ist der Ansatz der Ganzheitlichkeit. Denn Unternehmen können nur dann in der Zukunft bestehen, wenn sie an alle Interessensgruppen denken. Dass Unternehmen sich alle drei Jahre neu zertifizieren lassen müssen, erscheint auf den ersten Blick aufwändig. Besonders hier besteht aber die Chance, langfristig zu denken, um bestehende Ressourcen entsprechend anzupassen und Änderungen stärker auf Nachhaltigkeit hin zu prüfen.

Fazit: Die B Corp-Zertifizierung ist ein Qualitätszeichen für jedes Business.Mit ihr zeigen Unternehmen, dass sie sich für alle sichtbar dazu verpflichtet haben, soziale und ökologische Standards zu erfüllen und damit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Eine B Corp-Zertifizierung ist ein unabhängiges Qualitätszeichen und gibt Unternehmen damit auch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.


Marco Peters ist Gründer und Geschäftsführer von Nextwork. Die Compliance- und Sustainability Beratung ist auf die Entwicklung von zertifizierbaren Managementsystemen spezialisiert und arbeitet für zahlreiche Kreativagenturen, Unternehmen aus dem Mittelstand sowie für Konzerne.